Manche Berufe sind körperlich anstrengender als andere. Um dem Rechnung zu tragen, plant die Gewerkschaft IG BCE für Beschäftigte ab 60 Jahren eine Drei- oder Vier-Tage-Woche. "Es geht darum, die Belastungen zu verringern, dann können die Beschäftigten auch länger in den Betrieben gehalten werden", sagt Peter Hausmann, Vorstand der IG BCE. Für den Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) ist eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung ab 60 dagegen keine Option. "Angesichts des demografischen Wandels ist unser zentrales Ziel, möglichst viele Beschäftigte möglichst lange motiviert und leistungsfähig im Betrieb zu halten", sagte der Hauptgeschäftsführer des BAVC, Klaus-Peter Stiller. "Generelle Arbeitszeitverkürzungen ab 60 widersprechen diesem Ziel."
Darüber hinaus ergibt die Forderung der Gewerkschaft auch nicht für alle Berufsgruppen Sinn - selbst die Mitarbeiter der Chemiebranche sind nicht zwangsläufig betroffen. So zeigt beispielsweise der Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse, dass die Arbeitnehmer besonders oft in Frührente gehen, die lange stehen oder schwer heben müssen, beziehungsweise bei der Arbeit regelmäßig Erschütterungen oder Stößen ausgesetzt sind, wie es beispielsweise im Straßenbau der Fall ist.
Diese Berufe machen krank
Gemäß dem Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse fallen Gärtner und Floristen durchschnittlich 20,3 Tage im Jahr krankheitsbedingt aus. Schuld daran ist die ungesunde Arbeitshaltung, die diese Berufsgruppen größtenteils einnehmen müssen. Wer den ganzen Tag kniet oder hockt, tut seinen Knien und seinem Rücken nichts Gutes. Laut Statistischem Bundesamt müssen Floristen und Gärtner ihren Beruf besonders häufig aus gesundheitlichen Gründen aufgeben.
Im Schnitt fallen Metallbauer pro Jahr 20,7 Tage krankheitsbedingt aus. Und je älter, desto schlimmer wird es. Besonders häufig krank sind die 50- bis 64-Jährigen.
Patienten heben, waschen, tragen: Das geht auf Bandscheiben und Gelenke. Dementsprechend fallen Gesundheits- und Krankenpfleger an durchschnittlich 21,2 Tagen im Jahr aus. Krankenpfleger gehen auch häufig vorzeitig in den Ruhestand - und geben bei ihrem Renteneintritt meistens gesundheitliche Gründe an.
Am häufigsten krank sind Führer von Fahrzeugen und Transportgeräten mit 26,9 sowie Bus- und Straßenbahnfahrer mit 28 Krankentagen im Jahr. Meistens gehen sie aus gesundheitlichen Gründen früher in den Ruhestand.
Dagegen gibt es natürlich auch eine ganze Liste an Berufen, die zumindest nicht körperlich anstrengend sind und keine Rückenleiden oder ähnliches verursachen. Wer nur am Schreibtisch sitzt, geht seltener aus gesundheitlichen Gründen in den Vorruhestand. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts müssen Mitarbeiter in Einkauf und Vertrieb am seltensten aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand. Außerdem sind sie im Schnitt keine zehn Tage im Jahr krank.
Dementsprechend sollte man vielleicht auch einen Blick auf die Arbeitsbelastung werfen, wenn es um flexiblere Rentenmodelle geht. Immerhin: Bis zum Jahresende will auch die Bundesregierung Möglichkeiten für flexiblere Übergänge in die Rente ausloten. "Wir wollen, dass jeder früher aufhören, aber auch länger arbeiten kann - abhängig von der Situation am Arbeitsplatz und der individuellen Leistungsfähigkeit", kündigte die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Carola Reimann im August an. Nach Vorstellung der Sozialdemokraten soll es bei der "Flexi-Rente" möglich sein, ab dem 60. Lebensjahr 30, 40, 50, 60 oder 70 Prozent der vollen Rente in Anspruch zu nehmen.