Doch ein guter Chef allein bringe keine glücklichen und motivierten Mitarbeiter, meint der Deutsche Gewerkschaftsbund. Nach dessen „Gute-Arbeit-Index“ ist die Führungsqualität in Deutschland zwar nur mittelmäßig. Einkommen und Aufstiegsmöglichkeiten ließen aber noch mehr zu wünschen übrig. Auch der Druck steige: „Wieviel muss ich in welcher Zeit schaffen? Das ist ganz entscheidend.“ Das bestätigt die Universität Duisburg-Essen. Sie ermittelte im Krisenjahr 2009, dass die deutschen Beschäftigten längst nicht mehr so zufrieden seien wie vor 25 Jahren - wegen Arbeitsdrucks, geringer Lohnsteigerungen und schlechter Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
In der Gallup-Studie schneidet Deutschland zwar regelmäßig besser ab als etwa China, Russland und Japan. In Ländern wie den USA, der Schweiz und Österreich fühlten sich aber deutlich mehr Angestellte ihrem Betrieb emotional verbunden. Die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände will die Zahlen aktuell nicht kommentieren. In der Vergangenheit hatte man auf andere Studien verwiesen, die - je nach Fragestellung - andere Schlüsse
nahelegen: Den Kranken- und Unfallversicherungen antworteten vor zwei Jahren jeweils weit mehr als 80 Prozent der befragten Männer und Frauen, ihre Arbeit bringe ihnen Anerkennung, sei vielseitig und abwechslungsreich. Laut OECD sind hierzulande 90 Prozent der Beschäftigten mit ihrer Arbeit zufrieden - ein Ergebnis, das auch die Gallup-Umfrage zutage förderte. Doch Zufriedenheit heiße nicht, dass Beschäftigte sich
ihrem Arbeitgeber emotional verbunden fühlen. „Sehr häufig geht Zufriedenheit auch mit Passivität einher“, sagt Nink. Und wer nur mit Kopf oder Händen, nicht aber mit dem Herzen bei der Arbeit sei, sei weniger leistungsbereit.
Gespräche mit den Mitarbeitern
Wer innerlich gekündigt habe, habe 2011 im Schnitt dreieinhalb Tage öfter gefehlt als jene 14 Prozent der Angestellten, die für ihre Firma brennen. Die Lösungen seien bekannt, würden aber zu selten beherzigt, sagt Professor Steinert: regelmäßige Mitarbeiter-Gespräche beispielsweise. Der Forscher schlägt vor, künftige Führungskräfte rechtzeitig durch Seminare auf die neue Aufgabe vorzubereiten. Chefs müssten sich auch regelmäßig untereinander austauschen können, denn mit ihren Mitarbeitern könnten sie nicht über ihre eigenen Leistungen sprechen.