Die zehn stressigsten Büroexemplare So kommen Sie mit jedem Kollegentyp klar

Büroalltag mit schwierigen Kollegen Quelle: Getty Images

Jeder kennt Kollegen, mit denen er nicht gerne zusammenarbeitet. Der Rhetoriker Jürgen Rixgens gibt Tipps, um im Arbeitsalltag nicht zu verzweifeln: Zehn Typen von schwierigen Kollegen und wie man mit ihnen umgeht.

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Der Selbstverliebte
Hält sich für den wertvollsten Mitarbeiter im Unternehmen. Er ist es, der die Umsatzsteigerung mit einer zündenden Idee wahr gemacht hat, er ist der nächste Anwärter auf die Führungsposition. Der Selbstverliebte kommentiert gerne ausladend jeden Arbeitsschritt seiner Kollegen.

„Das Wichtigste ist, sich nicht über Narzissten zu ärgern“, sagt Rhetoriker und Kommunikationstrainer Jürgen Rixgens. Um konstruktiv zusammenzuarbeiten sollte man sich zwei Fragen stellen: „Was will ich? Durch welches Verhalten erreiche ich das?“ Bei Selbstverliebten bedeute das, immer nüchtern zu bleiben und sich nicht provozieren zu lassen. „Ganz schlecht ist es, Selbstverliebte allgemein zu loben, um so ihre Aufmerksamkeit zu bekommen“, meint Experte Rixgens. Denn so würde ihr Ego bis ins Unendliche wachsen und sie ließen sich von niemand mehr etwas sagen. Viel besser sei gezieltes Loben für konkrete Tätigkeiten, zum Beispiel: „Ich finde, Sie haben eine anschauliche Grafik für Ihren Vorschlag gewählt, doch ist unser Problem nicht viel eher...“ So habe man die Aufmerksamkeit der Person und könne kritisieren ohne den Narzissten zu kränken.

Der Gestresste
Hat nie Zeit für ein Gespräch, weil er angeblich immer so viel zu tun hat. Vereinbarte Meetings verschiebt er ständig, denn gerade stünden bei ihm wichtigere Aufgaben an. Ihn erreicht man vielleicht mal auf dem Weg zur Toilette oder Kaffeeküche, doch auch dort ist keine Zeit für eine Unterhaltung.

Zur Person

Hier kommt es auf die richtige Fragestellung an, sagt Experte Rixgens. Denn mit der häufig benutzten Formulierung „Haben Sie mal eine Minute Zeit?“ gebe man dem Gestressten keinen klaren Zeitrahmen für das Gespräch und eine einfache Möglichkeit, abzulehnen. „Viel besser ist zum Beispiel: Ich möchte gerne zehn Minuten mit Ihnen sprechen, ist dafür gerade ein schlechter Zeitpunkt?“, sagt der Rhetoriker. Das suggeriere dem Gestressten die Kontrolle, abzulehnen. Tut er das, könne man direkt nachhaken: „Wann ist denn heute ein besserer Zeitpunkt?“ Wenn man dann das ersehnte Gespräch hat, sollte man sich jeglichen Small Talk verkneifen oder ihn als direkte Überleitung benutzen. Zum Beispiel: „Ich weiß, Sie haben im Moment viel zu tun, deswegen möchte ich keine Zeit verschwenden und mit Ihnen über folgendes sprechen...“ Daher sei eine gute Vorbereitung für Gespräche mit Gehetzten wichtig.

Der Morgenmuffel
Kommt morgens mit Kopfhörern und nur halb geöffneten Augen ins Büro. Meist bringt er noch ein gemurmeltes „Hallo“ über die Lippen und verschwindet dann an seinen Platz. Der Morgenmuffel ist vor zehn Uhr vormittags und seinem ersten Kaffee kaum zu gebrauchen, obwohl er danach sehr produktiv sein kann.

Der Morgenmuffel. Quelle: Getty Images

Auf einen solchen Kollegen sollte man gerade morgens ruhig und sachlich zugehen und ihn dabei nicht überfordern, rät Rhetoriker Rixgens. Morgenmuffel seien meist schnell für wichtige Sachen zu begeistern. Das Wichtigste sei, nicht aufzugeben, weil man annimmt, man könne vor zehn Uhr mit solch einem Kollegen nichts anfangen. Bedachtes Motivieren sei die beste Lösung: "Guten Morgen. Ich weiß, es ist noch früh, aber ich brauche dringend Ihre Hilfe bei..."

Der Schleimer
Gibt seinen Vorgesetzten grundsätzlich und immer Recht. Gruppenleistungen sind meist seine Arbeit, nach oben buckelt und nach unten tritt er. Kommt der Chef vorbei, kritisiert er gerne mal einen Kollegen, der ja gerade etwas falsch mache. Meist erhofft sich der Schleimer durch sein Verhalten Karrieresprünge.

Schleimer sollte man unbedingt in einer ruhigen Situation ohne Vorgesetze im Raum ansprechen. „Dadurch wird ihre Neigung unterdrückt und man kann normal mit ihnen reden“, sagt Berater Rixgens. Man könne Schleimer selten überzeugen, aufzuhören. Daher sollte man ihren Hang akzeptieren. Man kann ihn sich aber auch zu Nutze machen: "Dem Chef würde es bestimmt gefallen, wenn wir..."

Der Rechthaber
Ist bekannt für seine besserwisserische Art und seinen Starrsinn. Egal wie gründlich man recherchiert hat, egal wie sicher man sich ist, der Rechthaber weiß es besser. Scheinen Zahlen seine Aussagen zu widerlegen, zweifelt er üblicherweise die Quelle an. Er benutzt gerne Fachwörter, um andere zu beeindrucken.

Der Rechthaber. Quelle: Getty Images

„Betroffene Mitarbeiter tragen zu dem besserwisserischen Auftritt bei, indem sie dem Rechthaber schmeicheln oder Recht geben“, sagt Experte Rixgens. „Das gegenteilige Verhalten ist jedoch ebenfalls nicht ratsam, denn Widerspruch und Kontra treiben den Sturkopf nur dazu, sich noch mehr beweisen zu wollen.“ Besser: Sich von den Emotionen loslösen und versuchen, rational zu denken und Kritik als Frage stellen. „Was würde denn passieren, wenn wir das Problem auf eine andere Weise angehen?“, oder: „Was würde die Budgetabteilung dazu wohl sagen?“, bringen den Rechthaber in Erklärungsnot. So muss er seinen Standpunkt mit Argumenten begründen und man kann sachlich diskutieren.

Rechthaber, Vielredner, Intriganten

Der Choleriker
Spricht man mit ihm gerade noch normal, scheint eine Lappalie ihn auf einmal völlig aus der Fassung zu bringen. Der Choleriker wird gerne laut und greift andere persönlich an. Ein falsches Wort und er bricht das Gespräch ab und schlägt beim Rausgehen die Tür zu.

Die richtige Vorgehensweise: Abstand gewinnen, ruhig und sachlich bleiben. „Auch beim Choleriker muss man sich selber fragen: Was will ich? Und wie erreiche ich es?“, rät Rixgens. Am besten käme man zum Ziel, indem man Sätze wie diesen verwende: „Vielen Dank, dass Sie das Problem so klar ansprechen. Auch ich sehe hier großen Gesprächsbedarf. Mein Vorschlag ist...“ So fühle sich der Choleriker ernstgenommen und angesprochen.

Direkten Widerspruch sollte man vermeiden, denn im Wutanfall sei der Gegenüber unzugänglich für Argumente. Auch dem anderen zu raten, er solle sich doch bitte beruhigen, führe meistens zum Gegenteil, „Choleriker fühlen sich dann nicht ernst genommen“, meint der Experte. Dasselbe gelte für Ironie. Gerade wenn der Choleriker ein Vorgesetzter ist, sei es ein Fehler, sich demütig zu entschuldigen. „Denn das bestätigt ihn nur und gibt ihm das Gefühl, durch den Wutanfall gewonnen zu haben.“

Der kreative Chaot
Er besitzt ein gutes Einfühlungsvermögen, ist offen und kommunikativ. Bei nüchternen Aufgaben, wie dem Verfassen eines Berichts ist er jedoch schnell gelangweilt. Da er schlecht nein sagen kann, ist der Chaot oftmals verplant. Dieses Verhalten, gepaart mit Unpünktlichkeit, führt häufig zu schlechten Arbeitsergebnissen - zumindest in den Augen anderer.

„Im Umgang mit dem Chaoskopf gilt: Die eigene Meinung zurückhalten und nicht versuchen, den Kollegen zu verändern“ erklärt der Rhetorik-Experte. Stattdessen lieber die Kritik konstruktiv formulieren und den kreativen Chaoten für positives Verhalten loben. Das motiviere ihn und stärke die Kommunikationsbereitschaft.

Der Vielredner
Kennt sich aus, ist meist fachlich kompetent und engagiert. Außerdem hört er sich selber gerne sprechen. In seinem Eifer überschüttet er Kollegen mit Informationen, ohne sich auf die Gesprächspartner einzustellen. Er eröffnet immer wieder neue Themen, ohne die alten zu beenden.

Der Pessimist. Quelle: Getty Images

Der Kommunikationsexperte rät zu freundlichen Unterbrechungen während langer Monologe mit teilweiser Zustimmung, um auf eine gemeinsame Gesprächsrichtung hinzuführen. „Vorgetäuschtes Interesse oder passives Zuhören führt zu nichts. Dadurch fühlt sich der Vielredner nicht ausreichend verstanden und erklärt alles noch detaillierter. Wenn das Gespräch einfach kein Ende finden will, sollte es wertschätzend, aber bestimmt beendet werden“, erklärt Rixgens.

Dabei sei es immer gut, den Kollegen beim Namen zu nennen, um sich seine Aufmerksamkeit zu sichern. Ein Beispiel dafür: „Herr Müller, verzeihen Sie mir, das geht mir gerade zu schnell - ich komme nicht mit. Ich möchte Ihre Sicht aber gerne verstehen. Können Sie mir die drei wichtigsten Punkte nochmal zusammenfassen?“

Der Pessimist
Ist nie motiviert und immer schlecht gelaunt. Die geplante Verkaufsstrategie? Wird scheitern. Der neue Kollege? Ist inkompetent. Die Zukunft des Unternehmens? Düster. Pessimisten können andere schnell anstecken.

„Mitarbeiter sollten auf keinen Fall die Bemerkungen des Schwarzsehers persönlich nehmen oder sich aus Höflichkeit vereinnahmen lassen. Es gilt: Wer den Unterschied zwischen Meckern und echter Kritik erkennt und den Pessimist als professionellen Bedenkenträger sieht, nutzt die Eigenart des Kollegen als wertvolles Korrektiv für das Team“, sagt Rixgens. Da der Pessimist meist einzelne Schwachstellen auf das gesamte Projekt übertrage, könne man so gezielt diese Fehler ausmerzen.

Der Intrigant
Ist meist sehr ehrgeizig und hat das Ziel, weit im Unternehmen aufzusteigen. Dafür schreckt er vor nichts zurück. Sein Ehrgeiz bringt ihn dazu, Tratsch und Lügen zu verbreiten und Kollegen mit hinterlistigen Machtspielen in Verlegenheit zu bringen.

Im Umgang mit dem Intrigant ist äußerste Vorsicht geboten, warnt Kommunikationstrainer Rixgens: „Anstatt die Intrige zu ignorieren, oder schlimmer, mit dem Intrigant über die Wahrheit zu diskutieren, sollten Betroffene besser ein Klärungsgespräch suchen.“ Dabei sollten sie die „WWW-Strategie“ anwenden: In der Ich-Form beschreiben, wie man die Situation wahrgenommen haben. Dann beschreiben, wie der Vorfall auf einen gewirkt hat. Und schließlich seinen Wunsch klar und deutlich äußern: „Ich möchte, dass Sie in Zukunft nicht mehr über mich lästern.“

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