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Fachkräfte Betriebe vernachlässigen die Weiterbildung

Obwohl die meisten Unternehmen angeblich nicht genug akademische Fachkräfte finden, kümmern sie sich wenig um die Qualifizierung ihrer vorhandenen Mitarbeiter.

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Es ist das meistgesungene Klagelied der Gegenwart: Die Fachkräfte werden knapp. Umso erstaunlicher ist, dass sich die Unternehmen offenbar nicht besonders für die interne Weiterbildung ihrer existierenden Mitarbeiter kümmern. In einer Umfrage der Beratungsgesellschaft PwC unter rund 220 Personalverantwortlichen klagen 90 Prozent der Betriebe über Rekrutierungsprobleme, die sich nach Einschätzung von 80 Prozent der Befragten mittelfristig noch verschärfen werden. Trotz dieser Befürchtungen haben viele Unternehmen keine großen Ambitionen bei der betrieblichen Weiterbildung. Zwar sollen die Ausgaben dafür in vier von fünf Betrieben steigen, jedoch ist das Ausgangsniveau bescheiden. In 60 Prozent der Unternehmen stehen jährlich weniger als fünf Weiterbildungstage für jeden Akademiker zur Verfügung, in jedem siebten Betrieb sind es sogar höchstens zwei Tage. Zudem sinkt die Weiterbildungsbeteiligung mit steigendem Alter deutlich: Während Akademiker unter 35 Jahren in 90 Prozent der Unternehmen häufig an Weiterbildungen teilnehmen, liegt der Vergleichswert für Beschäftigte über 50 Jahren nur bei 28 Prozent.

Soft Skills werden selten trainiert

"Die Unternehmen haben zwar erkannt, dass sie selbst gegen den Akademikermangel aktiv werden müssen. In vielen Betrieben fehlt jedoch eine Strategie, wie die Weiterbildungsinvestitionen an den Qualifizierungsbedarf optimal angepasst werden können", sagt Christine Hentschel, Partnerin bei PwC. Fast jeder dritte Betrieb verzichtet sogar auf eine systematische Erhebung des individuellen Weiterbildungsbedarfs. Etwa 70 Prozent der Betriebe kontrollieren die Erfolge der Weiterbildung, allerdings nur indem sie die Teilnehmer nach ihrem Eindruck fragen. Ob die Investitionen sich tatsächlich auf das Finanzergebnis auswirken, prüfen nur 14 Prozent der Betriebe. 15 Prozent der Unternehmen wissen überhaupt nicht, wie viel Geld sie für Weiterbildung ausgeben. "In vielen Unternehmen wird über Qualifizierungsmaßnahmen nicht strategisch, sondern kurzfristig entschieden", sagt Hentschel

Auch die Inhalte der Weiterbildung werden oft schlecht geplant. Zwar behaupten vier von fünf Befragten, dass in ihren Unternehmen auf soziale Fähigkeiten großen Wert gelegt wird, und die große Mehrheit der Personaler vermisst diese Qualifikation bei Bewerbern. Aber nur 44 Prozent der Unternehmen trainieren ihre Mitarbeiter in diesem Bereich. Priorität bei der Weiterbildung hat die Vermittlung von Fachwissen - hier engagieren sich 67 Prozent der Unternehmen „stark“, behaupten sie. An zweiter Stelle steht die Qualifikation von Führungskräften.

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