Surfen, Drachenfliegen, Tauchen – alleine das Packen der Ausrüstung und die Anfahrt nehmen da mitunter einen halben Tag in Anspruch. Klar, dass viele Berufstätige vor einem solchen Aufwand zurückschrecken. Wenn dann noch familiäre Verpflichtungen hinzukommen, heißt es oftmals: „Hobby? Dafür habe ich keine Zeit.“
Dabei ist der richtige Ausgleich so wichtig. Wer einem Hobby nachgeht, ist psychologischen Studien zufolge nicht nur erholter, sondern leistet auch mehr bei der Arbeit. Die richtige Freizeitaktivität kann also die Karriere beflügeln. Doch wie Platz schaffen, in einem straffen Zeitplan zwischen Job, Steuererklärung, Einkauf, Hausaufgaben kontrollieren und vielem mehr?
Schon die Auswahl des Hobbys ist essenziell. Yoga, stricken oder joggen etwa sind weit weniger zeitintensiv als Drachenfliegen. Und auch die Technik spielt den Vielbeschäftigten in die Hände, weiß Psychologieprofessor Kevin Eschleman von der San Francisco State Universität. Dank Internet, sozialer Medien und Smartphones könnten Menschen heute von zu Hause aus etwa kochen, malen oder zeichnen lernen. „Obwohl die Menschen durch ihre Arbeit und familiäre Aktivitäten in ihrer Zeit begrenzt sind“, sagt der Experte, „haben sie heute größere Möglichkeiten kreativ zu sein, als jemals zuvor.“,
Doch auch physische Termine, bei denen man idealerweise das Haus verlässt, haben ihre Vorteile. Carmen Binnewies, Professorin für Arbeitspsychologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, rät dazu, sich diese verbindlich in seinen Kalender einzutragen.
Natürlich sei es in manchen Lebensphasen schwieriger, Hobbys zu pflegen, aber: „Niemand sollte sich immer nur dem Zeitplan der anderen anpassen“, sagt die Wissenschaftlerin. Wer für seine Aktivitäten das Haus verlasse, entgehe dem Risiko, ständig gestört zu werden und letztendlich den quengelnden Kindern oder dem klingelnden Telefon doch den Vorzug zu geben.
Wer sich für kostenpflichtige Kurse anmeldet, hat auch einen finanziellen Anreiz, sein Hobby regelmäßig auszuüben. Und auch sozialer Druck hilft, nach einem anstrengenden Arbeitstag den Hintern vom Sofa auf den Stepper oder in den Töpferkurs zu schleppen. Deshalb ist es ratsam, sich einen Partner zu suchen, mit dem man eine neue Leidenschaft teilen kann.
In einem Artikel des Wissenschaftsmagazins „Nature“, der sich mit der Freizeitgestaltung von überarbeiteten Wissenschaftlern beschäftigte, erklärte ein Biologe der Universität Oregon, dass er sich jede Woche gewisse Zeiten in seinem Kalender freihalte, auch wenn er noch nicht wisse, was genau er mit seiner Freizeit anfange. Eine Ozean-Forscherin gab an, lästige Arbeiten wie Wäsche waschen oder Einkaufen unter der Woche zu erledigen, damit das Wochenende für ihr Hobby reserviert sei. Dann baut sie Tiere aus Lego statt die geologische Geschichte der Ozeane zu erforschen. „Das Blocken von Zeit für sich, ist der erste Schritt tatsächlich regelmäßig außerhalb des Jobs aktiv zu sein“, sagt auch Arbeitspsychologin Binnewies, die den Sonntag fest fürs Basteln und Nähen reserviert hat.
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