Diversität dank Homeoffice Remote Work fördert die Diversität

Nationalität, Geschlecht, Alter, sozialer und fachlicher Hintergrund - die Dimensionen der gewünschten Diversität im Job sind vielfältig und sollen durch mehr Remote Work besser abgebleidet werden. Quelle: imago images

Schon zu Beginn der Pandemie wurde gemutmaßt, dass mehr Homeoffice die Diversität in der Belegschaft steigert.  Nun zeigt sich: Die Hoffnung hat sich erfüllt. 

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Die Auswirkungen der Coronapandemie auf die Diversität der Belegschaft wurde in den vergangenen Jahren aus vielen Perspektiven untersucht und besprochen. Viele Studien kamen zu dem Schluss, dass sich die Belastung der Frauen im Homeoffice erhöhte, denn sie waren es in einem Großteil der Fälle, die sich zusätzlich um Haushalt und Homeschooling kümmerten. Gleichzeitig wünschen sich deutlich mehr Frauen als Männer, nämlich 48 Prozent, von ihrem Arbeitgeber auch remote arbeiten zu können. Das ergab beispielsweise eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa von Anfang 2022. 

Basierend auf solchen Erhebungen war auch immer wieder die Hoffnung formuliert worden, mit neuen Arbeitsortmodellen mehr Frauen in die Belegschaft zu locken. Nach zweieinhalb Jahren Pandemie zeigt sich nun: Diese Hoffnungen waren nicht unbegründet und wirken sich sogar in noch mehr Dimensionen aus als nur im Bereich der Geschlechtervielfalt. 

Der Facebook-Mutterkonzern Meta etwa hat kürzlich bekannt gegeben, seine selbst gesteckten Diversitätsziele für 2024 bereits in diesem Jahr erreicht zu haben. Grund: die verstärkte Möglichkeit zum ortsunabhängigen Arbeiten. „Zum ersten Mal stellen wir Personen ein, die vollständig aus der Ferne arbeiten können, auch an Orten, an denen wir keine Büros haben“, sagt Maxine Williams, Chief Diversity Officer von Meta. „Das erhöht die Vielfalt in den Kandidatenpools." Das Silicon Valley sei etwa noch nie ein Ort gewesen, an dem besonders viele Schwarze gelebt hätten, sagte sie in einem Interview. Seit 2019 hat Meta laut seinem jährlich erscheinenden Diversity-Bericht die Anzahl der schwarzen und spanischstämmigen Mitarbeiter in den USA verdoppelt, ebenso weltweit die Zahl von Mitarbeiterinnen. Auch würden andere unterrepräsentierte Gruppen, wie Veteranen, Menschen mit Behinderungen oder Personen aus der LGBTQ-Community häufiger Wert darauf legen von überall zu arbeiten.
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Unwohlsein im Büro

Eine Erhebung der Unternehmensberatung McKinsey & Company aus dem vergangenen November bestätigt die Erkenntnisse des Techkonzerns. In einer Befragung von 1345 Menschen aus Nordamerika, Europa und Australien kam heraus, dass Menschen mit Behinderungen mit einer elf Prozent höheren Wahrscheinlichkeit einen Job bevorzugten, den sie nicht zwangsläufig aus dem Büro machen mussten. Auch non-binäre Personen, also solche die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen lassen, bevorzugten mit einer 14 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit ortsunabhängige Arbeitsplätze. Die Studienautoren mutmaßen, dass diese Präferenz daher rühre, einem Stigma entgehen zu wollen. Viele Menschen würden ihre Behinderung, sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität am Arbeitsplatz immer noch verschleiern. Arbeitsmodelle, bei denen sie einen Großteil von zuhause erledigen können, empfänden sie als entlastend. Das ist zwar keine schöne, aber leider immer noch zutreffende Erkenntnis. 

Auch das Karrierenetzwerk Linkedin hat kürzlich bei einer Datenanalyse von 722 Millionen Profilen herausgefunden, dass Frauen sich mit einer 26 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit auf Stellenanzeigen bewerben, bei denen Homeoffice explizit möglich ist. Der Grund dafür könnte sein, dass sich Frauen neben ihrer Erwerbstätigkeit immer noch häufiger um Kinder und Haushalt kümmern. 

Unternehmen, die gezielt die Diversität in ihren Teams fördern wollen, tun also gut daran, offensiv mit der Möglichkeit von Homeoffice und Remote-Arbeit zu werben. Und tatsächlich scheinen einige Arbeitgeber davon schon Gebrauch zu machen. Einer Auswertung des Softwareunternehmens Textkernel zufolge, das mit seiner Analysesoftware regelmäßig 68.000 Websites in Deutschland nach Stellenanzeigen durchsucht, lag der Anteil von Jobs mit expliziter Homeoffice-Möglichkeit Mitte vergangenen Jahres bei rund neun Prozent aller Ausschreibungen. Vor der Pandemie waren es gerade mal drei Prozent. 

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