
Dass viele junge Frauen ihren Beruf nicht mehr nach ein paar Jahren an den Nagel hängen, um Hausfrau und Mutter zu sein, sollte sich inzwischen rumgesprochen haben. Das belegt schließlich auch die Geburtenrate, die in Deutschland seit Jahren zurückgeht. Trotzdem scheint in den Köpfen vieler Unternehmer noch festzusitzen, dass Frauen ja ohnehin irgendwann kündigen, um sich Heim und Herd zu widmen. Zumindest lässt sich das aus einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC herauslesen, für die mehr als 10.000 Menschen im Alter von 20 bis 35 Jahren zu ihrer Einstellung zu Arbeitswelt und Karriere befragt wurden.
Männer bevorzugt befördert
Eines der Ergebnisse: Junge Männer werden befördert - in der Folge wechseln Frauen aus Frust den Job. "Unsere Studie räumt mit dem Mythos auf, Frauen würden aus dem Berufsleben aussteigen, um eine Familie zu gründen", sagt Petra Justenhoven, Mitglied des Vorstands von PwC Deutschland. Nur 19 Prozent der zwischen 1980 und 1995 geborenen Frauen wollen ihren Arbeitgeber verlassen, um eine Familie zu gründen. Am häufigsten nennen die weiblichen Mitglieder der Generation Y dagegen fehlende Aufstiegschancen als Grund, den Job zu wechseln.
43 Prozent der deutschen Frauen geben an, dass sich Arbeitgeber bei internen Beförderungen zu sehr auf männliche Mitarbeiter konzentrierten. Im Jahr 2011 sagten das nur 14 Prozent. Die stärkste Bevorzugung von Männern erleben Frauen in Spanien (60 Prozent) und Frankreich (58 Prozent), während Malaysia (16 Prozent) und die Philippinen (11 Prozent) die geringsten Unterschiede sehen.
Frauen wollen Karriere machen - nur nicht in der Finanzbranche
86 Prozent der weiblichen Millennials bevorzugen dementsprechend Arbeitgeber, bei denen Diversity, Gleichberechtigung und Integration hoch im Kurs stehen. Dabei geht es den meisten gar nicht um spezielle Frauen-Coachings oder um Quoten, sondern schlicht darum, genauso ge- und befördert zu werden, wie die männlichen Kollegen. 71 Prozent von ihnen geben jedoch an, dass Arbeitgeber zwar über Diversity sprechen, jedoch Chancengleichheit nicht wirklich besteht. Denn dass junge Frauen keine Lust auf Karriere haben, stimmt nicht. "Bisherige Studien schrieben der Generation Y zu, sie würde die Karriere dem Privatleben deutlich unterordnen. Das bestätigt unsere Umfrage nicht", sagt auch Justenhoven.
Diese Unternehmen bieten die besten Karrierechancen für Frauen
Für den Frauen-Karriere-Index des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) bekommen die teilnehmenden Unternehmen eine Wertung auf einer Skala von 0 bis 100. Je höher die Punktzahl, desto besser die Karrierechancen für Frauen in dem Betrieb.
Die Symrise AG kam im Jahr 2015 auf 73 von 100 Punkten - im Ranking reicht das für Platz zehn.
Quelle: Frauen-Karriere-Index
GFT Technologies AG - 75 Punkte
Jeweils 76 Punkte entfallen auf:
Intel GmbH / Intel Mobile Communications
DATEV eG
TÜV Rheinland
ING-DiBa AG
Jeweils 78 Punkte gehen an
Bombardier Transportation GmbH
Uniklinik Köln
Jeweils 79 Punkte für
Hydro Aluminium Rolled Products GmbH, Grevenbroich
SEB AG
KfW
Jeweils 80 Punkte gehen an
Siemens Betriebskrankenkasse SBK
HypoVereinsbank
SMA Solar Technology
Charité Universitätsmedizin Berlin - 81 Punkte
Jeweils 82 Punkte erreichten
Randstad Deutschland
Airbus Group Deutschland
Deutsche Telekom AG - 83 Punkte
Hewlett Packard GmbH - 85 Punkte
Die gut ausgebildeten Frauen der Generation Y haben große Karriere-Ambitionen. Für 53 Prozent ist ein attraktiver Arbeitgeber ein Unternehmen, bei dem sie Aufstiegschancen haben. Doch nur 19 Prozent der deutschen Frauen glauben auch daran, es bei ihrem Arbeitgeber in eine Führungsposition zu schaffen. Nur in Kasachstan (18 Prozent) und Japan (elf Prozent) rechnen sich Frauen noch schlechtere Karrierechancen aus. Das größte Selbstvertrauen zeigen weibliche Millennials in Brasilien (76 Prozent), Indien (76 Prozent) und Portugal (68 Prozent).
Außerdem würden sich - weltweit - 71 Prozent der jungen Frauen wünschen, auch international Berufserfahrung zu sammeln. Geschickt werden aber die Männer. Nur 20 Prozent der befragten Frauen werden von ihrem Arbeitgeber ins Ausland geschickt.
Die Gehaltslücke schließt sich
Immerhin: Die oft zitierten Gehaltsunterschiede von 21 und mehr Prozent zwischen den Geschlechtern, sind für die junge Generation kein Thema mehr. Von den in einer Beziehung lebenden Frauen der Generation Y sind 86 Prozent Teil eines sogenannten "Dual Career Couple", in dem beide Partner eine berufliche Karriere anstreben.
Welche Branchen mehr als der Durchschnitt zahlen
Den gleichen Wert wie die Finanzdienstleister- erzielt die Pharmabranche. Auch hier verdienen Angestellte 13,4 Prozent mehr.
Quelle: Gehaltsvergleich.com
Die Finanzdienstleistungsbranche verdient 13,4 Prozent mehr als der Durchschnitt. Nicht einbezogen sind Banken und Versicherungen.
Quelle: Gehaltsvergleich.com
Im Bereich der Investitionsgüter verdienen die Angestellten 14,2 Prozent mehr.
Quelle: Gehaltsvergleich.com
Unternehmensberater erhalten 16,2 Prozent mehr Gehalt als der Durchschnitt der Kollegen anderer Branchen.
Quelle: Gehaltsvergleich.com
Banken zahlen 19,2 Prozent mehr als die Durchschnittsgehälter aller Branchen und erzielen damit den höchsten Wert.
Quelle: Gehaltsvergleich.com
42 Prozent verdienen genauso viel wie ihre Partner, weitere 24 Prozent verdienen mehr. 31 Prozent der weiblichen Millennials mit neun oder mehr Jahren Berufserfahrung sind Hauptverdienerin. Von den Berufseinsteigerinnen sind es 18 Prozent. "Einkommen ist auch für die Frauen der Generation Y ein wichtiges Kriterium. Und sie sind einen deutlichen Schritt vorangekommen. Zwei Drittel verdienen gleich viel oder mehr als ihre Partner", fasst Justenhoven zusammen.
Entsprechend ist - neben den Aufstiegschancen - das Gehalt für mehr als 50 Prozent ein wichtiges Kriterium bei der Arbeitgeberwahl. Die Frauen legen bei der Wahl ihres Arbeitgebers außerdem besonderen Wert auf das Image der Branche. 17 von 25 Branchen sind für junge Frauen weltweit unattraktiver als für ihre männlichen Kollegen. Weltweit meiden 21 Prozent der befragten Frauen vor allem die Finanzbranche. In Deutschland sind es sogar 39 Prozent der jungen Frauen, die nicht für die Finanzbranche arbeiten wollen.