Flexible Arbeitgeber gesucht Dafür sollte 2019 niemand mehr kämpfen müssen

Flexibel arbeiten: Dafür sollte 2019 niemand mehr kämpfen müssen Quelle: Fotolia

Warum sind erfolgreich getestete Dinge wie flexible Arbeitszeiten oder Führungstandems in Teilzeit noch kein Standard? Arbeitgeber sollten sich 2019 einen Ruck geben, um sich gemeinsam mit ihren motivierten Mitarbeitern auf die wirklich wichtigen Probleme konzentrieren zu können.

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Es gibt so ein paar Dinge, die Arbeit und Leben besser machen. Hier ein Wunsch zum neuen Jahr: Wie schön wäre es, wenn 2019 niemand mehr für diese kämpfen müsste? In einer perfekten (Arbeits-)Welt wären sie so selbstverständlich wie Urlaubsanspruch, ergonomische Stühle, Kaffee oder Elterngeld.

Gemeint sind agile Arbeitsstrukturen, die bisher unter dem Schlagwort New Work firmieren, manche sagen auch Work-Life-Balance oder schlicht Vereinbarkeit. Dahinter stecken gar nicht so neue Gedanken. Die Möglichkeit, Arbeit von zu Hause oder einem anderen Ort aus zu erledigen, gehört dazu. Eine Vertrauenskultur, die darauf basiert, dass die Aufgaben erfüllt werden und nicht Zeit abgesessen wird. Die Selbstverständlichkeit, dass Arbeitnehmer zeitweise weniger arbeiten und dabei trotzdem Führungspositionen innehaben. Offenheit für individuelle Experimente, ob Telearbeit vom anderen Ende der Welt oder immer unterwegs mit nur einem Smartphone als Arbeitsgerät.

Bei der WirtschaftsWoche haben wir im vergangenen Jahr einigen dieser Trends nachgespürt. Klar ist: Technische Gegenargumente gibt es praktisch keine mehr. Und die organisatorischen Schwierigkeiten sind in vielen Fällen nur Scheinhindernisse. Führungstandems in Teilzeit, bezuschusste Restaurantbesuche mittels einer Spesenabrechnungsapp, Homeoffice zum Beispiel im Wendland, Vertrauensarbeitszeit, Urlaub ohne Ende oder die Wahlmöglichkeit zwischen mehr Geld oder mehr Freizeit, die Viertagewoche bei vollem Gehalt – all das existiert bereits. Ab dem 1. Januar ermöglicht es das neue Brückenteilzeitgesetz, ein bis fünf Jahre lang die Arbeitszeit zu reduzieren und anschließend auf den vollen Stundenumfang zurück zu wechseln. Teilzeitfalle, adé – hoffentlich jedenfalls.

von Jan Guldner, Lin Freitag, Bert Losse, Kristin Rau, Claudia Tödtmann

Es gibt sie also bereits, die guten Ideen für eine bessere Arbeitswelt. Mancherorts werden sie entwickelt und gelebt, ausprobiert und bisweilen wieder verworfen. Das gehört nämlich auch dazu und ist kein Scheitern, sondern der normale Weg zu Verbesserungen. Die schlechte Nachricht: Nach wie vor sieht der Alltag für zu viele Arbeitnehmer anders aus. Man rieb sich im Jahr 2018 noch häufig die Augen darüber, was für rückschrittliche Zustände herrschen selbst in Unternehmen, die sich für fortschrittlich halten.

Hier einige beliebig ausgewählte Beispiele von Frauen und Männern aus dem persönlichen Umfeld:

Da ist zum Beispiel Jeanette, die vor der Geburt ihres ersten Kindes eine Führungsposition bei einem Mittelständler am Niederrhein innehatte – und kurz vor der Rückkehr aus der Elternzeit über ihre Versetzung an einen entfernteren Ort informiert wurde. Die durchschaubare Strategie: Der Arbeitgeber wollte keine vermeintlich unflexible Mutter eines Kleinkindes als Führungskraft und sie auf diese Weise loswerden. Wohl mit Erfolg. Die Frau entschied sich pragmatisch für ein baldiges zweites Kind, ließ sich während dieser zweiten Schwangerschaft krankschreiben und sucht sich nun aus der zweiten Elternzeit heraus einen neuen Job. Der Frust über die schlechte Behandlung und das angeknackste Vertrauen werden sie noch eine Weile plagen.

Auf Twitter berichtete Ende November eine Saarländerin in einer Reihe von Tweets von sehr ähnlichen Erlebnissen. Ihr Beitrag wurde im Netz tausendfach geteilt. Die Ingenieurin in Führungsposition wurde nach Bekanntgabe ihrer Schwangerschaft von der Geschäftsführung offenbar diskriminiert und gemobbt. Auch ihr wurde nach der Rückkehr aus der Elternzeit ein neuer Bereich an einem anderen Arbeitsort zugeteilt, wohin sie mehr als eine Stunde pendeln musste. Das gute Ende dieser Geschichte: Sie bewarb sich bei der Konkurrenz, spielte dort mit offenen Karten und erhielt prompt eine Führungsposition.

Was man daraus lernen kann: Arbeitgeber mit Schubladen im Kopf verlieren ihre kompetenten Führungskräfte, während schlauere Unternehmer genau die gerne einstellen und mit etwas Entgegenkommen einen guten Deal für beide Seiten finden.

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