Säule II: Die Ernährung
Eine abwechslungsreiche, ausgewogene Ernährung ist auch während der Arbeitszeit – schließlich sind das in der Regel acht bis zehn Stunden pro Tag – wichtig, um gesund zu bleiben. Wer sich tagsüber mit Müll vollstopft, dem hilft auch der Salat am Abend nicht mehr.
Kantinen und Mensen machen es vielen jedoch nicht leicht, sich gesund zu ernähren.
Das geht schon in der Schule los, wie erst kürzlich auch wieder das Bundeslandwirtschaftsministerium kritisierte: "Nach wie vor ist die Angebotshäufigkeit der Mittagsverpflegung von Gemüse, Vollkornprodukten und Fisch zu gering und das Angebot von vor allem fettreichen Fleisch- und Wurstwaren zu hoch", hieß es in einer Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage der Grünen. Bei den Kleinen gibt es Fischstäbchen, Pommes, Pizza und Currywurst, Mama und Papa essen mittags Schnitzel, Currywurst oder Spaghetti Bolognese. „Menschen, die sich in Kantinen und Mensen versorgen, sind nur bedingt in der Lage, das Angebot zu beeinflussen“, räumt auch Esch ein.
„Hier ist die Frage, wie ich esse – ob ich beim Essen genieße, ob ich es schmecke und rieche, ob ich bewusst kaue, ob ich daraus einen Moment mache, in dem ich mir selber Aufmerksamkeit schenke. Das kann ich selbst entscheiden.“ Dann sei auch die Currywurst in Ordnung.
Tatsächlich essen jedoch nur 17 Prozent der deutschen Arbeitnehmer mittags in einer Kantine, wie eine Umfrage der auf Fach- und Führungskräfte spezialisierten Jobbörse Jobware zeigt. Weitere 17 Prozent gehen zum Imbiss oder zum Italiener um die Ecke, 55 Prozent der Angestellten essen am liebsten am Schreibtisch. Elf Prozent verzichten ganz auf die Pause. Dass das besonders gesundheitsfördernd, stressreduzierend oder erholsam ist, darf bezweifelt werden.
Die sieben Erfolgsfaktoren gesunder Ernährung
“Buy fresh, eat fresh”: Frisches kaufen, Frisches essen”
Zucker vermeiden
Weizenmehl vermeiden
“Frankenfoods” (Frankenstein Food), also Nahrungsmittel aus genetisch veränderten Pflanzen oder Tieren vermeiden
Gute Proteine wie (Hühner-)Fleisch, Nüsse und Körner essen
Gute Fette verwenden; sie machen nicht fett, denn die Übeltäter sind Zucker und Weißmehl
Phytonutrients, also Phytonährstoffe, sind Nährstoffe in pflanzlichen Lebensmitteln. Sie sind, anders als Vitamine, nicht lebensnotwendig. Aber sie halten gesund und fit und sollen die Lebenserwartung verlängern.
Säule III: Die Entspannung
Denn zur Gesundheitsförderung gehört nun mal auch die Entspannung. Niemand kann ununterbrochen 100 Prozent Leistung geben. Wer das trotzdem über einen längeren Zeitraum versucht, betreibt Raubbau an Produktivität, Geist und Körper.
Deshalb sind auch die Arbeitgeber gefragt. Die nehmen die Regeneration der Mitarbeiter in der Praxis aber offenbar auf die leichte Schulter: Der Jobware-Umfrage zufolge erlauben nämlich 92 Prozent der Arbeitgeber ihren Angestellten die Pause am Schreibtisch beziehungsweise beschäftigen sich nicht weiter mit dem Thema. Hier sollte eine Führungskraft im eigenen, wirtschaftlichen Interesse darauf achten, dass die Mitarbeiter ihre Akkus regelmäßig wieder aufladen, um produktiv zu bleiben. Sei es durch den Wechsel des Raumes, ein Essen in Gesellschaft von Kollegen oder mit einem Spaziergang. Womit wir bei der vierten Säule wären:
Säule IV: Die Bewegung
Die vierte Säule ist die Bewegung. Das sollte auch während der Arbeitszeit nicht zu kurz kommen. Was nicht heißt, dass jeder in der Mittagspause joggen oder ins Fitnessstudio gehen soll. Aber wer dauerhaft gesund bleiben wolle, müsse auch tagsüber den Hintern hochkriegen, mahnt Esch: „Sich allein nach Feierabend zu bewegen reicht offenbar nicht aus, langes Sitzen auszugleichen, auch wenn wir das lange Zeit geglaubt haben. Sie müssen also während der Arbeitszeit darauf achten, die Perioden des langen Sitzens zu unterbrechen.“
Der Mensch sei dazu konzipiert, sich wann immer möglich und so oft wie möglich körperlich zu bewegen. Esch rät deshalb Menschen, die in Büros arbeiten, sich alle 25 bis 30 Minuten für fünf Minuten zu bewegen. „Das kann bedeuten, dass man im Stehen arbeitet oder dass man kurze, körperliche Übungen macht.“ Zusätzlich sollte jeder, der im Sitzen arbeitet, darauf achten, sich einmal am Tag eine halbe Stunde am Stück zu bewegen, so Esch. Das entspricht dem Gegenwert von 250 Kilokalorien oder einem Dinkelbrötchen ohne Belag.
So bringen Sie mehr Bewegung in Ihren Büroalltag
Nicht der kürzeste Weg im Gebäude ist der beste, sondern der längste. Das verschafft Ihnen Bewegung und nebenbei stärkt es sozialen Zusammenhalt und Wissensaustausch, wenn auf dem Weg auch in anderen Abteilungen vorbeigeschaut wird.
Nehmen Sie die Treppe und nicht den Aufzug. Treppensteigen bringt Muskulatur und Kreislauf in Schwung.
Ordnen Sie Ihre Arbeitsmittel so an, dass Sie ab und zu aufstehen müssen: das Telefon nicht auf dem Tisch, sondern auf dem Sideboard; der Papierkorb nicht unter dem Tisch, sondern entfernt in der Raumecke.
Verwandeln Sie Sitzungen in Steh-Meetings. Das führt nebenbei auch zu deutlich intensiverer Beteiligung, kürzeren Meetingzeiten und höherer Effizienz.
Um Ihnen die Bewegung leichter zu machen, stellen wir Ihnen in den kommenden Wochen im Video kurze Übungen vor, die sich auch im Büro bewerkstelligen lassen – und zwar sowohl in Kostüm und Pumps als auch im Anzug. Vorgestellt werden die Übungen von Awai Cheung. Der in Berlin ansässige Chinese lehrt seit mehr als zehn Jahren eine Qigong-Variante fürs Büro, die auch am Schreibtisch funktioniert.
„Business-Qigong geht im Stehen oder Sitzen, anders als beim Yoga braucht man keine Matten und muss sich nicht hinlegen“, erklärt er. Ein paar Minuten genügen schon – und ins Schwitzen kommt man auch nicht. Mit Esoterik habe das nichts zu tun, sagt Cheung. „Solche Übungen sind auch etwas für Berufstätige ohne Räucherstäbchen-Mentalität.“