Nicht selten liegen die Gründe vor allem auch im betrieblichen Umfeld. Unsichere, prekäre Arbeitsplätze, ein schlechtes Betriebsklima, viel Druck, Führungsschwäche, aber ebenso Langeweile oder ungeklärte Arbeitsvergaben und Hierarchien können den Recherchen der Filmemacher nach Mobbing bedingen. Fakt ist: Der wirtschaftliche Schaden ist enorm. Nicht nur fallen Mobbingopfer oft krankheitsbedingt aus. Sie sind außerdem für eine lange Zeit nicht richtig leistungsfähig.
Auch die Täter sind selten Highperformer. Ein Mobbingfall vergiftet das Betriebsklima und strahlt auch auf jene Kollegen aus, die sich lieber raushalten wollen. Mobbing geht also immer zu Lasten von Produktivität und Innovation. Noch schlimmer ist es, wenn das Mobbing durch Vorgesetzte betrieben wird oder diese nicht konsequent dagegen vorgehen. Oft führt Mobbing dazu, dass das Opfer irgendwann den Arbeitsplatz aufgibt – teure und langwierige Kündigungsschutzprozesse sind dann die Folge. Mit entsprechender Außenwirkung: Bei einer Firma, in der es Mobbing gibt, wollen interessante Bewerber lieber nicht arbeiten. Hinzukommen Kosten für die Personalsuche, um Ersatz zu finden.
Wieder handlungsfähig nehmen
Die Dokumentation zeigt nicht nur, wie Mobbing verläuft. Sie sucht auch nach Motiven, beleuchtet die ökonomischen Folgen und zeigt, wo Opfer Hilfe bekommen. Interviews und Betroffenenberichte wechseln sich ab mit Szenen aus dem Theaterstück Lovely Rita, das sich mit Mobbing auseinandersetzt. Sie machen die Botschaft des Films besonders eindringlich klar.
Welchen Ausweg gibt es? Köster und van den Belt zeigen einige Möglichkeiten. Betroffene sollten sich so rasch wie möglich Unterstützung organisieren. Das ist der erste Schritt, um wieder Kontrolle über die Situation zu erlangen. Eine Selbsthilfegruppe kann psychisch stabilisieren. Der Austausch mit anderen Betroffenen ist außerdem eine Chance, Alternativen zu erkennen.
Mobbingopfer sollten die Vorfälle auch dem Vorgesetzten und dem Betriebs- oder Personalrat melden. Manchmal kann ein externer Coach oder eine Mediation den Mobbingprozess stoppen. Wichtig sei, keine Rachefeldzüge zu führen und alle Beweise zu sichern. Hier helfen Juristen. Ein Tagebuch kann vor Gericht wichtig sein, und es hilft bei der Verarbeitung.
Rechtsbeistand ist auch wichtig, wenn das Mobbingopfer auf Unterlassung, Schadenersatz oder Schmerzensgeld klagen möchte, oder wenn es juristische Betreuung bei der Auflösung des Arbeitsvertrags braucht. Als Straftat gilt Mobbing juristisch allerdings nach wie vor nicht.
Mobbing und nun... ist eine eindringliche Dokumentation, die zeigt, dass Mobbing nur Opfer kennt. Sie kann auf der Website zur Doku auf DVD bestellt werden. Außerdem suchen die Filmemacher Kinos, die den Film zeigen möchten.
Dieser Artikel ist zuerst auf zeit.de erschienen.