Schlechte Nachrichten für Chefs: Die meisten Mitarbeiter machen nur Dienst nach Vorschrift. Nur 15 Prozent der Leute sind mit Hand, Herz und Verstand bei der Arbeit. Das Gros der Mitarbeiter will in erster Linie unauffällig sein: 70 Prozent der Beschäftigten sind emotional gering gebunden und machen lediglich Dienst nach Vorschrift. Das belegt die aktuelle Untersuchung von Gallup. Im Engagement Index veröffentlicht das Marktforschungsunternehmen alljährlich, wie es um die Mitarbeiterbindung, die Motivation der Angestellten und um deren Verhältnis zu Chefs und Unternehmen steht und wie sich das auf die Produktivität des Unternehmens auswirkt. Für die aktuelle Studie hat das Unternehmen 1413 Arbeitnehmer befragt.
Die Folge dieser inneren Kündigungen sind hohe Fehlzeiten und niedrige Produktivität. Außerdem ist jemand, dem das eigene Unternehmen egal ist, kein guter Markenbotschafter. Marco Nink, Studienverantwortlicher bei Gallup sagt: "Arbeitnehmer, die sich emotional nicht an ihren Arbeitgeber gebunden fühlen, zeigen weniger Eigeninitiative, Leistungsbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein – und sie schweigen zudem häufiger zu Fehlentwicklungen." Der aktuelle Engagement Index zeigt: jeder dritte Mitarbeiter hat in den vergangenen zwölf Monaten gegenüber seinem Vorgesetzten mindestens einmal sogar schwere Bedenken nicht geäußert. Von den Mitarbeitern ohne emotionale Bindung schwieg sogar fast jeder Zweite (45 Prozent). Das ist für die Unternehmen besonders bedenklich.
Schlechte Führungskräfte senken die Wettbewerbsfähigkeit
Schuld an der Misere haben laut Gallup schlechte Vorgesetzte. Die sind demnach die Stellschraube, die dringend bewegt werden müsste. Sie kosten die deutsche Wirtschaft bis zu 105 Milliarden Euro im Jahr. So hoch sind nämlich die Verluste durch innere Kündigungen der Mitarbeiter. Und die meisten, die innerlich gekündigt haben, taten dies wegen ihrer direkten Vorgesetzten. "Wie lange Mitarbeiter ihrem Unternehmen treu bleiben und wie einsatzfreudig und produktiv sie in der Zeit sind, hängt in erster Linie vom Führungsverhalten des direkten Vorgesetzten ab", so Nink. "Doch in punkto Führungsqualität klaffen die Wünsche der Mitarbeiter und die Wirklichkeit in den Unternehmen weit auseinander."
Nur jeder fünfte Arbeitnehmer (21 Prozent) sagt: „die Führung, die ich bei der Arbeit erlebe, motiviert mich, hervorragende Arbeit zu leisten“. Selbst in der Gruppe der hoch gebundenen Angestellten sagen das nur 66 Prozent. Und bei den Arbeitnehmern mit geringer oder ganz ohne Bindung nur 15 beziehungsweise nur drei Prozent.
Kein Wunder, dass ein Fluchtreflex einsetzt. Fast jeder Fünfte (18 Prozent) dachte in den vergangenen zwölf Monaten daran zu kündigen - und zwar wegen seines direkten Vorgesetzten.
Was Vorgesetzte tun können, damit ihre Angestellten zufrieden sind (und bleiben)
Für die Studie „Die Zeit ist reif. Glücklich arbeiten" hat der Personaldienstleister Robert Half gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen Happiness works und dem Statistiker Nic Marks 23.000 Arbeitnehmer befragen lassen, rund 2400 davon aus Deutschland.
Arbeitnehmer und Arbeitgeber sind gleichermaßen für das Betriebsklima zuständig, sagen 46 Prozent der Befragten. Mehr als jeder Dritte erwartet allerdings vom Unternehmen, für das Glück am Arbeitsplatz zu sorgen. Vorgesetzte können natürlich nicht dafür zuständig sein, für jeden den persönlichen Feelgood-Manager zu geben. Für ein besseres Betriebsklima sorgen können sie aber sehr wohl.
Ein Veganer wird beim Schlachter nicht glücklich. Auch nicht, wenn er nur im Büro arbeiten muss. Wer dauerhaft zufriedene Mitarbeiter möchte, sollte nur Leute einstellen, die mit Ihren persönlichen und fachlichen Skills gut zum Unternehmen passen. Ihnen fällt es leichter, sich anzupassen, einzugewöhnen und gute Leistungen zu bringen. Das lohnt sich doppelt: Ein ungeeigneter Mitarbeiter kann die Arbeitsmoral eines gesamten Teams schwächen.
Mitarbeiter wollen Verantwortung übernehmen: Wer das Gefühl hat, selbstständig wichtige Entscheidungen im Job zu treffen, wächst an dieser Herausforderung. Vorgesetzte sollten deshalb Verantwortung abgeben und ihren Mitarbeitern vertrauen. Wer sich sinnvoll in das Unternehmen einbringen kann, fühlt sich diesem auch stärker verbunden.
Wer gute Arbeit leistet, will und soll auch gelobt werden. Zeigen Sie Ihren Mitarbeitern, dass Sie ihre Arbeit und ihren Einsatz schätzen. Echte Anerkennung für gezeigte Leistungen schafft ein positives Arbeitsklima und motiviert Ihre Mitarbeiter zu weiteren Höchstleistungen.
Mitarbeiter, die ihre Aufgaben als sinnvoll erachten, sind stolz auf das, was sie tun – und sie sind stolz auf ihr Unternehmen. Die Studie zeigt, dass sinnstiftende Arbeit einer der wichtigsten Treiber für Freude im Job ist: Angestellte, die einen Sinn in ihrem Tun erkennen, sind 2,4 Mal zufriedner als andere. Machen Sie Ihren Mitarbeitern deshalb klar, wie wichtig ihr Beitrag für den Erfolg des Unternehmens ist.
Leben Sie Fairness im Job vor und lassen Sie Ihre Angestellten an Ihren Entscheidungen teilhaben. Dazu gehört eine transparente Kommunikation: Sprechen Sie mit Ihren Mitarbeitern offen über Gehalt, Karrierechancen und Projekte – ohne dabei ein Teammitglied auszuschließen. Zeigen Sie Ihren Mitarbeitern, dass sie sich jederzeit an Sie wenden können, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen.
Teamgeist, Kollegialität und gelebter Zusammenhalt sind der soziale Klebstoff in jedem Unternehmen. Führungskräfte müssen deshalb mit gutem Beispiel voran gehen: Wenn Sie einen positiven Umgang vorleben, beeinflussen Sie damit Ihr Team, Ihre Kunden und sogar die Kunden Ihrer Kunden.
Gefragt, wann sie im Berufsleben zufrieden oder glücklich sind, sagten Teilnehmer unter anderem: „Ich fühle mich wohl, wenn ich und meine Arbeit geschätzt werden. Wenn meine Meinung ernst genommen wird und ich mich einbringen kann.“ Oder: „Ich habe mich da am wohlsten gefühlt, wo nur Rahmenbedingungen angegeben wurden und ich mich selbst und meine Gedanken einbringen konnte.“ Ein anderer war dann besonders zufrieden, „als wir nach einem sehr stressigen und anstrengenden Vormittag eine Runde Eiscafé von der Chefin spendiert bekommen haben und diesen gemütlich zusammen genießen konnten.“
Dabei ist die Arbeitseinstellung ist durchaus sehr positiv. Auf die Gretchenfrage, ob man denn weiter arbeiten würde, wenn man nicht auf das Gehalt für den Lebensunterhalt angewiesen wäre, sagten 77 Prozent der Befragten "Ja". Vor sechs Jahren waren das noch 70 Prozent.
Was Führungskräfte besser machen müssen
Was den Mitarbeitern wichtig wäre? Nink sagt: „Faktoren wie Arbeitsplatzsicherheit, Entlohnung, Sozialleistungen, flexible Arbeitszeit oder die Zahl der Urlaubstage sind für Mitarbeiter zwar durchaus wichtig, sie haben aber auf deren emotionale Bindung kaum Einfluss." Fünfmal wichtiger als das Gehalt ist es dagegen, wenn man „die Möglichkeit hat, das zu tun, was man richtig gut kann“. Entscheidend sind laut Nink außerdem die "Führungsqualität, eine herausfordernde, abwechslungsreiche und als sinnvoll empfundene Tätigkeit und die Kollegen. Emotionale Bindung wird im direkten Arbeitsumfeld erzeugt und der direkte Vorgesetzte ist dabei das A und O.“
Interessant ist das Auseinanderfallen von Fremd- und Eigenwahrnehmung: 69 Prozent der Arbeitnehmer hatten mindestens einmal einen schlechten Vorgesetzten. "Doch die Chefs selbst sind sich ihrer Defizite nicht bewusst – 97 Prozent halten sich selbst für eine gute Führungskraft", so Ninc.
Merkwürdigerweise haben laut Gallup-Umfrage 2016 immerhin 40 Prozent der Führungskräfte eine Weiterbildung besucht haben, um den Umgang mit ihren Mitarbeitern zu verbessern. Das aber wohl ohne Erfolg.
Der wichtigste Hebel, um einsatzfreudige Mitarbeiter mit emotionaler Bindung an die Firma zu bekommen ist ein kontinuierlicher Dialog mit den Führungskräften. Das kann nicht funktionieren, wenn nur 56 Prozent der Mitarbeiter mit ihren Chefs und dann nur einmal im Jahr über ihre Arbeit und die Leistung sprechen. Nur 14 Prozent der Mitarbeiter berichten bei der Untersuchung über kontinuierlichen Austausch mit dem Vorgesetzten und das über das Jahr hinweg. Nur 38 Prozent der Mitarbeiter sagen, dass diese Mitarbeitergespräche helfen, ihre Arbeit besser zu machen. Ein schlechtes Zeugnis für Führungskräfte, urteilt Nink. "Wo es doch die Aufgabe einer Führungskraft ist, die individuellen Leistungspotenziale der Mitarbeiter freizusetzen und zur Entwicklung des Einzelnen beizutragen." Chefs müssten herausfinden, was ein Mitarbeiter gut kann und mag und wie er dementsprechend eingesetzt werden kann – und das gehe am besten im Gespräch.
Wer das ignoriert, muss sich nicht wundern, wenn die Mitarbeiter resignieren. Dabei seien diese Frustrierten keineswegs Versager, auch sie waren ursprünglich mal als motivierte, gute Leute angetreten - und könnten das auch wieder werden, betont Nink.