




Eigentlich gelten die Deutschen im Ausland oft als der Stereotyp von Fleiß und Pflichtbewusstsein. Doch ganz so arbeitsam sind die Bundesbürger dann doch nicht. Eine Studie der Wolverhampton Business School in England, über die der "Focus" berichtet, sind deutsche Arbeitnehmer doppelt so häufig krank wie britische. Während in Großbritannien nur neun Prozent der befragten Unternehmen angab, im Jahr 2009 ein Problem mit hohen Krankenständen gehabt zu haben, waren es in Deutschland im gleichen Zeitraum ein Viertel der Betriebe.
Für die Studie wurden die Angaben von 2620 Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern in Großbritannien, Deutschland und Frankreich verglichen. Der Studie zufolge gibt es deutliche Veränderungen über die Jahre hinweg: Während seit 2004 in Großbritannien der Anteil von Firmen mit hohem Krankenstand um acht Prozentpunkte sank, stieg er in Deutschland zwischen 2004 und 2009 um sieben Prozentpunkte (von 17 auf 24 Prozent). In Frankreich sieht es ähnlich aus: dort meldeten 2009 21 Prozent der Unternehmen einen hohen Krankenstand.
Die Gründe für die vergleichsweise hohe Zahl an Krankheitstagen in Deutschland sehen die Forscher in einem besseren Arbeitnehmerschutz und dem großzügigen Krankengeld. Die Briten erlaubten sich offenbar aus Sorge vor den Konsequenzen weniger Fehltage, so das Fazit der Studie.
Laut den aktuellsten Zahlen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin fehlten kranke Arbeitnehmer im Jahr 2011 in Deutschland 12,6 Tage - insgesamt sind das 460,6 Millionen Tage. Hauptursache für Arbeitsunfähigkeit waren dem Bericht zufolge wie auch in den vergangenen Jahren Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems wie Rücken-, Gelenk- und Muskelbeschwerden. Aber auch psychische Krankheiten haben deutlich zugenommen, sie waren in den vergangenen Jahren verantwortlich für den starken Anstieg der Fehlzeiten. Die Zahl ging innerhalb von nur drei Jahren um 44 Prozent von 41 Millionen auf 59,2 Millionen (2011) nach oben.