Ein Kündigungsgespräch ist für alle Beteiligten eine der schwierigsten Situationen, die im Laufe eines Berufslebens warten. Für die Betroffenen bricht eine Welt zusammen. Oft folgen finanzielle Einbußen, der Verlust sozialer Kontakte, die quälende Frage nach dem Warum, mitunter sogar gesundheitliche Probleme. Aber auch die Überbringer der schlechten Nachricht sind oft heillos überfordert – emotional wie fachlich. Dieser unprofessionelle Umgang mit Entlassungen hat auch für den Arbeitgeber drastische Folgen.
In einer bislang unveröffentlichten Studie der Beratung Kienbaum gaben 88 Prozent der 262 befragten Führungskräfte an, dass das Trennungsmanagement auf Engagement und Vertrauen der verbleibenden Arbeitnehmer gegenüber ihrem Arbeitgeber abstrahlt. 75 Prozent meinen, dass sich schlechtgemachte Trennungen über Online-Plattformen herumsprechen und sich negativ auf das Arbeitgeberimage auswirken. Mehr als die Hälfte glauben sogar, dass es schwieriger wird, gute Fach- und Führungskräfte zu rekrutieren, wenn sich der schlechte Stil herumspricht.
Die Befragung zeige, dass die Wichtigkeit des Trennungsprozesseses zwar erkannt ist, so Studienautor Bernd Fricke. „Doch bei der operativen Umsetzung mangelt es nach wie vor.“ Häufig fehlten konkrete Vorgaben sowie Kenntnisse über Prozesse und Verantwortlichkeiten. Mehr als die Hälfte der Befragten geben an, dass Führungskräfte, die Trennungsgespräche führen müssen, nicht systematisch darauf vorbereitet würden.
Ein großer Fehler sagen Experten, wie Hermann Refisch, der seit 20 Jahren Personaler, Betriebsräte und Führungskräfte auf das Überbringen heikler Botschaften vorbereitet. Auch für die Überbringer bedeute die Situation „höchsten Stress“ und dürfe deshalb nicht unvorbereitet absolviert werden. So zeigt eine Studie der Universität des Saarlandes, dass Manager, die diese Gespräche im Vorhinein trainieren, die schlechten Nachrichten besser übermitteln. Die Angesprochenen zeigten sich weniger wütend, beklagten sich seltener – und neigten auch nicht so sehr dazu, den Arbeitgeber vors Gericht zu bringen.
An HR abwälzen
Insgesamt stellt Kienbaum-Berater Fricke fest: „Allzu häufig wird das Thema Trennung immer noch an HR delegiert.“ Die Personalabteilungen vermissten die „aktive Übernahme von Verantwortung“ der Führungskräfte im Trennungsprozess, heißt es in der Studie. So erschwerten zum Beispiel fehlende Leistungsbeurteilungen die Vorbereitung des Trennungsgespräches.
Als größte Herausforderung bezeichneten die Befragten, die Kommunikation mit dem Betroffenen. Dabei wünschten sie sich häufig eine einvernehmliche Trennung, ohne Anwälte und Arbeitsgericht. Auch dafür ist die ausführliche Vorbereitung Grundvoraussetzung. Viele Mitarbeiter haben direkt Fragen zu den Modalitäten, die es zu beantworten gilt. Außerdem sei es zentral, die Botschaft der Trennung unmissverständlich zu kommunizieren, sonst werde der Ausstieg vielleicht als „unverbindliches Angebot“ missverstanden. Diese Klarheit ist wichtiger Bestandteil einer fairen Kündigung, die dabei hilft ehemalige Mitarbeiter als zukünftige Kunden oder erneute Bewerber nicht zu vergraulen.
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