Drei-Tage-Woche für Ältere Diese Berufe schaden der Gesundheit

Flexible Wege in den Ruhestand, weniger Arbeiten im Alter? Für die IG BCE ist eine Drei- oder Vier-Tage-Woche für Beschäftigte ab 60 Jahren denkbar. Bei welchen Berufen das sinnvoll ist und bei welchen nicht.

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Welche Berufe am wenigsten krank machen
MedienschaffendeInsgesamt wurden Daten von 4,1 Millionen bei der TK Versicherten ausgewertet. Extrem wenig krankheitsbedingte Ausfälle finden sich in medialen Berufen. Hier melden sich Angestellte durchschnittlich nur 11,8 Tage im Jahr krank. Doch die Medienmacher sind noch nicht die Spitzenreiter bei den geringsten Fehlzeiten. Quelle: dpa
AgrarberufeBerufstätige im Agrarbereich kommen durchschnittlich auf 17,2 Fehltage im Jahr. Damit liegen sie etwas über dem Durchschnitt. Erklären lässt sich dieses Ergebnis mit der oft körperlich anstrengenden Arbeit. Zu beachten ist allerdings auch der sogenannte „Healthy Worker Effect“. Körperlich überdurchschnittlich gesunde Personen werden gezielt für besonders schwere Tätigkeiten angestellt. So können je nach Berufsgruppe trotz hoher Belastung relativ geringe Erkrankungsraten resultieren. Übrigens: Während Männer häufiger an Verletzungen der Gelenke leiden, erkranken Frauen öfter an den Atemwegen. Quelle: dpa
Bau- und HolzberufeIn den Bau- und Holzberufen fehlen die Angestellten mit am häufigsten. Sie melden sich im Schnitt rund 21,5 Tage im Jahr krank. Das lässt sich zum Teil dadurch erklären, dass ein Handwerker grundsätzlich einem höheren Verletzungsrisiko ausgesetzt ist, als zum Beispiel ein Versicherungsangestellter. Quelle: dpa
ElektroberufeWie Turner auf einem Strommast erscheinen die Arbeiter im Bild. Auch wenn das scheinbare Risiko der Situation es nahe legen mag: Elektro-Angestellte sind nicht allzu oft krankgeschrieben. Männer bringen es nur auf 15,4 Fehltage im Jahr. Frauen fehlen dafür in dieser Berufssparte besonders oft: 20,1 Tage im Jahr. Frauen lassen sich allerdings auch insgesamt öfter krankschreiben als Männer. Sie fehlen durchschnittlich drei Tage im Jahr länger als ihre männlichen Kollegen. Quelle: dapd
Ordnungs- und SicherheitsberufeDie Ordnungs- und Sicherheitsbeauftragten fehlen im Vergleich etwas öfter als der Durchschnitt. Während Männer 16,4 Tage im Jahr fehlen, lassen sich Frauen durchschnittlich 18,3 Tage im Jahr krankschreiben. Quelle: dpa
Friseure / Gästebetreuer / Hauswirtschafter / ReinigerFriseure, Gästebetreuer, Hauswirtschafter und Reiniger fehlen erstaunlich häufig. Im Schnitt ist diese Berufsgruppe rund 19,6 Tage im Jahr krankgemeldet. Quelle: dpa
Sozial- und Erziehungsberufe, SeelsorgerBei den Sozial- und Erziehungsberufen fällt eines besonders auf: Männer fehlen mit 11,3 Tagen im Jahr sehr selten, Frauen im Vergleich mit 17,8 Tagen eher häufig. Gründe für Krankmeldungen sind nicht immer körperlichen Ursprungs. Oft spielt auch psychischer Druck eine große Rolle. Quelle: dpa

Manche Berufe sind körperlich anstrengender als andere. Um dem Rechnung zu tragen, plant die Gewerkschaft IG BCE für Beschäftigte ab 60 Jahren eine Drei- oder Vier-Tage-Woche. "Es geht darum, die Belastungen zu verringern, dann können die Beschäftigten auch länger in den Betrieben gehalten werden", sagt Peter Hausmann, Vorstand der IG BCE. Für den Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) ist eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung ab 60 dagegen keine Option. "Angesichts des demografischen Wandels ist unser zentrales Ziel, möglichst viele Beschäftigte möglichst lange motiviert und leistungsfähig im Betrieb zu halten", sagte der Hauptgeschäftsführer des BAVC, Klaus-Peter Stiller. "Generelle Arbeitszeitverkürzungen ab 60 widersprechen diesem Ziel."

Darüber hinaus ergibt die Forderung der Gewerkschaft auch nicht für alle Berufsgruppen Sinn - selbst die Mitarbeiter der Chemiebranche sind nicht zwangsläufig betroffen. So zeigt beispielsweise der Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse, dass die Arbeitnehmer besonders oft in Frührente gehen, die lange stehen oder schwer heben müssen, beziehungsweise bei der Arbeit regelmäßig Erschütterungen oder Stößen ausgesetzt sind, wie es beispielsweise im Straßenbau der Fall ist.

Diese Berufe machen krank

Dagegen gibt es natürlich auch eine ganze Liste an Berufen, die zumindest nicht körperlich anstrengend sind und keine Rückenleiden oder ähnliches verursachen. Wer nur am Schreibtisch sitzt, geht seltener aus gesundheitlichen Gründen in den Vorruhestand. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts müssen Mitarbeiter in Einkauf und Vertrieb am seltensten aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand. Außerdem sind sie im Schnitt keine zehn Tage im Jahr krank.

Dementsprechend sollte man vielleicht auch einen Blick auf die Arbeitsbelastung werfen, wenn es um flexiblere Rentenmodelle geht. Immerhin: Bis zum Jahresende will auch die Bundesregierung Möglichkeiten für flexiblere Übergänge in die Rente ausloten. "Wir wollen, dass jeder früher aufhören, aber auch länger arbeiten kann - abhängig von der Situation am Arbeitsplatz und der individuellen Leistungsfähigkeit", kündigte die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Carola Reimann im August an. Nach Vorstellung der Sozialdemokraten soll es bei der "Flexi-Rente" möglich sein, ab dem 60. Lebensjahr 30, 40, 50, 60 oder 70 Prozent der vollen Rente in Anspruch zu nehmen.

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