
Junge Kollegen, Eigenverantwortung und ständig unterwegs sein. Nicolas Höhne hatte hohe Erwartungen an sein Praktikum bei KPMG. Seit Mai diesen Jahres ist er bei der Unternehmensberatung in München Praktikant. Dort ist er fest in einem Projekt eingeplant – der Kunde ist ein Mobilfunkunternehmen. Jeden Tag besucht er den Konzern und ist in die Abläufe der Finanzabteilung eingebunden. Er ist dabei wenn Anpassungen in der Bilanz vorgenommen werden, er erstellt Schulungsunterlagen für die Mitarbeiter des Kunden.
Die großen Karriere-Irrtümer
Viele ambitionierte Menschen verlassen sich auf logisch erscheinende Theorien, die nur auf Erfahrungen Einzelner basieren. Natürlich gibt es auch nützliches Erfahrungswissen, aber ohne psychologische Reflexion und systematische Aufbereitung bleibt es Einzelwissen.
Beim Mentoren-Prinzip fördern erfolgreiche Top-Manager ihre jüngeren, unerfahrenen Kollegen. Der Mentor will dem Mentee nach bestem Wissen und Gewissen sagen, „wo es lang geht“. Ist der Mentor gut, schrumpft das Wissensgefälle nach kurzer Zeit – und damit auch die Wichtigkeit des Mentors. Dieser wird dann oft wütend und eifersüchtig und ist versucht, die Karriere seines Schützlings zu hemmen.
Es ist eine verbreitete, aber falsche Annahme, dass Chefs offene und konstruktive Kritik benötigen, um besser zu werden. Denn diese wirkt sich oft desaströs auf die Karriere des Kritisierenden aus. Zumindest unbewusst will sich kein Chef Kritik anhören, schon gar nicht in seiner Position.
Es ist die Haltung des Gebens, die zum Erfolg und damit zur Karriere führt. Auch als unerfahrener Mitarbeiter kann man seinem Mentor etwas „geben“. Anstatt eine Beziehung zu seinem Mentor anzustreben, in der man nur selbst profitieren will, macht man seinem Vorbild Komplimente, zeigt seine Bewunderung und bittet um Rat und Hilfe.
Man muss nicht unbedingt mehr im Unternehmen arbeiten, wenn man höherwertige Positionen im Unternehmen erreicht. Top-Manager müssen vor allem die Verbindung zwischen der eigenen beruflichen und privaten Person intensivieren und als Persönlichkeit auf das Unternehmen wirken und dieses repräsentieren.
Karrieren hängen nicht von einzelnen Situationen ab, sondern entwickeln sich über einen langen Zeitraum. Bei Entscheidungen unter Zeitdruck ist es unerlässlich, innezuhalten. Je länger sie pausieren, ohne nachzudenken, umso unwahrscheinlicher ist eine Fehlentscheidung.
Talent ist zu vernachlässigen, wenn alle anderen Dimensionen für eine Karriere – wie das Streben nach höchstem Können und eine stabile Psyche – stimmen.
Die individuelle Karriere folgt keiner Normalverteilung. Für sie gibt es keine berechenbare Wahrscheinlichkeit. Die realen Einflussgrößen sind Widerstände und Krisen, die zu bestehen sind und an denen man wachsen kann.
Wer das System Karriere nicht durchschaut, hält die Erfolge seiner Karriere für Zufall. Es ist jedoch nicht Glück, sondern der autonomer Wille der Ambition – also harte Arbeit unter der Regie seiner Ziele.
Gerade hat der 24-Jährige sein Bachelor-Studium im Fach Internationale Betriebswirtschaftslehre an der Munich Business School abgeschlossen. Bevor er seinen Master in Dublin beginnt, will er Praxiserfahrung in einer Unternehmensberatung sammeln. Mit der Verantwortung, die ihm bei KPMG übertragen wird, ist er bisher zufrieden. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich so stark in die täglichen Aufgaben eines Beraters mit einbezogen werde.“ Einschränkungen gab es trotzdem: „Wenn es um die Plausibilisierung konkreter Zahlenwerte für eine Bilanz ging, hatte ich natürlich keine Eigenverantwortung.“
Unternehmensberatungen sind unter jungen Wirtschaftswissenschaftlern beliebte Arbeitgeber. Ein Praktikum bei einer Beratung ist der erste Schritt zur Festanstellung. Studenten sammeln erste Erfahrungen und knüpfen Kontakte. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an ein solches Praktikum – es ist der Test, ob der Traumjob auch hält, was er verspricht.
Doch nicht immer werden die Erwartungen der Praktikanten auch erfüllt. Das zeigt eine Online-Umfrage, die das Branchenportal Squeaker im Zeitraum von Oktober 2013 und Januar 2014 durchgeführt hat. Rund 2000 Bachelor- und Masterstudenten, die sich vorstellen können in einer Beratung zu arbeiten, wurden zu ihren Vorstellungen von einem Praktikum und einer Karriere in der Beraterbranche befragt.
Die Umfrage zeigt, dass die Studenten besonderen Wert darauf legen, Verantwortung für eine eigene Aufgabe übertragen zu bekommen. Doch die Realität sieht oft anders aus: Ihnen wird weit weniger Eigenverantwortung übertragen als erhofft. Denn Praktikanten sind vor allem mit dem Erstellen von Präsentationen beschäftigt. Mit Kunden haben die Praktikanten hingegen seltener Kontakt, als sie zuvor erwarten.
Auch bei den Projekten, in die Praktikanten involviert sind, läuft nicht immer alles so ab wie erwartet. Laut der Umfrage hoffen die Studenten auf Einblicke in verschiedene Industrien und wollen Projekte gerne von Anfang bis Ende begleiten. Doch auch diese Erwartung wird nicht immer in dem Maße erfüllt, wie es sich die Praktikanten erhoffen.
Auch beim Gehalt klaffen Wunsch und Realität auseinander: Im Schnitt erwarten angehende Praktikanten ein Bruttogehalt von 1784 Euro im Monat. Tatsächlich bekommen sie aber durchschnittlich nur rund 1442 Euro. Zwei Drittel der befragten Studenten wünschen sich außerdem ein Angebot für eine Festanstellung nach dem Praktikum. Aber nur ein Drittel erhält auch ein Angebot.