DGB-Studie Millionen Beschäftigte leiden unter Zeitdruck

Stress im Job: Viele Arbeitnehmer fühlen sich gehetzt Quelle: dpa

Eine Umfrage unter Beschäftigten verrät: Mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland fühlen sich bei der Arbeit gehetzt. Für viele mit Kunden- oder Patientenkontakt kommen weitere Belastungen hinzu.

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Hetze und Zeitdruck bestimmen den Arbeitsalltag von Millionen Arbeitnehmern in Deutschland. Beschäftigte, die besonders viel mit Kunden, Patienten oder etwa als Erzieherinnen mit Kindern zu tun haben, erfahren zudem weitere Belastungen. Das sind etwa Konflikte, die sie dann vielfach auch noch mit in den Feierabend nehmen. Das zeigt der am Donnerstag in Berlin präsentierte DGB-Index Gute Arbeit 2018, eine laut DGB repräsentative Umfrage unter den Beschäftigten in Deutschland.

So fühlen sich bundesweit 52 Prozent der Beschäftigten sehr oft oder oft bei der Arbeit gehetzt und unter Zeitdruck. Fast jede und jeder Dritte klagt darüber, dass oft verschiedene Anforderung in sie oder ihn gestellt werden, die schwer miteinander zu vereinbaren sind. Zwei von drei Beschäftigten sagen, sie hätten gar keinen oder kaum Einfluss auf die Arbeitsmenge, die sie erledigen müssen. Nur jeder Zweite hat nach eigenen Angaben Einfluss auf die Gestaltung der Arbeitszeit.

Beschäftigte, die sehr oft mit Kundschaft, Patienten, Klienten und anderen Menschen von außerhalb des Betriebs zu tun haben, kommen besondere Umstände dazu - oft besonders anspruchsvolle. Nach eigenen Angaben müssen 38 Prozent von ihnen sehr oft oder oft die eigenen Gefühle bei der Arbeit verbergen. Fast jeder Fünfte muss oft Konflikte oder Streitigkeiten mit den Menschen durchstehen, mit denen er arbeitet. Eine herablassende Behandlung durch andere erlebt mehr als jeder Zehnte sehr oft oder oft. 62 Prozent dieser „interaktiv Beschäftigten“ müssen oft mit nicht planbaren Situationen umgehen.

Fast jeder Zehnte mit regem Kundenkontakt muss oft Produkte oder Leistungen anbieten, von denen sie oder er selbst nicht überzeugt ist - im Gastgewerbe sogar 24 Prozent.
Diese Probleme betreffen sehr viele Menschen in Deutschland. Denn 63 Prozent der Beschäftigten arbeiten sehr oft oder oft mit anderen Menschen außerhalb des Betriebs zusammen. Die gute Seite: 74 Prozent dieser Beschäftigten sind der Meinung, dass ihre Arbeit in hohem Maß gesellschaftlich nützlich sei. Unter Beschäftigten mit wenig oder keinem Kundschaftskontakt beträgt der Anteil demgegenüber nur 57 Prozent.

Aber fast vier von fünf dieser „interaktiv Beschäftigten“ klagen laut der Befragung darüber, dass die besonderen Anforderungen ihrer Arbeit beim Einkommen gar nicht oder nur in geringem Maße berücksichtigt würden.

Verdi-Chef Frank Bsirske forderte eine bessere Vergütung für die betroffenen Erzieherinnen, Pflegerinnen und Beschäftigten in anderen Dienstleistungsberufen. Der oft dauerhaft hohen Belastung müsse verstärkt der Kampf angesagt werden. Dazu gehörten mehr Personal, eine realistische Leistungssteuerung, Weiterbildung und Coaching sowie Chancen für Regeneration und Erholung.

Mit Blick auf die Beschäftigten insgesamt stellte DGB-Chef Reiner Hoffmann fest: „Psychische Belastungen und Arbeitsstress haben durch den digitalen Wandel zugenommen.“ Er forderte: „Dieser Trend muss umgekehrt werden.“ Nötig sei eine humane Arbeitsgestaltung, die den Gesundheits- und Arbeitsschutz stärke und die Beschäftigten entlaste.

Die Linke-Fraktionsvize Susanne Ferschl sagte: „Viele Arbeitgeber verweigern ihren Beschäftigten bessere Arbeitsbedingungen.“ Trotz guter Wirtschaftslage werde zu wenig Personal eingestellt. Stattdessen würden die Schreibtische der Beschäftigten immer voller.

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