2021 dürfte vielen Beschäftigten in der Pharmaindustrie in bester Erinnerung sein, ging doch deutlich mehr Lohn auf ihrem Konto ein als in den Vorjahren. Ingenieure erhielten 15 Prozent mehr, Beschäftigte in der Produktion 14 Prozent und Logistiker immerhin zwölf Prozent. Die Entwicklung des Coronaimpfstoffs beflügelte die Branche. Nicht nur Impfstoffhersteller profitierten, auch Laborausstatter verdienten daran. Und dank der Erfolgsboni, die Firmen ihren Mitarbeitern gewähren, schnellten die Löhne in die Höhe. Wer kein variables Gehalt erhielt, konnte sich mitunter über mehr Grundgehalt freuen oder über Coronaprämien, die Unternehmen ihrer Belegschaft aufgrund der Anstrengungen und des wirtschaftlichen Erfolgs zahlten.
In diesem Jahr ist von der Euphorie nicht mehr viel zu spüren. Der große Gehaltsreport, den die Personalberatung Korn Ferry exklusiv für die WirtschaftsWoche erstellt hat, zeigt: Die Gehälter in der Gesundheits- und Pharmabranche liegen in vielen Jobpositionen im Mittel wieder unter den Werten des Vorjahres.
Für diese Auswertung hat Korn Ferry mehr als 360.000 Gehaltsdatensätze aus 764 Unternehmen analysiert. Die Zahlen stammen aus den Branchen Chemie, Konsumgüter, Pharma und Gesundheit, Automobil, Öl und Gas, Industrie und Maschinenbau – und sind nach Abteilungen untergliedert, also etwa Personal, Produktion oder IT. Korn Ferry sammelte die Daten bis Ende August. Hier finden Sie die Daten zu sämtlichen Jobpositionen und Branchen.
Demnach verdienen Führungskräfte im mittleren Management über alle Jobgruppen hinweg 106.838 Euro im Jahr und Berufseinsteiger von der Hochschule 59.051 Euro. Das sind zwar Steigerungen von einem Prozent und bei den Nachwuchskräften sogar von vier Prozent. Doch die Werte umfassen das Grundgehalt. Bei den Zielgehältern, die aus einem fixen Grundgehalt und aus einem variablen Anteil bestehen, der gezahlt wird, wenn vereinbarte Ziele erreicht werden, zeigen sich in diesem Jahr kaum Steigerungen. Im Gegenteil: Die erfahrenen Manager verdienen 122.942 Euro. Dieser Medianwert liegt sieben Prozentpunkte unter dem Gehalt des Vorjahres. Und die 65.186 Euro, die junge Akademiker und Facharbeiter in leitender Funktion samt Boni erhalten, liegen elf Prozent unter dem letztjährigen Medianwert.
„Das ist kein Absturz“
In der Finanzabteilung liegen die Medianwerte beim Zielgehalt der Akademiker 24 Prozent im Minus, in der Personalabteilung 21 Prozent. Wie die Gehälter sich in anderen Unternehmensbereichen entwickelt haben, zeigt die vollständige Auswertung.
Christine Seibel, die bei Korn Ferry als Vergütungsexpertin arbeitet und den Gehaltsreport betreut, sagt: „Die Bonuszahlungen in der Pharmaindustrie fielen im vergangenen Jahr hoch aus“. In diesem Jahr befinde sich die Branche wieder auf einem guten, normalen Niveau. „Das ist kein Absturz“, sagt Seibel. Genau dafür seien Boni gedacht: „Sie sollten entsprechend ausgeprägt sein, wenn das Unternehmen wirklich überdurchschnittlich gut performt. So wie die Pharmaunternehmen im vergangenen Jahr dank der Impfstoffentwicklung.“ Seibel bezeichnet das vergangene Jahr als „große Ausnahmesituation, in der Mitarbeitende in einer extrem schwierigen Situation sehr viel geleistet haben. Sie haben im großen Stil neue Leute eingestellt, eingearbeitet – und dabei sehr viel geforscht und entwickelt.“
Tatsächlich zeigen sich in diesem Jahr in der Pharmabranche lediglich bei einer Jobgruppe deutliche Steigerungen: Die ITler verdienen mehr. Schließlich sind Programmierer und Softwareentwickler knapp. In jeder Branche. Im vergangenen Jahr stieg die Anzahl der offenen Stellen in der IT um zwölf Prozent auf 96.000 Stellen, zeigen Zahlen des Branchenverbands Bitkom. Und so lockt die Pharmabranche die Softwareexperten immerhin mit einem Prozent mehr Zielgehalt bei den erfahrenen Managern und die jungen Akademiker sogar mit einem Plus von drei Prozent.
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