
Daimler, Siemens und die Telekom machen es vor: Die Dax-Konzerne wollen Flüchtlinge in Arbeit bringen, indem sie ihnen beispielsweise Praktikums- und Ausbildungsplätze anbieten. Auch andere deutsche Unternehmen würden gerne mehr Asylbewerber einstellen, wie die Personalberatung LAB & Company in ihrer aktuellen Umfrage herausgefunden hat.
Demnach wünschen sich 80 Prozent der Führungskräfte, dass die Einstellungshürden für Flüchtlinge gelockert werden. Mehr als die Hälfte ist sogar davon überzeugt, dass sie vom Zuwanderungsstrom profitieren würde. Momentan dürfen Asylbewerber aus Drittstaaten aber erst arbeiten, wenn sie eine Aufenthaltsgestattung haben – egal, wie qualifiziert sie sind, egal, wie groß der Fachekräftemangel in den jeweiligen Branchen ist.
Was Flüchtlinge dürfen
Wer eine sogenannte Aufenthaltsgestattung bekommt, darf nach drei Monaten in Deutschland eine betriebliche Ausbildung beginnen. Wer geduldet ist, kann vom ersten Tag an eine Ausbildung machen. In beiden Fällen ist jedoch eine Erlaubnis durch die Ausländerbehörde nötig.
Gleiches gilt für Praktika oder den Bundesfreiwilligendienst beziehungsweise ein freiwilliges, soziales Jahr: Personen mit Aufenthaltsgestattung können nach drei Monaten ohne Zustimmung der ZAV damit beginnen, wer den Status „geduldet“ hat, darf das ab dem ersten Tag.
Wer studiert hat und eine Aufenthaltsgestattung besitzt, darf ohne Zustimmung der ZAV nach drei Monaten eine dem Abschluss entsprechende Beschäftigung aufnehmen, wenn sie einen anerkannten oder vergleichbaren ausländischen Hochschulabschluss besitzen und mindestens 47.600 Euro brutto im Jahr verdienen werden oder einen deutschen Hochschulabschluss besitzen (unabhängig vom Einkommen).
Personen mit Duldung können dasselbe bereits ab dem ersten Tag des Aufenthalts.
Personen mit Aufenthaltsgestattung können nach vierjährigem Aufenthalt jede Beschäftigung ohne Zustimmung der ZAV aufnehmen.
Auch wenn die Zahl der Flüchtlinge täglich steigt, ist die Mehrheit der Manager davon überzeugt, dass die wirtschaftlichen Chancen größer sind als die gesellschaftlichen Risiken. Die Führungskräfte sehen aber auch Handlungsbedarf seitens der Regierung, um die Chancen zu steigern. Deshalb fordern sie:
- mehr Integrations- und Sprachkurse
- eine schnellere Prüfung und Anerkennung ausländischer Studien- und Berufsabschlüsse
- eine mehrjährige Aufenthaltserlaubnis für sozialversicherungspflichtig Angestellte und Auszubildende
- eine Abschaffung der Vorrangprüfung
Nahezu alle Manager, nämlich 86 Prozent, wünschen sich in Deutschland eine Einwanderungspolitik, wie es sie in Kanada bereits gibt. Dort werden potenzielle Zuwanderer mit Hilfe eines Punktesystems bewertet – die Kriterien sind unter anderem Ausbildung, Arbeitserfahrung, Alter und Sprachkompetenz.
Ein Teilnehmer empfiehlt, in Integrations- und Sprachkursen Stärken- und Schwächenprofile anzulegen, damit die beruflichen Möglichkeiten der Asylbewerber besser ausgewertet werden können. "Wir brauchen dringend erste positive Beispiele für gelungene Integration – auch und gerade auf dem Arbeitsmarkt", sagt Klaus Aden, Geschäftsführer der Personalberatung. Nur so könne man die positive Grundstimmung über den Winter retten.
Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit hat jeder fünfte Asylbewerber einen Hochschulabschluss, jeder Dritte hat eine Ausbildung absolviert, die dem deutschen Fachabitur entspricht. Die Bundesagentur für Arbeit geht momentan davon aus, dass in diesem Jahr 350.000 Asylbewerber einen Job in Deutschland suchen. Allein bis Ende August hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in diesem Jahr mehr als 250.000 Asylanträge bearbeitet, während Unternehmen in einigen Branchen einen Fachkräftemangel beklagen.
Die Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit hat ergeben, dass es in Deutschland zwar keinen flächendeckenden Fachkräftemangel gibt, aber dass Stellen in einzelnen technischen Berufsfeldern sowie in Gesundheits- und Pflegeberufen unbesetzt bleiben.