Gehalt Bezahlt Ihr Chef Sie fair?

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Mehr Urlaub - oder mehr Lohn?

Gerade die Lohnstruktur ist eine Frage, die viele Unternehmen beschäftigt, hat Reinhard Bahnmüller vom Tübinger Forschungsinstitut für Arbeit, Technik und Kultur festgestellt. In der Metall- und Elektrobranche sei der hart erkämpfte ERA-Vertrag die Messlatte. Viele Betriebe, auch wenn sie sich sonst nicht an Tarifverträge hielten, seien an der Ordnung und Elementen der Arbeitsbewertung interessiert. „Das wichtigste ist das Grundgerüst.“

Ohne Konflikte geht es nie

Dabei ist die Einsetzung neuer Entgeltsysteme zeitintensiv und nicht frei von Konflikten. Im Einzelhandel beispielsweise ringen die Tarifparteien seit Jahren um neue Berufsgruppen - ohne Erfolg. In der Kali- und Salzbranche hat man 2014 das 40 Jahre alte System erneuert. Doch auch wenn Tarifparteien klare Vorgaben machen: Die Umsetzung, wie man beim Salzkonzern K+S feststellen musste, hatte es in sich. Es sei eine große Herausforderung gewesen, die Mitarbeiter in zwei Jahren von der Sinnhaftigkeit und Vorteilhaftigkeit des neuen Vertrags zu überzeugen, so ein Sprecher. Denn alle mussten von ihren Vorgesetzten neu eingruppiert, Widersprüche in langen Gesprächen ausgeräumt werden. Am Ende sollte niemand weniger Geld haben.

So viel verdienten einzelne Berufsgruppen

Das war auch das Ziel bei Kärcher: 36 Jobgruppen mit je vier bis fünf Entwicklungsstufen wurden erarbeitet, mit Entgelten versehen und als Raster über die Belegschaft gelegt. Mit Erfolg: „Lediglich 160 Beschäftigte haben dem widersprochen - in einer paritätischen Kommission wurde dann darüber entschieden, wer Recht hat“, sagt Betriebsrat Föll. Nach erneuten Gesprächen lag die Zahl der Widersprüche 2015 nur noch bei 60. Am Ende stimmten bis auf zehn alle 3250 Mitarbeiter ihrem neuen Arbeitsvertrag zu. Einmal im Jahr soll nun ihre Eingruppierung, alle vier Jahre die Struktur überprüft werden.

1000 Leute bekommen mehr Geld

Billig war der Umbruch für das Unternehmen nicht. Eine Summe nennt man zwar nicht, aber 1000 Mitarbeiter bekommen mehr Geld. Andere werden auf Dauer weniger große Sprünge hinnehmen müssen als ihre Kollegen. „350 Mitarbeiter werden nach dem Schema zu hoch bezahlt“, sagt Betriebsratschef Hans-Jörg Ziegler. Bei ihnen fallen die firmenweiten Entgelterhöhungen in Zukunft schmaler aus, bis in fünf Jahren die Überbezahlung ausgeglichen sein soll.

Betriebsrat Föll ist dennoch stolz auf das, was man erreicht hat. „Es waren harte Verhandlungen. Manche waren skeptisch, ob wir es überhaupt schaffen würden.“ Am Ende führten Lose der „Aktion Mensch“ zum Ziel. Als Belohnung für eine schnelle Antwort erhielten die Mitarbeiter die Gewinnscheine vor Weihnachten. Mit Erfolg: Zum 1. Januar konnte Kärcher die neue Struktur einführen.

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