Fehlendes Arbeitszeugnis Manager fordert 1,7 Millionen Euro für entgangene Jobs

Ein Manager musste vier Jahre auf sein Arbeitszeugnis warten. Deshalb seien ihm gutbezahlte Jobs durch die Lappen gegangen: Er fordert 1,7 Millionen Euro Schadensersatz. Und seine Chancen stehen gut.

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Auf einem Arbeitszeugnis liegt am 16.11.2014 in Berlin der Gesetzestext einer Gewerbeordnug (GewO) aufgeschlagen Quelle: dpa

Am Landgericht Duisburg wird am Mittwoch ein besonderer Fall verhandelt: Ein Manager arbeitete bis 2008 für das Dienstleistungsunternehmen Thyssen Schachtbau in Mülheim an der Ruhr. Nachdem er das Unternehmen verlassen hatte, wartete er jahrelang auf sein Arbeitszeugnis - vergeblich.

Das stieß ihm sauer auf, er klagte und bekam Recht. 2010 schlug sich das zuständige Arbeitsgericht auf seine Seite: Jeder habe einen Anspruch auf ein wohlwollendes, berufsförderndes Arbeitszeugnis, urteilte das Gericht. Trotzdem musste der Manager noch weitere zwei Jahre auf sein Zeugnis warten.

Headhunter als Zeugen

Der Manager ist überzeugt, dass ihm dadurch lukrative Jobs entgangen sind. Er fordert deshalb von Thyssen Schachtbau Schadensersatz in Höhe von 1,7 Millionen Euro. So viel hätte er in den vier Jahren verdienen können, hätte er ein annehmbares Zeugnis gehabt, argumentiert er. Um das zu beweisen, sagen am Mittwoch in Duisburg drei Headhunter aus, die den Mann an ihre Kunden vermitteln wollten, es aber aufgrund des fehlenden Zeugnisses nicht konnten.

Und: Die Chancen des Managers stehen gar nicht mal schlecht.

Wann wird Schadensersatz fällig?

So besagt ein Urteil des Landesarbeitsgerichtes Hamm (11.7.1996 - 4 Sa 1534/95), dass ein Arbeitgeber, der seinem Ex-Mitarbeiter das Zeugnis vorenthält, den dadurch entstandenen Schaden bezahlen muss. Das gilt sowohl, wenn das Unternehmen das Zeugnis zu spät ausstellt, als auch, wenn es sich um ein schlechtes Zeugnis handelt. Und das Landesarbeitsgericht Berlin entschied, dass der Schadensersatz dem entgangenen Verdienst entsprechen muss (8.5.1989 - 9 Sa 21/89).

Diese Urteile zu Arbeitszeugnissen sollten Sie kennen

"Im Prozess muss allerdings der Arbeitnehmer darlegen und beweisen, dass der potentielle Arbeitgeber bereit gewesen wäre, ihn einzustellen und wegen der (unrichtigen) Auskunft davon Abstand genommen hat", urteilten die Berliner damals.

Heißt: Wenn die drei Personalvermittler die Duisburger Richter überzeugen können, dass der Manager mit einem entsprechenden Arbeitszeugnis den jeweiligen Job bekommen hätte, kann es für Thyssen Schachtbau teuer werden. Jedenfalls wenn das Gericht befindet, dass sich das entgangene Einkommen tatsächlich auf 1,7 Millionen Euro beläuft.

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