Gerade die Lohnstruktur ist eine Frage, die viele Unternehmen beschäftigt, hat Reinhard Bahnmüller vom Tübinger Forschungsinstitut für Arbeit, Technik und Kultur festgestellt. In der Metall- und Elektrobranche sei der hart erkämpfte ERA-Vertrag die Messlatte. Viele Betriebe, auch wenn sie sich sonst nicht an Tarifverträge hielten, seien an der Ordnung und Elementen der Arbeitsbewertung interessiert. „Das wichtigste ist das Grundgerüst.“
Ohne Konflikte geht es nie
Dabei ist die Einsetzung neuer Entgeltsysteme zeitintensiv und nicht frei von Konflikten. Im Einzelhandel beispielsweise ringen die Tarifparteien seit Jahren um neue Berufsgruppen - ohne Erfolg. In der Kali- und Salzbranche hat man 2014 das 40 Jahre alte System erneuert. Doch auch wenn Tarifparteien klare Vorgaben machen: Die Umsetzung, wie man beim Salzkonzern K+S feststellen musste, hatte es in sich. Es sei eine große Herausforderung gewesen, die Mitarbeiter in zwei Jahren von der Sinnhaftigkeit und Vorteilhaftigkeit des neuen Vertrags zu überzeugen, so ein Sprecher. Denn alle mussten von ihren Vorgesetzten neu eingruppiert, Widersprüche in langen Gesprächen ausgeräumt werden. Am Ende sollte niemand weniger Geld haben.
So viel verdienten einzelne Berufsgruppen
Für den aktuellen Gehaltsreport hat die Jobseite Stepstone die Gehaltsdaten von rund 50.000 Fach- und Führungskräfte ausgewertet, die an einer Online-Befragung teilgenommen haben. Die angegebenen Durchschnittsgehälter sind Bruttojahresgehälter mit allen variablen Bezügen (Boni, Prämien, Weihnachtsgehalt usw.). Aus Gründen der Vergleichbarkeit wurden nur Angaben von Arbeitnehmern in Vollzeit berücksichtigt.
Die Durchschnittsgehälter sind außerdem nach Unternehmensgröße gestaffelt: kleine Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern, mittlere Unternehmen mit bis zu 1000 Mitarbeitern und große Unternehmen ab 1000 Mitarbeitern.
Unabhängig von der Fachrichtung und der Position, verdienen Ärzte in kleinen Krankenhäusern im Schnitt 79.434 Euro brutto im Jahr. In mittleren Kliniken sind es 90.194 Euro. Überraschend: In großen Krankenhäusern mit mehr als 1000 Angestellten liegt das durchschnittliche Gehalt eines Arztes nur noch bei 83.570 Euro brutto.
Rechtsanwälte in kleinen Kanzleien können - unabhängig vom Rechtsgebiet - mit einem Durchschnittsgehalt von 51.625 Euro brutto im Jahr rechnen. Bei den Juristen gilt laut der Statistik: Je größer, die Kanzlei, desto höher die Bezüge. In mittleren Häusern gibt es 69.417 Euro brutto, in den ganz großen 78.947 Euro im Jahr.
Auch bei Banken spielt die Größe eine Rolle: Wer in einer kleinen Bank arbeitet, bekommt im Mittel 65.772 Euro brutto im Jahr. In einem ganz großen Haus sind es dagegen im Schnitt 75.574 Euro brutto.
Ingenieure verdienen in Deutschland im Jahr zwischen 58.741 Euro brutto und 72.531 Euro brutto - abhängig von der Größe des Unternehmens. Fachrichtungen, Dienstalter und Position sind hierbei nicht berücksichtigt.
Auch in der IT-Branche spielt es nicht nur eine Rolle, was man kann, sondern für wen man arbeitet: In kleinen Unternehmen gibt es im Schnitt 55.781 Euro brutto, in großen 70.407 Euro brutto.
Ähnlich groß ist die Spanne im Finanz- und Rechnungswesen: Im kleinen Betrieb bekommen Controller durchschnittlich 55.394 Euro brutto, in mittleren sind es 60.542 und in großen Unternehmen 70.213 Euro.
Die Mitarbeiter aus dem Vertrieb und Verkauf, die an der Umfrage teilgenommen haben, bekamen im Schnitt 52.117 Euro brutto im Jahr, wenn sie in einem kleinen Unternehmen tätig waren. Bei mittleren Unternehmen gab es im Schnitt 60.150 Euro und 67.959 bei großen Arbeitgebern.
Angestellte aus dem Versicherungswesen bekamen im Durchschnitt 50.291 Euro brutto in kleinen und 61.409 Euro brutto in großen Unternehmen.
Wer vergangenes Jahr in der naturwissenschaftlichen Forschung und dem Labor gearbeitet hat, verdiente zwischen 50.067 und 63.318 Euro brutto - abhängig von der Größe des Arbeitgebers.
Angestellte aus Marketing und Kommunikation verdienten im vergangenen Jahr zwischen 46.771 und 63.051 Euro brutto.
HR-Experten und Angestellte aus dem Personalwesen verdienten im letzten Jahr zwischen 50.028 und 60.741 Euro brutto.
Mitarbeiter aus Einkauf und Logistik bekamen im Durchschnitt 45.958 Euro in kleinen, 54.767 Euro in mittleren und 63.978 Euro brutto in großen Unternehmen.
Designer und Architekten beziehungsweise deren Angestellten verdienten im letzten Jahr zwischen 41.542 und 60.420 Euro brutto.
Mitarbeiter mit einem technischen Ausbildungsberuf verdienten vergangenes Jahr zwischen 46.310 Euro und 57.924 Euro brutto.
Im Handwerk verdienten Mitarbeiter vergangenes Jahr durchschnittlich zwischen 36.161 und 43.807 Euro, je nach Größe des Betriebs.
Mitarbeiter aus dem Bereich Administration und Sekretariat verdienten zwischen 37.962 und 47.948 Euro brutto im Jahr.
Wer im Bereich Bildung und Soziales arbeitet, verdiente vergangenes Jahr zwischen 37.962 und 45.971 Euro brutto.
In den Bereichen Pflege, Therapie und Assistenz gab es zwischen 32.638 Euro und 41.798 Euro brutto im Jahr.
Das war auch das Ziel bei Kärcher: 36 Jobgruppen mit je vier bis fünf Entwicklungsstufen wurden erarbeitet, mit Entgelten versehen und als Raster über die Belegschaft gelegt. Mit Erfolg: „Lediglich 160 Beschäftigte haben dem widersprochen - in einer paritätischen Kommission wurde dann darüber entschieden, wer Recht hat“, sagt Betriebsrat Föll. Nach erneuten Gesprächen lag die Zahl der Widersprüche 2015 nur noch bei 60. Am Ende stimmten bis auf zehn alle 3250 Mitarbeiter ihrem neuen Arbeitsvertrag zu. Einmal im Jahr soll nun ihre Eingruppierung, alle vier Jahre die Struktur überprüft werden.
1000 Leute bekommen mehr Geld
Billig war der Umbruch für das Unternehmen nicht. Eine Summe nennt man zwar nicht, aber 1000 Mitarbeiter bekommen mehr Geld. Andere werden auf Dauer weniger große Sprünge hinnehmen müssen als ihre Kollegen. „350 Mitarbeiter werden nach dem Schema zu hoch bezahlt“, sagt Betriebsratschef Hans-Jörg Ziegler. Bei ihnen fallen die firmenweiten Entgelterhöhungen in Zukunft schmaler aus, bis in fünf Jahren die Überbezahlung ausgeglichen sein soll.
Betriebsrat Föll ist dennoch stolz auf das, was man erreicht hat. „Es waren harte Verhandlungen. Manche waren skeptisch, ob wir es überhaupt schaffen würden.“ Am Ende führten Lose der „Aktion Mensch“ zum Ziel. Als Belohnung für eine schnelle Antwort erhielten die Mitarbeiter die Gewinnscheine vor Weihnachten. Mit Erfolg: Zum 1. Januar konnte Kärcher die neue Struktur einführen.