Gehälterüberblick Bis zu 300.000 Euro: Welche Branchen am besten zahlen

Quelle: imago images

Welche Branche zahlt gut, welche eher nicht – und welche bietet das beste Sprungbrett für die Karriere? Ein Ausblick für Berufseinsteiger wie Führungskräfte.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Absolventen sollten von vornherein darauf achten, in welche Branche sie einsteigen und auch darauf, wie viel sie nach den ersten Beförderungen erzielen können. Die Unterschiede sind durchaus beachtlich und die Branche zu wechseln ist später gar nicht so einfach. Die Strategieberatung Advyce & Perlitz hat diese Einschätzung exklusiv für die WirtschaftsWoche zusammengestellt.

Automobilindustrie:

Gehaltsspanne
Absolventen: 45.000 bis 75.000 Euro
Führungskräfte, circa 45 Jahre alt: 90.000 bis 160.000 Euro

Lage der Branche
Die Elektrifizierung der Antriebe, Fahrassistenzsysteme, digitale Vernetzung und neue Mobilitätskonzepte fordern alle Unternehmen der Automobilindustrie heraus und erfordern neue Kompetenzen. Viele Menschen brauchen nach wie vor ihr Auto dringend, müssen aber lange Wartezeiten in Kauf nehmen, etwa weil der Branche Chips fehlen. 

Chancen und Risiken
Die Einstiegschancen in den klassischen Feldern Fahrzeugtechnik und Fahrzeugbau sowie Maschinenbau sind eher mäßig. Doch für die Zukunftsfelder E-Mobility, Assistenzsystem, Softwareentwicklung oder Elektronikentwicklung werden gute Absolventen sowie erfahrene Experten händeringend gesucht.

Banken und Finanzdienstleister:

Gehaltsspanne
Absolventen: 45.000 - 100.000 Euro
Führungskräfte etwa 45 Jahre alt: 150.000 und 300.000 Euro

Lage der Branche
Den Finanzdienstleistern bietet sich neben den Risiken durch die drohende Rezession mit dem Anstieg der Zinsen seit langer Zeit wieder eine Normalisierung der Erträge aus Zinsgeschäften. Stark zu kämpfen haben dagegen die Fintechs. Das Geld von Wagniskapitalgebern sitzt nicht mehr so locker, sodass die Start-ups sparen müssen. Ungemach droht ihnen zudem von der Aufsichtsbehörde BaFin, weil verschiedene junge Unternehmen ihre regulatorischen Pflichten nicht erfüllen. 

Chancen und Risiken
Die Branche verändert sich weiter. Das macht sie so spannend. Viele Institute suchen permanent Personal. Die großen Banken haben von der Innovationskraft und dem daraus entstandenen Druck der Start-ups profitiert, wodurch sie als Arbeitgeber an Attraktivität gewonnen haben.

Energie:

Gehaltsspanne
Einsteiger: 44.000 Euro (Master), 65.000 Euro (Promotion)
Management etwa 45 Jahre alt (zunehmend jünger): 80.000 bis 100.000 Euro für Teamleiter, 110.000 bis 150.000 Euro für Abteilungsleiter 

Lage der Branche
Seit dem Krieg in der Ukraine und den reduzierten oder gar ausbleibenden russischen Gaslieferungen nach Europa haben viele Energieunternehmen ihre Vertriebsaktivitäten auf den Prüfstand gestellt oder teilweise stark heruntergefahren. Die Gas- und Strompreiskrise ist für die einzelnen Versorger und Stadtwerke herausfordernd.

Im Strommix erleben Kohle- und Kernkraftwerke eine vorübergehende Renaissance. Die drohende Abschöpfung von Zufallsgewinnen in der Stromerzeugung beschäftigt die Branche und wird Investitionsentscheidungen beeinflussen.

Die wichtigsten Tipps für Gehaltsverhandlungen

Ende des Jahres will die Bundesregierung einen Neustart bei der Digitalisierung der Energiewende und so den Einsatz von intelligenter Messtechnik beschleunigen und vereinfachen. 

Chancen und Risiken
Verstärkt durch die Energiepreiskrise wird die Transformation in Richtung grüner Energien vorangetrieben. Durch den Aufbau der Importinfrastruktur wird Flüssigerdgas, LNG, mittelfristig eine spürbare Rolle spielen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien wird einen zusätzlichen Schub bekommen. Auch Zukunftstechnologien wie grüner Wasserstoff spielen eine immer größere Rolle. Hinzu kommen Investitionen in Infrastruktur und grünen Strom und Wärme.

Die Energiebranche bietet Absolventen aller Fachrichtungen und auch Quereinsteigern damit gute Möglichkeiten.

Gesundheitswesen und Pharma:

Gehaltsspanne
Einsteiger: 48.000 bis 57.000 Euro (bei privaten Anbieter)
Management etwa 45 Jahre alt: 92.000 bis 112.000 Euro für Teamleiter, 125.000 bis 145.000 Euro für Abteilungsleiter (bei privaten Anbietern)

Lage der Branche
Beschleunigt durch die Pandemie und ihre Folgen befinden sich das Gesundheitswesen im Wandel. Die Defizite sind ans Tageslicht gekommen. Daraus resultieren vor allem Fragen zu Versorgungssicherheit und Optimierung der Produktion für die Pharma- und Biotechunternehmen. Aber auch das Fallpauschalensystem und die angespannte Lage beim Personal sind steter Stoff einer gesellschaftlichen Diskussion. Die Personalengpässe in den Klinken in der Pflege verschärfen sich durch die generalistische Pflegeausbildung, die es examinierten Fachkräften ermöglicht, in der Alten- und Krankenpflege zu arbeiten. Viele Fachkräfte wandern ab in die besser bezahlte Krankenpflege. Zum anderen haben viele Fachkräfte die Branche verlassen. 

Die Fokussierung auf Kundenbedürfnisse rückt immer mehr in den Vordergrund. Wer sich hier rechtzeitig richtig aufstellt, verschafft sich unmittelbare Wettbewerbsvorteile.

Im Pflegemarkt kaufen private Anbieter weiter kleine und mittlere Unternehmen auf – insbesondere in der ambulanten Versorgung. Finanzinvestoren werden weiter insbesondere in der hoch spezialisierten ambulanten Intensivpflege einsteigen.

Chancen und Risiken
Die Personalgewinnung ist eine der größten Herausforderungen. Neben der Vergütung sind planbare Arbeitseinsätze und ein beständiges Team entscheidend, um die Zufriedenheit der Mitarbeiter und damit die Qualität der Pflege und die Patientenzufriedenheit abzusichern.

Die Pflegeangebote werden sich aus dem stationären Bereich heraus weiter in die häusliche Pflege und die ambulante Versorgung verlagern. Erste Anbieter arbeiten bereits an innovativen und am Kundennutzen ausgerichteten Konzepten. Insbesondere in der häuslichen Pflege wird Smart-Home-Technologie zur Erleichterung des Alltags, aber auch zur Prävention und Unfallvermeidung verstärkt Einzug halten. Deshalb hat das mittlere Management die wichtige Rolle, Vergütungsstrukturen und attraktivere Arbeitszeitmodelle aufzustellen.

Handel:

Gehaltsspanne
Einsteiger: 42.000 Euro (Master), 58.000 Euro (Promotion)
Management circa 45 Jahre alt: 72.000 bis 105.000 Euro für Teamleiter, 110.000 bis 125.000 Euro für Abteilungsleiter

Lage der Branche
Im Einzelhandel arbeiten etwa drei Millionen Menschen, ungefähr ein Viertel davon sind geringfügig Beschäftigte. Die Branche befindet sich in einem strukturellen Konsolidierungsprozess: Waren- und Kaufhäuser verlieren immer mehr an Bedeutung, Filialisten oder Betriebe, die zu einem Verbund oder einer Dachgesellschaft gehören, beherrschen die Innenstädte.
Der Boom des E-Commerce hat auch im vergangenen Jahr weiter zugenommen, vor allem auf Kosten der stationären Anbieter. Diese versuchen, Anschluss an den lukrativen Onlinehandel zu finden. Dafür sind innovative Konzepte und konsequente Umgestaltung von Innenstädten erforderlich. Während der Coronapandemie hat der Einzelhandel gelitten, viele Geschäfte mussten schließen.

Chancen und Risiken
Der Digitalisierungsgrad im Handel wird sich weiter erhöhen. Hatte sich das Konsumverhalten der Verbraucher in den vergangenen Jahren bereits verändert, so hat die Pandemie auf diesen Trend noch mal wie ein Booster gewirkt. Wegen dieser Entwicklung stehen Einzelhandel, Städte und Kommunen vor großen Herausforderungen. Zwar verbinden Verbraucher mit dem Handel in den Innenstädten, in den Quartieren und Malls Lebensqualität, Wohnortattraktivität und Heimatgefühl und haben grundsätzlich ein ausgeprägtes Interesse daran, Innenstädte als Orte der Begegnung und des gesellschaftlichen Austauschs zu erhalten. Unabhängig davon bleibt auch im Jahr 2023 die Diversifizierung von Absatzkanälen zentral.

Sowohl der Einzelhandel als auch der Geschäftskundenbereich müssen Online- und Offline-Business so integrieren, dass die Kundenzufriedenheit hoch ist, gleichzeitig aber die Kosten gering bleiben, so dass nicht nur der Umsatz, sondern auch der Gewinn steigt.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%