Katharina Wolff ist Gründerin der Hamburger Personalberatung D-Level.
Es klingt so einfach: Man sucht die klügsten, fleißigsten, talentiertesten Köpfe – und fertig ist das perfekte Team. Leider ist die Praxis komplizierter als die Theorie. Denn erfolgreiches Teambuilding funktioniert so nicht. Tatsächlich gibt es viele Beispiele für die Erkenntnis, dass nicht immer die Teams mit den besten Einzelspielern die besten Ergebnisse erzielen – das gilt für die Wirtschaft ebenso wie im Sport.
Viele junge Gründer machen etwa den Fehler, zusammen mit Freunden aus dem Studium zu gründen. Sie ticken ähnlich, vertrauen sich und haben dasselbe Ziel. Dieselbe Universität, dasselbe Fach, die gleichen Kompetenzen. Was liegt da näher, als gemeinsam eine Firma zu erschaffen?
Dabei vergessen sie gerne: Ein Unternehmen braucht Menschen, die bereit sind, unterschiedliche Rollen und Aufgaben zu übernehmen. Auch solche, die nicht im Blitzlichtgewitter stattfinden. Es braucht nicht unbedingt zwei begnadete Vertriebler, Strategen oder Programmierer, wenn es darüber hinaus ebenso wichtige Dinge zu tun gibt. Zum Beispiel, sich um die Mitarbeiter zu kümmern. Oder die Finanzen sinnvoll einzusetzen.
Wenn sich Leute aus der Ersten Liga ausschließlich auf Ziele konzentrieren, um ihre Stellung in dieser Liga zu sichern, dann kann der Rest des Teams empfindlichen Schaden nehmen.
Die unterschiedlichen Typen eines Teams
Er übernimmt gerne die Vorbildfunktion, hält das Team zusammen und spornt die anderen an. Außerdem spricht er Bedenken an und präsentiert Lösungen für Probleme. Um ihn zu motivieren, kann der Chef ihm zusätzliche Verantwortung übertragen – sowohl hinsichtlich inhaltlicher Entscheidungen als auch beim Führen der restlichen Mannschaft. Sich immer wieder neu zu beweisen, ist seine zentrale Motivation.
Er kann ständig Höchstleistungen abrufen, liebt Herausforderungen und reagiert schnell auf neue Anforderungen – auch unter Druck. Der Top-Performer erwartet regelmäßige Belohnungen für Erfolge. Diese können sowohl materieller Natur sein, aber auch Lob und Aufstiegschancen motivieren ihn.
Er ist neutral und fair gegenüber allen Beteiligten, egal ob Kollegen, Kunden oder Lieferanten. Er hat die Gabe Emotionen und Fakten zu trennen. Dieser Typ fühlt sich besonders in Abteilungen beziehungsweise Betrieben wohl, die ihr Handeln an Unternehmenswerten ausrichten. Auch ihn motiviert eine gewisse Entscheidungsfreiheit, allerdings braucht er Richtlinien, an denen er sich orientieren kann.
Er ist ein langjähriger Mitarbeiter, auf dessen Leistung man sich verlassen kann. Außerdem teilt er sein Wissen gerne, bringt so das gesamte Team voran. Auch der Profi will durch neue Aufgaben gefordert und gefördert werden. Motivieren Sie ihn, in dem Sie ihn als Mentor für neue Mitarbeiter oder Verbindungsmann zwischen verschiedenen Abteilungen einsetzen. Das zeigt, wie sehr Sie seine Erfahrung schätzen.
Die meisten Neuen wollen schnell lernen und sich im Team einfügen. Sie bringen neue Ideen und wertvolles Wissen mit. Mit einem Einarbeitungsplan könnte der Vorgesetzte den Neuankömmling motivieren. Seine Rolle sollte darin ebenso geklärt werden, wie die übergeordneten Geschäftsziele. Regelmäßiges Feedback sind besonders für die Neuen wichtig.
Es ist nicht immer ein Vorteil und schon gar kein Muss, miteinander befreundet oder sich besonders ähnlich zu sein. Ja, sie sollten sich einig sein über die Vision des Unternehmens und über grundlegende Werte. Aber gerade für Gründer gilt: Je weiter sie charakterlich und in Bezug auf ihre Fähigkeiten auseinanderliegen, je stärker sie sich also ergänzen, desto höher sind ihre Erfolgschancen.
Daher sollten sich Gründer Partner ins Boot holen, die in manchen Bereichen besser sind als sie selbst. Sicher, das kann auch mal zu Reibungen führen. Herrscht allerdings ausreichend Bodenständigkeit und ist jeder bereit, sich zu hinterfragen und immer weiter zu lernen, dann hält es das Team nicht nur aus, sondern wächst daran.
Das gilt sogar für Weltklasseathleten. Im Jahr 2010 zum Beispiel holte die US-Basketballmannschaft Miami Heat zwei Ausnahmespieler ins Team, LeBron James und Chris Bosh – obwohl sie mit Dwyane Wade schon einen Star hatten. Die Erwartungen an das beste Trio der Liga waren riesig, Meister wurden sie in der Saison trotzdem nicht.
Der Fall zeigt: Teams können aus noch so vielen Stars bestehen. Sind sie zu homogen und prallen dort auch noch Alphatiere aufeinander, führt das selten zum Erfolg, sondern meist ins Unglück.
Ohne Spieler aus der vermeintlichen Zweiten Liga, die aber im Mannschaftsgefüge wichtige Rollen einnehmen, nützen Stars nichts. Das mussten auch die Miami Heat erfahren. Aufwärts ging es erst, als sie mit Shane Battier einen Spieler ohne Starqualitäten holten. Denn er übernahm nicht nur die enorm wichtigen, aber weniger glamourösen Aufgaben auf dem Feld, sondern versprühte vor allem den entscheidenden Enthusiasmus in der Kabine.
Um Erfolg zu haben, braucht es Teams, die divers und komplementär zueinander sind. Gleich und Gleich gesellt sich zwar gern, führt aber selten zum gewünschten Erfolg.