Film "Mobbing und nun" Psychoterror schafft nur Opfer

Seite 2/2

Das vergiftete Betriebsklima

Was Sie gegen mobbende Kollegen tun können
Führen Sie ein Mobbing-TagebuchEine genaue Dokumentation aller Vorfälle im Büro sollte festgehalten werden: Ort, Zeit, Vorfall, beteiligte Personen und Folgen eines Mobbing-Angriffs. Das hilft, um sich selbst klar zu werden, wie die wiederkehrenden Attacken funktionieren und kann auch bei eventuellen juristischen Auseinandersetzungen von Hilfe sein. Quelle: Fotolia
Informationen vor anderen Kollegen einfordernMobber spielen mit Informationen und halten diese oft vor den Mobbing-Opfern zurück. Gegenmittel: Einfach mal vor anderen Bürokollegen die Informationen einfordern. Kann entlarvend wirkend - für den Mobber. Quelle: Fotolia
Die Intriganten bloß stellenOft ist es so, dass sich Kollegen auf Ihre Kosten vor dem Chef profilieren wollen. Schweigen wäre hier fatal. Sie sollten den Kollegen einfach mal nach Dingen fragen, die er nicht wissen kann. Die Aufmerksamkeit des Chefs erhält man, indem man auf die eigenen Verdienste hinweist. Quelle: Fotolia
Frontalangriffe parierenBei einem direkten Angriff hilft es, den Gegner auflaufen zu lassen - indem man nicht den Inhalt seiner Aussagen kommentiert, sondern die Form. Und zwar mit Wir-Sätzen: "Auf diese Art und Weise unterhalten wir uns hier nicht" oder "Diese polemische Aussagen passen nicht zum Niveau unserer Firma". Quelle: Fotolia
Eigene Arbeit verteidigenDer Mobber lebt davon, dass er sich nur gut fühlen kann, wenn er die Arbeit anderer schlecht macht. Da hilft nur: Gegenhalten. Bei Sätzen: "Wer will schon diese Organisation haben", einfach kontern mit "Die ganze Welt". Oder bei "Der Vorschlag hätte meiner Meinung nach noch etwas Zeit gebraucht" mal antworten mit "Sie müssen ihre Meinung ändern." Quelle: Fotolia
Nehmen sie die richtige Körperhaltung einWer Selbstbewusstsein demonstrieren möchte, der muss eine offene Körperhaltung einnehmen, gerade stehen und die Fußspitzen nach außen zeigen. Allein von der Haltung her signalisieren Sie, dass mit ihnen mit Vorsicht umgegangen werden soll. Besonders wichtig: Nie den Blickkontakt senken. Quelle: Fotolia
Eine falsche Körperhaltung vermeidenAugen niederschlagen, Schulter hängen lassen oder Kratzen am Kopf: Gesten, die Nervosität oder Unsicherheit kundtun, laden dazu ein, angegriffen zu werden. Solche Gesten sollten Sie daher stets vermeiden. Quelle: Fotolia


Nicht selten liegen die Gründe vor allem auch im betrieblichen Umfeld. Unsichere, prekäre Arbeitsplätze, ein schlechtes Betriebsklima, viel Druck, Führungsschwäche, aber ebenso Langeweile oder ungeklärte Arbeitsvergaben und Hierarchien können den Recherchen der Filmemacher nach Mobbing bedingen. Fakt ist: Der wirtschaftliche Schaden ist enorm. Nicht nur fallen Mobbingopfer oft krankheitsbedingt aus. Sie sind außerdem für eine lange Zeit nicht richtig leistungsfähig.

Auch die Täter sind selten Highperformer. Ein Mobbingfall vergiftet das Betriebsklima und strahlt auch auf jene Kollegen aus, die sich lieber raushalten wollen. Mobbing geht also immer zu Lasten von Produktivität und Innovation. Noch schlimmer ist es, wenn das Mobbing durch Vorgesetzte betrieben wird oder diese nicht konsequent dagegen vorgehen. Oft führt Mobbing dazu, dass das Opfer irgendwann den Arbeitsplatz aufgibt – teure und langwierige Kündigungsschutzprozesse sind dann die Folge. Mit entsprechender Außenwirkung: Bei einer Firma, in der es Mobbing gibt, wollen interessante Bewerber lieber nicht arbeiten. Hinzukommen Kosten für die Personalsuche, um Ersatz zu finden.

Wieder handlungsfähig nehmen

Die Dokumentation zeigt nicht nur, wie Mobbing verläuft. Sie sucht auch nach Motiven, beleuchtet die ökonomischen Folgen und zeigt, wo Opfer Hilfe bekommen. Interviews und Betroffenenberichte wechseln sich ab mit Szenen aus dem Theaterstück Lovely Rita, das sich mit Mobbing auseinandersetzt. Sie machen die Botschaft des Films besonders eindringlich klar.

Welchen Ausweg gibt es? Köster und  van den Belt zeigen einige Möglichkeiten. Betroffene sollten sich so rasch wie möglich Unterstützung organisieren. Das ist der erste Schritt, um wieder Kontrolle über die Situation zu erlangen. Eine Selbsthilfegruppe kann psychisch stabilisieren. Der Austausch mit anderen Betroffenen ist außerdem eine Chance, Alternativen zu erkennen.

Mobbingopfer sollten die Vorfälle auch dem Vorgesetzten und dem Betriebs- oder Personalrat melden. Manchmal kann ein externer Coach oder eine Mediation den Mobbingprozess stoppen. Wichtig sei, keine Rachefeldzüge zu führen und alle Beweise zu sichern. Hier helfen Juristen. Ein Tagebuch kann vor Gericht wichtig sein, und es hilft bei der Verarbeitung.

Rechtsbeistand ist auch wichtig, wenn das Mobbingopfer auf Unterlassung, Schadenersatz oder Schmerzensgeld klagen möchte, oder wenn es juristische Betreuung bei der Auflösung des Arbeitsvertrags braucht. Als Straftat gilt Mobbing juristisch allerdings nach wie vor nicht.

Mobbing und nun... ist eine eindringliche Dokumentation, die zeigt, dass Mobbing nur Opfer kennt. Sie kann auf der Website zur Doku auf DVD bestellt werden. Außerdem suchen die Filmemacher Kinos, die den Film zeigen möchten.

Dieser Artikel ist zuerst auf zeit.de erschienen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%