Wenig überraschend: Wer in Barcelona bei Google arbeitet, spricht vermutlich besseres Englisch als der Pförtner eines Hotels in der Uckermark. Das ist auch in Deutschland so, wie Kukat erzählt: In den Metropolen sind die Sprachkenntnisse der Testteilnehmer deutlich besser als in den ländlichen Regionen. Für Mittelständler, die international agieren, ist das natürlich ein Problem: Auch sie brauchen Fachkräfte mit entsprechendem Sprachschatz.
Doch die scheinen im Mittelstand eher rar zu sein, wenn man auf den EF EPI-c blickt: Mitarbeiter aus Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen zehn und 60 Milliarden Dollar im Jahr sprachen deutlich besser als die Kollegen aus Betrieben, deren Jahresumsatz unter der zehn Milliardengrenze blieb.
Es gibt jedoch auch starke Unterschiede nach Branchen: So haben die Unternehmensberater die besten Kenntnisse, erstaunlich schlecht schneiden die Luftfahrt und Logistik ab. Und das trotz ihrer Internationalität.
"Wenn man nach Geschlechtern unterscheidet, müssen sich die Männer warm anziehen", so Kukat. Das belegt der EF EPI relativ eindrucksvoll: in fast allen Ländern, Branchen und Joblevels übersteigen ihre Sprachkenntnisse der Frauen die der männlichen Kollegen. Die einzige Ausnahme bildet das Executive Management: Hier haben die Männer die Nase vorn. Allerdings sind hier auch deutlich seltener Frauen vertreten.
Grundsätzlich sprechen Führungskräfte jedoch meist schlechter Englisch als ihre mittleren Manager. So erreicht beispielsweise ein Manager einer Unternehmensberatung 64,05 Punkte, sein Vorgesetzter aber nur 59,07 Punkte. Und auch beim Maschinenbauer erreicht ein Vertreter des mittleren Managements einen Wert von 51,99, wogegen sein Vorgesetzter nur auf einen Wert von 43,44 kommt.
Zehn Tipps für englische Korrespondenz
Anreden wie „Dear Sir or Madam“ oder „To Whom it May Concern“ fallen in den meisten Fällen negativ auf, da sie oft sofort als Werbung angesehen werden – und landen als Spam im Papierkorb. Machen Sie sich die Mühe, die Namen der Adressaten zu recherchieren. Nur wenn das Gegenüber unbekannt ist, findet die formale Anrede Verwendung.
Früher in schriftlicher Form verboten und heute der Normalfall: „I'll, I'm, can't, we're“. Kurzformen aus dem Sprachgebrauch sind in der aktuellen Business-Korrespondenz Gang und Gebe, es sei denn, es handelt sich um ein sehr formales Dokument. Als Faustregel gilt: Wenn Sie es so sagen würden, schreiben Sie es. So wirken Sie auch im Schriftlichen freundlich, ohne unseriös rüberzukommen.
Verwenden Sie aktive statt passive Verben, wann immer es möglich ist. Aktive Verben machen Ihre Texte verständlicher und anschaulicher. Zudem verleihen sie dem Gesagten mehr Nachdruck. Statt “The meeting was led by Tom” schreiben Sie “Tom led the meeting”. Eine einfache Satzstruktur nach dem Muster Subjekt, Verb, Objekt liest sich besser.
Es lohnt sich immer, Pronomen wie „I“, „you“ and „we“ zu benutzen und aktiv zu formulieren – Botschaften wirken gleich individueller und persönlicher. Deshalb statt etwa „As per your request” zum „As we discussed“ greifen.
„Please do not hesitate to contact me should you have any questions.“ Die meisten Muttersprachler werden bei dieser Aufforderung dennoch zögern, Sie zu kontaktieren. Da, wo bereits ein guter Kontakt besteht oder gewünscht wird, entsteht durch solche Phrasen unnötige Distanz. Der Leser muss sich fragen: „Soll ich mich wirklich melden?“ Besser wäre: „Please feel free to contact me if you have any questions“ oder „If there is anything I can do to help, please let me know”. Das ist eine echte Einladung, Kontakt aufzunehmen.
Die Allgegenwart von E-Mail hat unsere tägliche Kommunikation verändert. Was früher Korrespondenz war, wird heute auch im Schriftlichen vielfach zur Konversation. Formal gesehen ist folgender Satz korrekt: „With whom would you like to meet?” Empfehlenswert und weniger formell wirken Fragen, wenn sie direkt mit „who“, „where“, „what“ oder „when“ beginnen. „Who would you like to meet with?“ kann Ihr Gegenüber schneller erfassen und ist daher die bessere Lösung.
Verwenden Sie kein kompliziertes Vokabular und formulieren Sie einfaches Englisch. Gewollt anspruchsvolle Ausdrücke im Text wirken schnell überheblich. Vermeiden Sie lange und komplizierte Wörter, wo ein kurzes dasselbe meint. Statt etwa „utilize“ tut es ein einfaches „use“.
„Thank you in advance for your prompt attention to this matter.” Worauf bezieht sich „this matter“? „Thank you for checking the report“ oder ein allgemeines „Thank you for your help“ ist verständlicher, konkreter und vor allem freundlicher. Es bedeutet genau das Gleiche und wirkt ehrlicher und authentischer.
Ausdrücke wie „We are now in the process of producing...“ klingen zunächst professionell und kompetent. Der Muttersprachler sieht darin allerdings eher eine nichtssagende und zudem überflüssige Worthülse. Im Englischen lassen sich Prozesse, die im Gang sind, präzise allein mit der ing-Form ausdrücken: „We are now producing...“. Auch „It’s important to note“ lässt sich einfacher durch ein schlichtes, höfliches, aber trotzdem bestimmtes „Please note“ ausdrücken. Die Aussage bleibt die Gleiche.
„I confirm herewith the receipt of“ ist vielleicht die perfekte Übersetzung von „hiermit“. Auf Englisch klingt sie steif, hyper-bürokratisch und nach Amtssprache. Ein einfaches „Thank you for sending...“ reicht aus. Formulieren Sie kurze, aussagekräftige Sätze. Und seien Sie konsequent im Kürzen: ist ein Wort überflüssig, einfach weglassen!
Selbst in der Automobilwirtschaft sprechen die Chefs schlechter Englisch als diejenigen, die ihnen zuarbeiten. Hier liegt das Verhältnis bei 58,06 (Manager) zu 49,29 (Führungskraft). Im Vorstand sieht es dann - verglichen mit dem mittleren Management - ganz mau aus. Kukat erklärt sich das mit dem Generationenunterschied. Während der Manager vielleicht Mitte, Ende 30 ist und seit der Grundschule, wenn nicht sogar schon seit dem Kindergarten Englisch sprechen, sei das typische Vorstandsmitglied doch eher Mitte Ende 50 und älter. "Als diese Leute zur Schule gingen, war Englischunterricht noch nicht überall so verbreitet."
Rausreden sollten sich CEOs und Manager mit ihrem Alter jedoch nicht. Die Studie zeigt nämlich auch: Unternehmen, die besonders innovativ und erfolgreich sind, haben auch besonders viele sprachbegabte Mitarbeiter. Laut Studie könnten Unternehmen eine weitaus höhere Effizienz erzielen, wenn ihre Führungskräfte genauso gutes Englisch sprächen wie ihre Untergebenen. Da kann es also nicht schaden, wenn auch der Chef nochmal die Schulbank drückt. Und sei es nur fürs Ego.