Nirgendwo sonst in Europa wird so viel Fracht per Flugzeug verschickt wie in Frankfurt. 1,6 Millionen Tonnen Güter und Post sind 2015 von Frankfurt aus in alle Welt transportiert worden und das Frachtaufkommen wächst pro Jahr um drei Prozent. Entsprechend wächst auch die Cargo City am Flughafen: Bisher ist das Areal, auf dem Lunemann und Kollegen arbeiten, 149 Hektar groß, weitere 27 Hektar kommen demnächst hinzu.
Wie Ground Op Schultheis bei den Passagiermaschinen muss auch die Ramp Agentin bei den Frachtern alles im Auge haben: Passt die Ladung? Sind die Palletten intakt?
Große Verantwortung, hoher Zeitdruck
Die Verantwortung ist groß, die Zeit läuft. Ein Frachter am Boden kostet Geld. Drei Stunden haben Lunemann und ihre Kollegen Zeit, bis die Maschine beladen wieder abhebt. Das kann mitunter knapp werden. „Manchmal steht ein LkW im Stau und die Sachen kommen nicht pünktlich. Dann müssen wir umplanen, der Flieger kann ja nicht leer abheben“, sagt sie.
Flexibilität gehört zum Job, Standards gibt es nicht. „Mein außergewöhnlichster Transport war eine sechs Tonnen schwere Seekuh, die von Hamburg nach Russland transportiert wurde.“ Die Vielfalt an Waren und Gütern mache das Planen manchmal schwierig, sagt sie. „Das Trockeneis nicht so nah an die Pferde, Gefahrgut nicht so nah an die Crew - wir müssen unzählige Vorschriften bei der Beladung beachten.“
Einen Bürojob hatte sich die junge Mutter aus Idstein nie vorstellen können. Auf ein paar Jahre im Hörsaal hatte sie nach dem Abitur keine Lust. „Ich wollte nicht studieren, sondern etwas Praktisches machen“, erzählt Lunemann. Ihr Vater ist Pilot, da lag der Flughafen als Arbeitsplatz nahe.
Was macht ein...
Der Ramp Agent ist für den Ladeplan der Frachtflieger genauso zuständig, wie für die Überwachung der Beladung. Binnen einer Stude müssen die Ramp Agents einen Beladungsplan für einen Frachtflieger erstellen. Zwei Stunden darf das Beladen der Maschine dauern. Hier muss der Ramp Agent darauf achten, dass alle Waren auch nach Plan im Bauch der Maschine landen.
Lunemann machte eine Ausbildung zur Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung bei der Lufthansa Cargo. Im Anschluss ließ sie sich zur Ramp Agentin weiterbilden: Ein Jahr lang begleitete sie einen Kollegen, bei seiner Arbeit auf dem Vorfeld und im Büro. Mit großer Begeisterung, wie sie sagt. „Alleine da draußen rumfahren zu dürfen und ganz nah an den Flugzeugen zu sein, ist toll. Flughafen und fliegen sind immer spannend und die Verantwortung für die komplette Abfertigung eines Großraumjets zu haben erst recht.“
Mehrere Wochen verbachte sie im Lufthansa-Schulungszentrum, legte fünf theoretische Prüfungen und anschließend 20 verschiedene Prüfungssituationen im praktischen Betrieb ab. Auch jetzt muss sie ihr Können regelmäßig unter Beweis stellen. Schließlich hängt unter anderem von ihr die Sicherheit des Frachterfluges ab. „Wir müssen viermal im Jahr einen Ladeplan manuell erstellen, was sonst der Computer macht. Für den Fall, dass die Technik ausfällt, müssen wir das können“, erzählt sie.
Die wichtigsten Kennzahlen der Lufthansa
2015: 32,1 Mrd Euro
2014: 30,011 Mrd Euro
2013: 30,027 Mrd Euro
Quelle: Lufthansa
2015: 1,8 Mrd Euro
2014: 954 Mio Euro
2013: 699 Mio Euro
2015: 1,69 Mrd. Euro
2014: 55 Mio Euro
2013: 313 Mio Euro
2015: 107 Mio
2014: 106 Mio
2013: 104,6 Mio
Vergleichbare operative Marge:
2015: 5,2 %
2014: 3,7 %
2013: 3,0 %
2015: 119.559
2014: 118.973
2013: 117.414
Außerdem läuft ihre Lizenz als Ramp Agentin nach drei Jahren aus. Ohne regelmäßige Checkups, Leistungsnachweise, Nachschulungen und Prüfungen müsste Lunemann ihre gelbe Warnweste an den Haken hängen. „Mein Job ist nie gleich, ich weiß nie, was mich erwartet und ich muss schnell entscheiden, ob etwas passt oder nicht oder ob die Palette nicht doch wieder raus muss.“ Planen, überwachen, reagieren. „Man muss echt auf Zack sein.“
Ohne Ausdauer geht es in diesen Berufen allerdings nicht. Schultheis absolviert ihren Tag überwiegend im Laufschritt: vom Büro aufs Rollfeld, zum Gate, in den Flieger und zurück zur Crew. Und auch die Ramp Agentin Lunemann muss fit sein. „Mein Job ist körperlich nicht anstrengend, aber natürlich packe ich beim Beladen mit an“, sagt sie. „Meine Hände sind immer schwarz, wenn ich von draußen reinkomme.“ Trotzdem: Wer einmal dabei sei, der bleibe auch, wie auch Lunemann über ihren Job sagt. „Die Fluktuation ist hier gering. Wenn, dann gehen die Leute nach dem ersten Winter. Die Kälte gefällt nicht jedem.“