Drückeberger, Witzbolde und falsche Freunde Sieben Kollegen-Typen, die man kennen muss

Man hat sie sich nicht ausgesucht und verbringt mit ihnen fünf von sieben Tagen. Umso wichtiger zu wissen, wie man mit Drückebergern, Witzbolden und falschen Freunden im Büro fertig wird.

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Diese Büro-Damen bevölkerten 1998 die ARD-Serie

An fünf von sieben Tagen sitzen sie von morgens bis abends um uns herum. Man hat sie sich nicht ausgesucht. Sie sind keine Wahlverwandten, sondern Zufallsgefährten, die die unerbittliche Macht des Arbeitsmarktes in denselben Betrieb und im schlimmsten Fall gar in dasselbe Büro verschlagen hat. Viele wird man schwerer los als den eigenen Ehepartner. Wer kann es sich schon leisten zu kündigen, weil man nicht mehr jeden Tag mit diesen Nasen zusammen arbeiten will? Also heißt es Zähne zusammenbeißen und immer weitermachen.

Natürlich gleichen sich - frei nach Tolstoi – alle glücklichen Bürogemeinschaften und alle unglücklichen sind auf ihre eigene Weise unglücklich. Die wirklich schlimmen Kollegen sind ohnehin wie Troubadix: „unbeschreiblich“. Aber es gibt ein paar Typen, die in fast jedem Büro – sogar in glücklichen – vorkommen. Ihre Eigenheiten zu kennen, ist schon der erste Schritt, mit ihnen fertig zu werden. Vorweg: In diesem Text wird das grammatische Maskulinum ganz diskriminierungsfrei auch für weibliche Menschinnen verwendet.

Typ: Der „Erste“

Er ist nicht nur in dieser Auflistung der Erste, sondern auch allmorgendlich im Büro. Ohne einen für normale Menschen nachvollziehbaren Grund kommt er stets vor allen anderen ins Büro. Fragt man ihn, behauptet er, er könne zu dieser Tages- oder besser späten Nachtzeit besser und ungestörter arbeiten. Nervend für die anderen Kollegen, die wissen, dass es nichts Schöneres als langen Schlaf und späte Arbeitszeiten gibt, ist der dauernde unausgesprochene Vorwurf, der von dem Bettflüchtigen ausgeht.

Gründe, ein schlechtes Gewissen zu haben, gibt es für seine Kollegen aber überhaupt nicht. Eher umgekehrt! Und das kann man ihm ruhig sagen: Die meisten der großen Dichter und Denker waren Langschläfer, die unter dem gesellschaftlichen Diktat der Frühaufsteher unsäglich zu leiden haben. So hat die notorische Bettflüchtige Königin Christine von Schweden den großen Philosophen und Langschläfer René Descartes gezwungen, ihr in aller Herrgottsfrühe Vorträge zu halten. Descartes starb nach nur einem Jahr in Stockholm. So was passiert also, wenn Frühaufsteher den Ton angeben.

Was man seinen Kollegen geben kann

Typ: Der „brave Soldat“

Ohne ihn läuft nichts. Leute wie er waren es, die für Alexander den Großen bis zum Indus und für Napoleon bis nach Moskau marschierten - ohne zu Murren und Knurren. George Orwell hat diesem Menschen-Typus mit dem Pferd „Klopfer“ in „Farm der Tiere“ ein literarisches Denkmal gesetzt: „Ich will und werde noch härter arbeiten.“ Dieser häufig anzutreffende Typus ist unersetzlich für jeden Betrieb - und der Lieblingsmitarbeiter jedes Chefs, weil er noch mit hohem Fieber ins Büro kommt und die anstrengendsten Aufgaben wegrackert.

Aufmüpfigere Charaktere ärgern sich oft über die Leidensbereitschaft des braven Soldaten und darüber, dass er sein Kreuz ohne viele Worte trägt. Den Zorn hat aber ein anderer verdient: Der Chef, der diese Leidensbereitschaft für eigene Zwecke schamlos ausbeutet.

Typ: Der "Drückeberger"

Was Sie gegen mobbende Kollegen tun können
Führen Sie ein Mobbing-TagebuchEine genaue Dokumentation aller Vorfälle im Büro sollte festgehalten werden: Ort, Zeit, Vorfall, beteiligte Personen und Folgen eines Mobbing-Angriffs. Das hilft, um sich selbst klar zu werden, wie die wiederkehrenden Attacken funktionieren und kann auch bei eventuellen juristischen Auseinandersetzungen von Hilfe sein. Quelle: Fotolia
Informationen vor anderen Kollegen einfordernMobber spielen mit Informationen und halten diese oft vor den Mobbing-Opfern zurück. Gegenmittel: Einfach mal vor anderen Bürokollegen die Informationen einfordern. Kann entlarvend wirkend - für den Mobber. Quelle: Fotolia
Die Intriganten bloß stellenOft ist es so, dass sich Kollegen auf Ihre Kosten vor dem Chef profilieren wollen. Schweigen wäre hier fatal. Sie sollten den Kollegen einfach mal nach Dingen fragen, die er nicht wissen kann. Die Aufmerksamkeit des Chefs erhält man, indem man auf die eigenen Verdienste hinweist. Quelle: Fotolia
Frontalangriffe parierenBei einem direkten Angriff hilft es, den Gegner auflaufen zu lassen - indem man nicht den Inhalt seiner Aussagen kommentiert, sondern die Form. Und zwar mit Wir-Sätzen: "Auf diese Art und Weise unterhalten wir uns hier nicht" oder "Diese polemische Aussagen passen nicht zum Niveau unserer Firma". Quelle: Fotolia
Eigene Arbeit verteidigenDer Mobber lebt davon, dass er sich nur gut fühlen kann, wenn er die Arbeit anderer schlecht macht. Da hilft nur: Gegenhalten. Bei Sätzen: "Wer will schon diese Organisation haben", einfach kontern mit "Die ganze Welt". Oder bei "Der Vorschlag hätte meiner Meinung nach noch etwas Zeit gebraucht" mal antworten mit "Sie müssen ihre Meinung ändern." Quelle: Fotolia
Nehmen sie die richtige Körperhaltung einWer Selbstbewusstsein demonstrieren möchte, der muss eine offene Körperhaltung einnehmen, gerade stehen und die Fußspitzen nach außen zeigen. Allein von der Haltung her signalisieren Sie, dass mit ihnen mit Vorsicht umgegangen werden soll. Besonders wichtig: Nie den Blickkontakt senken. Quelle: Fotolia
Eine falsche Körperhaltung vermeidenAugen niederschlagen, Schulter hängen lassen oder Kratzen am Kopf: Gesten, die Nervosität oder Unsicherheit kundtun, laden dazu ein, angegriffen zu werden. Solche Gesten sollten Sie daher stets vermeiden. Quelle: Fotolia

Auch ihn kennt man aus der Militärgeschichte ebenso wie aus dem Wirtschaftsleben. Er ist genauso lautlos und unauffällig wie der „brave Soldat“ – aber sonst dessen Gegenteil. Sein einziger Gedanke ist die Vermeidung von Arbeit und jeglichem Risiko. Zu diesem Zweck ist er gerne auch mal krank oder auf unerklärliche Weise unsichtbar, wenn Arbeitsaufträge verteilt werden.

Für die Kollegen ist er das größte Unglück, weil er Mühen und Risiken stets auf diese abzuwälzen trachtet. Dafür findet er lautlos Mittel und Wege, die anderen verborgen bleiben. Geschickt stellt er sich vor allem an, wenn es darum geht, die Möglichkeiten des Arbeitsrechts voll auszuschöpfen. Das Studium der arbeitsrechtlichen Vorschriften ist dann auch das einzige, was er mit Leidenschaft betreibt. Da er im Gegensatz zum „Schleimer“ nicht einmal die Fassade des Fleißes aufbaut, ist er auch beim Chef nicht gut angesehen. Einmal enttarnt, können die Kollegen ihn daher mit Rückendeckung von oben zum Mitarbeiten zwingen oder im äußersten Fall rausmobben.

Typ: Der „falsche Freund“

Vor ihm warnt die Beraterin Carin Lüdemann in Ihrem Hörbuch „Neu im Job“. Gefährlich ist er vor allem für Neulinge, deren Nähe er auf penetrante Art und Weise sucht. Das tut er aber nur, weil er unter den alten Kollegen keine Freunde mehr hat. Oft ist der „falsche Freund“ ein frustrierter notorischer Nörgler. Jemand, der bei einer Beförderung übergangen wurde – oder sich zumindest so fühlt – und jetzt den Absprung nicht schafft. Für den Neuankömmling ist es ein ganz schlechter Start, im Kollegium gleich als Vertrauter des bekannten Nörglers zu gelten. Von der demotivierenden Wirkung des Nörgeln auf den Neuling selbst ganz abgesehen.

Aber Achtung: Es gibt auch Kollegien, die nur aus frustrierten Nörglern zu bestehen scheinen. Das sind dann keine falschen Freunde, sondern lebende Mahnmale einer kranken Unternehmenskultur. Dann nichts wie weg aus dem Laden! Denn wie rief einst Perikles seinen Athenern zu: „Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit. Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut.“

Typ: Der „Witzbold“

Selbst in Schützengräben, Straflagern und anderen ungemütlichen Orten gedeiht oft ein erstaunlicher Humor. Und die Mitmenschen der Humoristen haben davon keinen Schaden, denn Lachen lindert Schmerzen und stärkt das Immunsystem, auch wenn es nicht um Leben und Tod, sondern nur um die Arbeit geht.

Der Psychoanalytiker Viktor Frankl, der Pionier des therapeutischen Humors empfahl in gewissen Lagen die „paradoxe Intention“: Man soll sich genau das wünschen, wovor man Angst hat. Das ist nichts anderes als der berühmte Galgenhumor, wenn sich Seeleute zum Beispiel „Mast- und Schotbruch“ vor einer Reise wünschen.

Auch humorlose Chefs sollten deswegen dankbar sein, wenn in ihrer Truppe ein Klassenclown ist, der noch Witze reißt, wenn alle anderen am liebsten laut losheulen wollen. Lachen kann auch in verfahrenen, scheinbar ausweglosen Situationen mentale Blockaden lösen. Also schützen Sie den Witzbold, hegen und pflegen Sie alle Klassenclowns!

Typ: Der "Schleimer", alias der "Opportunist"

Das sind die Lieblingslügen Ihrer Kollegen
Menschen definieren sich über ihren Job - so lautet jedenfalls die Erkenntnis verschiedener Forscher. Sie verbringen jeden Tag mehr Zeit an ihrem Arbeitsplatz als mit ihrem Partner, den Kindern oder ihren Hobbies und über nichts sprechen Menschen so viel wie über ihren Job. Selbst Menschen, die aus finanziellen Gründen guten Gewissens zuhause bleiben könnten, gehen irgendeiner Beschäftigung nach, damit sie sich nicht langweilen. Wenn Ihnen also ein Kollege sagt, dass er auch gut ohne Arbeit kann, dann lügt er. Quelle: Fotolia
Über Geld spricht man nicht. Das erzeugt sonst wahlweise Mitleid oder Neid. Deshalb sollten Sie auch keinem Kollegen glauben, der behauptet, dass er auch nicht mehr verdient, als Sie. Quelle: Fotolia
Genauso wenig Glauben schenken sollten Sie den Beteuerungen Ihrer Kollegen, wenn sie behaupten, dass sie überhaupt keinen Wert auf eine Beförderung legen. Damit will man Sie höchstens in Sicherheit wiegen und sich heimlich die neue Stelle unter den Nagel reißen. Oder haben Sie schon mal einen Sportler sagen hören, dass er keine Lust hat, einen Wettkampf zu gewinnen? Quelle: Fotolia
Einen Fehler zu machen, ist unangenehm. Ihn dann auch noch zugeben zu müssen, noch viel unangenehmer. Deshalb schieben viele den schwarzen Peter anderen zu. Wenn Ihr Kollege also sagt, dass er damit nichts zu tun hat, haken Sie besser nochmal nach. Quelle: Fotolia
Ähnlich vorsichtig sollten Sie sein, wenn einer der Kollegen verspricht, einen Fehler auf seine Kappe zu nehmen. Quelle: Fotolia
Wenn der Kollege in der Kaffeeküche tobt und schwört, dem Chef jetzt aber mal kräftig den Marsch zu blasen - rechnen Sie nicht damit. Quelle: Fotolia
Und auch hinter dem aufmunternden "Das schaffst du schon ", was Ihnen die Kollegin hinterherruft, bevor Sie zum Jahresgespräch müssen, könnte sich ein "das wird nie was" verbergen. Quelle: Fotolia

Er tut gegenüber dem Chef ebenso loyal wie der „brave Soldat“. Aber er marschiert nur, wenn der es auch sieht. Schleimer wechseln ihre Meinung, wenn der Gesprächspartner wechselt, machen jedem Komplimente, der ihnen nützlich sein könnte, vor allem dem Chef. „Tolle Idee, Boss!“, ist ihr Standardsatz.

Gerne schweigen sie aber auch, nämlich immer dann, wenn Kritik angebracht wäre, und sie es besser wissen müssten. Schleimer denken nicht selbst, sie beobachten, was man denken muss, um den Mächtigen zu gefallen. Darum sind sie nicht nur mies, sondern auch ein Risiko für jedes Unternehmen. Wenn es ihnen persönlich nutzt, lassen sie den Rest der Mannschaft vor die Wand laufen.

Für Kollegen sind Opportunisten ein Unglück. Aber leider überstehen sie oft noch die radikalsten Umbrüche. Wie Jacques Dutronc in „L‘Opportuniste“ singt, rufen sie stets im richtigen Moment „Vive la Révolution“. Auf Schleimer nicht reinzufallen ist das, was den starken und guten Chef vom schwachen und schlechten unterscheidet.

Typ: Der „Selbstdarsteller“, Extremform: Der „Schaumschläger“

Er ist mit dem Schleimer verwandt. Im Unterschied zu diesem zielen seine Äußerungen und Handlungen aber nicht so sehr auf die Eitelkeit des Chefs, sondern auf seine eigene. Der Angeber-Typ spricht laut und lacht laut, aber nicht wie der Witzbold, um die anderen aufzuheitern, sondern um seine Leistungen zu präsentieren. Auch wenn es eigentlich die der ganzen Mannschaft sind. „Alles Rampenlicht, das er auf sich zieht, bedeutet Dunkelheit für die Leute um ihn herum“, charakterisiert ihn Karriereberater Martin Wehrle.

Gegen Angeber hilft nur, vor versammelter Mannschaft und Vorgesetzten darauf hinzuweisen, dass nicht er, sondern alle die Leistung erbrachten. Wie auch im Umgang mit Schleimern und Drückebergern ist es hilfreich, wenn die Kollegen möglichst geschlossen dem Angeber seine Grenzen zeigen.

Das schlimmste am Schaumschläger ist, dass er oft Karriere macht und Führungsverantwortung erhält. Vor allem, wenn auf der Führungsebene darüber ebenfalls dieser Typ herrscht. Denn Schaumschläger sichern ihre Schaumschlägerei am liebsten ab, indem sie Schleimer oder andere Schaumschläger um sich scharen.

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