Familien Mehr muss es nicht sein

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Teilzeit muss man sich leisten können

Zehn Sofortmaßnahmen gegen Stress
Abwarten und aufschreiben Quelle: Fotolia
Tief durchatmenWenn Ihnen alles über den Kopf zu wachsen droht, atmen Sie erst einmal tief durch und beruhigen sich selbst. 1. Machen Sie die Augen zu 2. Atmen Sie tief ein 3. Sagen Sie sich im Stillen (wahlweise*): "Ich werde..." 4. Atmen Sie aus 5. Sagen Sie dabei im Stillen: "...meinen Chef nicht töten." Nach ein paar Wiederholungen fühlen Sie sich gelassener.*alternativ geht natürlich auch: "Ich bin total entspannt", "ich werde das schaffen" oder was Sie sonst gerade beschäftigt. Quelle: Fotolia
Sorgen Sie für Ruhe Quelle: Fotolia
Sorgen Sie für guten Duft Quelle: dpa
Kurze Wutpause einlegenUnd wenn Sie an Ihrem Arbeitsplatz gerade alles kurz und klein schlagen könnten, stehen Sie auf und holen Sie sich einen Kaffee, einen Tee oder Kakao. Trinken Sie den ganz in Ruhe in der Küche oder vor dem Gebäude und genießen Sie die kurze Auszeit. Erst danach sollten Sie zurück an den Schreibtisch. Quelle: Fotolia
Meditation in der MittagspauseWer es mit Meditation versuchen möchte, kann das App-sei-Dank mittlerweile sogar von unterwegs. Smartphone-Anwendungen wie "Headspace" bieten Schritt-für-Schritt-Anleitungen zur Tiefenentspannung. Quelle: AP
Bewegung in der PauseWem das zu esoterisch ist, dem sei ein wenig Bewegung ans Herz gelegt, das macht den Kopf frei: In der Mittagspause oder nach Feierabend ein paar Runden durch den Park joggen, kann Wunder bewirken. Quelle: dpa

Eine deutsche Besonderheit ist, wie stark sich Frauen und Männer in ihrer Lust auf Teilzeit unterscheiden. Fast jede zweite berufstätige Frau in Deutschland hat eine Teilzeitstelle, aber nur fünf Prozent der Männer. Außerdem arbeiten die deutschen Teilzeit-Frauen besonders wenige Wochenstunden. So kommt es, dass Deutschland beim Anteil der berufstätigen Frauen an der Bevölkerung sogar Frankreich abgehängt hat, das Land der Ganztagsschulen und Kleinkindkrippen. Trotzdem sind Umfragen zufolge viele Teilzeit-Frauen unzufrieden – sie würden gern mehr arbeiten, um finanziell unabhängiger zu sein.

Die traditionelle Einverdienerehe, so scheint es, wurde in Deutschland durch einen Haushalt mit eineinhalb Einkommen abgelöst. Früher arbeitete Papa Vollzeit, und Mama machte den Haushalt – heute macht Papa weiter wie die Generation zuvor, und Mama hat einen Minijob und später eine Minirente. Ginge es nach Wissenschaftlern wie Allmendinger würden beide vier Tage pro Woche arbeiten. Ungefähr so wie Martin Neitzel, der Braunschweiger Informatiker, der immer mittwochs Fahrrad fährt.

Das Problem der neuen Zeitpolitik-Ideen besteht darin, dass die meisten Beschäftigten nicht so gut verdienen wie der Geschäftsführer aus Norddeutschland. Wer mit seinem Geld gerade so über die Runden kommt, verzichtet aber nicht leicht auf ein Fünftel des Gehalts für eine Viertagewoche.

Insofern machen es sich jene Wissenschaftler zu leicht, die generell "vollzeitnahe Teilzeit" empfehlen. Und es sind auch längst nicht alle Arbeitnehmer glücklich, die in solchen Beschäftigungsverhältnissen stecken. "Ich würde sehr gern mehr Stunden arbeiten, und auch für die meisten Kollegen wäre das ein Segen", sagt die aus der Ukraine stammende Olena Derzyan, die schon seit 14 Jahren in einem McDonald’s-Restaurant in Berlin-Friedrichshain arbeitet.

Derzyan hat einen Vertrag über 130 Stunden im Monat. In ihren ersten Jahren bei McDonald’s hatte sie eine volle Stelle, dann wurde sie gedrängt, auf einen Teilzeitvertrag zu wechseln. Der ist bei dem Schnellrestaurant keine Ausnahme, sondern die Regel. Wenn viel los ist, wird die Stundenzahl kurzfristig erhöht, so kann der Arbeitgeber leichter auf schwankende Nachfrage reagieren. Außerdem spart er Weihnachts- und Urlaubsgeld, dessen Höhe immer von der Wochenstundenzahl im Arbeitsvertrag abhängt.

Derzyan verdient bei McDonald’s wegen ihrer langen Betriebszugehörigkeit 8,55 Euro pro Stunde, Anfänger bekommen 7,51 Euro. Viele McDonald’s-Arbeiter sind Aufstocker, eben weil sie nur Teilzeit arbeiten können, sie bekommen also neben ihrem Gehalt noch Geld vom Staat. Derzyan hat lieber zusätzlich zwei Putzjobs angenommen. Außerdem teilt sie sich eine Wohnung mit ihrer berufstätigen Tochter. So kommt sie mit dem Geld zurecht. Aber eine begeisterte Teilzeitkraft ist sie nicht.

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