Essen unter Druck "Viele Menschen leiden an Nasch-Demenz"

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Eiweiß statt Kohlehydrate

Angenommen, dem Arbeitnehmer ist bewusst, was er seinem Körper durch das Stress-Essen antut. Wie kann er sich disziplinieren, wenn das Verlangen nach Ungesundem Überhand nimmt?

Es wäre schön, wenn ich dafür eine Lösung liefern und sagen könnte: "Mach' genau das, dann wirst du keinen Schokoriegel mehr essen wollen." Das klappt leider nicht. Die einzige Möglichkeit ist, dieser Situation vorzubeugen, indem man den Stress kontrolliert.

Am Arbeitsplatz bietet sich dafür zum Beispiel eine A-B-C-Prioritäten-Liste an: Der Arbeitnehmer sollte sich am Anfang der Woche in Ruhe überlegen, welche Aufgaben eine ganz klare Priorität, also A, haben und dringend erledigt werden müssen. Erst dann sollte er sich Gedanken machen, welche Aufgaben in die Kategorien B und C fallen. Dann gilt es, sich ausschließlich auf A zu konzentrieren. Erst wenn diese Aufgabe erfüllt ist, sollte er sich B und C widmen. C hat sich dann meistens sowieso schon erledigt.

Aber ist die ungesunde Ernährung nicht längst zur Gewohnheit geworden?

Natürlich ist das Naschen am Arbeitsplatz häufig Routine. In diesem Fall gibt es aber einen anderen Trick: eiweiß-reiche Kost, und zwar dreimal täglich. Das heißt aber nicht, dass die Arbeitnehmer komplett auf Kohlenhydrate verzichten sollen, sondern, dass sie größere Portionen eiweißhaltiger Nahrungsmittel zu sich nehmen. Zum Beispiel durch Fisch, Fleisch, Milchprodukte oder Tofu mit Geschmack. Das glättet ungemein den Blutzuckerspiegel und man nimmt in den allermeisten Fällen sogar ab, isst sich aber so richtig satt.

Die sieben Erfolgsfaktoren gesunder Ernährung

Sind Zwischenmahlzeiten erlaubt?

Es kommt darauf an, was das Ziel ist. Wer abnehmen will, sollte Zwischenmahlzeiten auf jeden Fall vermeiden. Denn dadurch lassen wir dem Körper keine Zeit, Energie zu verbrennen. Wichtig ist es, in solch einer Situation zu hinterfragen, wieso man eine Zwischenmahlzeit braucht: Hat man wirklich Hunger? Oder ist es nur Appetit oder soll die Mahlzeit zur Stressbekämpfung dienen?

Woher weiß man, wie groß die Eiweiß-Portionen sein sollten?

Die Portion sollte so groß wie die eigene Faust sein, wenn es sich um feste Eiweiß-Produkte wie Eier, Tofu, Quark oder Hüttenkäse handelt. Wenn man einen flachen Eiweiß-Lieferanten essen möchte – zum Beispiel Fisch oder Fleisch –, kann man sich an der Dicke und Größe der Handfläche orientieren. Für flüssige Eiweißquellen wie Linsen- oder Bohnensuppen bieten sich zwei geballte Fäuste zur Mengenorientierung: Diese Mengen werden mit kleineren Portionen anderer Lieferanten kombiniert. So kann man sich dermaßen satt essen, dass der Magen Tetris spielen muss.

Senkt das Sattessen in der Mittagspause nicht die Motivation und Leistungsfähigkeit?

Wenn Eiweiß den Hauptbestand-Teil der Nahrung auf dem Teller ausmacht, passiert das nicht. Die Kohlenhydrate verursachen meistens die Fressnarkose. Wer mittags einen großen Teller Nudeln ist, stürzt völlig in ein Loch.

Also striktes Nudel- und Reisverbot für gestresste Mitarbeiter?

Natürlich darf man Nudeln und Reis auch weiterhin essen. Die Portionen sollten allerdings kleiner ausfallen. Stattdessen gönnt man sich ein großes Stück Fleisch oder Fisch.

Die Deutschen stehen auf Wurst und Fleisch

Wie stellt man sicher, dass man nicht zu viel isst?

Ich halte die Uralt-Regel für wichtig, dass man bewusst kaut – dann stellt sich das Sättigungsgefühl meist schon nach kurzer Zeit ein. Wenn man in der Kantine oder an einem Buffet die Möglichkeit hat, sich die Portion selbst auf den Teller zu laden, ist es sinnvoll, sich den Teller richtig voll zu packen: mit einer großen Portion Gemüse, eiweißhaltiger Nahrung sowie kleineren Portionen der kohlenhydrat-haltigen Beilagen. Man sollt es sich als Training erlauben dürfen, von jeder Speise ein klein wenig auf dem Teller zurück zu lassen.

Was bringt es, etwas liegen zu lassen anstatt von Anfang an kleinere Portionen zu nehmen?

Man lernt, dass der Teller etwas zurückbehalten darf. Schließlich wurde uns in unserer Kindheit eingetrichtert: "Iss deinen Teller auf, sonst gibt es morgen schlechtes Wetter." Dadurch essen wir heute häufig zu viel, obwohl wir bereits satt sind. Ich bin zwar auch kein Freund davon, Lebensmittel wegzuwerfen, aber wir sollten uns nicht alten Glaubenssätzen hingeben.

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