Dresscode im Büro „Logos bergen Diskussions-Potenzial“

Modedesignerin Katharina Starlay

Logos auf Klamotten sind allgegenwärtig. Aber wie ostentativ luxuriös darf es sein? Stilberaterin Katharina Starlay meint: Mit Logos sollte man beim Büro-Outfit zurückhaltend sein.

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Die studierte Modedesignerin Katharina Starlay berät Unternehmen und Einzelpersonen in Stilfragen. Die Autorin („Stilgeheimnisse“, „Der Stilcoach für Männer“, „Tattoos im Job“) ist Mitglied im Deutschen Knigge-Rat.

WirtschaftsWoche: Frau Starlay, was sagen Logos über den Träger aus?
Katharina Starlay: Das zur Schau tragen von Logos ist wie eine Beschriftung auf einer Schublade. Damit sagt der Träger wahlweise: Ich kann mir dieses oder jenes leisten. Aber auch: Ich finde diese Marke gut und mache gerne Werbung dafür.

Man identifiziert sich also für Kollegen und Geschäftspartner erkennbar mit dieser Luxusmarke?
Genau, man kauft sich letztlich deren Lifestyle und erhält Eintritt zu einer Welt, die man sich selbst so gar nicht erschaffen kann. Die ursprüngliche Idee der Markenwelt ist sehr schön. Sie steht für eine über Jahrzehnte bewiesene Qualität, die nicht infrage gestellt werden muss. Ikonische Labels wie zum Beispiel Hermès erzählten allein über das Logo Geschichten davon, was von dem Produkt zu erwarten ist. Das sichert auch den Wiederverkaufswert und adelt den Erwerb nicht selten als Geldanlage.



Das gilt allerdings nicht für viele Produkte der letzten Zeit, die lediglich über den groß aufgedruckten Markennamen als Luxusartikel zu erkennen sind.
Bei der sogenannten Logomania wird leider letztlich sehr viel auf die Oberfläche reduziert. Das ist das Gefährliche an Logos. Jedes Logo ist ein Versprechen für Qualität, eine gewisse Haltung oder einen Lifestyle. Aber dieses Versprechen will gehalten werden. Das ist kaum der Fall, wenn das T-Shirt mit der großen, plakativen Werbebotschaft unter nicht so schönen Arbeitsbedingungen entstanden ist.

Sollte man über die Wahl solcher Kleidungsstücke und Accessoires im Büro also besonders sorgfältig nachdenken?
Absolut, ein Büro ist schließlich ein öffentlicher Raum. Von dem, was ich trage, werden Rückschlüsse auf meine Person gezogen. Wenn das Logo den Inhalt ersetzt, muss ich mich fragen: Warum will ich mich für so etwas zum Werbeträger machen? Außerdem gilt: Markenbotschaften dürfen gern subtil sein. Mein Gegenüber ist nicht schwerhörig und nicht blind.

Ist es also im Berufsleben grundsätzlich ratsam, auf dezente Logos und Monogramm-Drucke zurückzugreifen, die für die meisten Menschen nicht sofort als Luxusware erkennbar sind?
Das kann eine Alternative sein. Es gibt ja den Leitspruch: Das Eine tun und das Andere nicht lassen. Und Kommunikation – auch die Kleiderkommunikation, sollte empfängerbezogen sein. Man kann sich selbst treu bleiben, ohne den Anderen vor den Kopf zu stoßen. Es gibt Menschen, die sich Luxusmarken nicht leisten können oder möchten. Logos bergen deshalb Diskussionspotenzial. Sie sollten sich immer im Klaren darüber sein, wie Sie sich präsentieren wollen. Gerade im Kontakt mit Kunden geht es zudem darum, dass man sich auf Augenhöhe begegnet. Da können Logos hinderlich sein.

Das bedeuten die verschiedenen Business-Dresscodes

Gibt es weitere Situationen, in denen man generell lieber auf Logos verzichten sollte?
Wenn ich mein Gegenüber nicht kenne, ist es besser, wenn man sich etwas neutraler verhält. Das schließt aber nicht aus, dass man Kleidung nutzen kann, um etwas über sich selber auszusagen. Kleidung ist Kommunikation, ist eine Sprache, bei der es auf Subtilität ankommt. Man muss sich nicht verstecken, aber sollte auch nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Und Logos fallen nun einmal auf.

Sind Luxusmarken auch eine Frage des Status in einer Firma? Sollten also jüngere Beschäftigte eher auf sie verzichten?
Es gibt das geflügelte Wort: Man sollte nicht schicker als der Chef sein. Ein modisch hoch interessierter Mensch kann aber schrittweise ausprobieren, was in seiner Firma geht. Es geht immer um die Feinheit der Kommunikation. Wenn der Chef selbst kein Interesse an Mode zeigt, aber meint „Hey, wenn du dich hier aufbrezelst – ich finde das cool“, dann kann man das ja machen. Aber das findet man in der Regel erst mit der Zeit heraus. Insofern ist diese Erkenntnis auch ein Ergebnis von Kommunikation.


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Ich darf also auch in konservativen Unternehmen durchaus Spaß an Luxusprodukten und Logos haben?
Natürlich, wenn Sie es auf ganz selbstverständliche und nicht überhebliche Weise tun, weil es schlicht Ausdruck Ihrer Persönlichkeit ist. Mode ist etwas Tolles, wenn sie zum Typ passt. Sie spiegelt auch unser Verhältnis zum Zeitgeist. Man sollte aber stets selbstkritisch hinterfragen, warum man die Cartier-Uhr oder die Chanel-Handtasche trägt: um Andere zu beeindrucken oder weil ich sie selbst schön finde? Statussymbole dienen außerdem häufig dazu, dem Träger umgehend Renommee zu verleihen. Geldwert ist dann gleichbedeutend mit Vertrauenswürdigkeit und Qualität.

Mehr zum Thema: Schuhe im Job: Wenn der Absatz die Souveränität gefährdet.

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