An die Fairness beziehungsweise das Gerechtigkeitsempfinden zu appellieren bringt grundsätzlich nichts?
Man sollte auf keinen Fall Kollege Mayer erwähnen. Von Gehaltsstrukturen und Marktwert kann man sprechen. Und wenn ich das mit dem nötigen Nachdruck mache, dann weiß der Verantwortliche indirekt schon, um was es geht. Aber wenn ich jetzt ausdrücklich sage: "Der Mayer verdient bei gleicher Arbeit 500 Euro mehr", dann bringe ich den Mayer in Schwierigkeiten, weil er über sein Gehalt geplaudert hat. Ich bringe mich selber in Schwierigkeiten, weil ich diese Indiskretion öffentlich mache. Und ich bringe auch den Vorgesetzten in Schwierigkeiten, der befürchten muss, dass morgen noch 20 weitere Angestellte mit dem gleichen Argument kommen, wenn er mir die Gehaltserhöhung gibt. Das funktioniert so einfach nicht. Da muss man sich eine andere Strategie einfallen lassen, wie man das Gehalt vom Mayer fordert.
So hoch ist das Gehaltsniveau in Deutschland
Das Vergleichsportal Gehalt.de hat die Gehälter von 448.997 Arbeitsverhältnissen analysiert und dabei nach Bundesland, Hauptstadt, Region, Geschlecht, Firmengröße, Wirtschaftssektor, Führungsverantwortung und Berufseinstiegsgehalt differenziert. Quelle: Gehaltsatlas http://www.gehalt.de/downloads/presse/gehaltsatlas-2015-Gehalt-de.pdf
In München werden die höchsten Löhne gezahlt: Das Lohnniveau in der bayerischen Landeshauptstadt liegt 20,4 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Auch in Stuttgart (+19 Prozent) und Düsseldorf (+14 Prozent) sind die Gehälter überdurchschnittlich. Und das gehaltsstärkste Bundesland ist Baden-Württemberg. „Im Süden und im Westen werden zwar sehr gute Löhne gezahlt, allerdings sind hier die Lebenshaltungskosten entsprechend hoch. Arbeitnehmer, die ihren Job wechseln möchten, sollten diesen Aspekt stets vor Augen haben und gut kalkulieren“, sagt Artur Jagiello von Gehalt.de.
Noch immer herrschen große Unterschieden zwischen Ost und West. Die Gehaltsspanne zwischen dem vergütungsschwächsten Bundesland Mecklenburg-Vorpommern und Baden Württemberg mit dem höchsten Lohnniveau in Deutschland liegt bei 33 Prozent. Laut Untersuchung von Gehalt.de befinden sich alle neuen Bundesländer auf einem unterdurchschnittlichen Vergütungsniveau.
Im Vergleich der Landeshauptstädte belegen entsprechend Erfurt (-20 Prozent), Magdeburg (-23 Prozent) und Schwerin (-26 Prozent) die letzten Plätze. Die Gehaltslücke zwischen München und Erfurt liegt demnach bei 46 Prozent.
Bei der Betrachtung der regionalen Unterschiede nach ihren Postleitzahlen befinden sich die Gebiete mit den Anfangsziffern 0 und 1 auf den hinteren Rängen. Diese decken zum größten Teil die neuen Bundesländer ab. Dahinter folgen die Regionen mit der Postleitzahl 9 am Anfang. Hierzu gehören auch Teile des gehaltsstarken Bayerns sowie strukturschwächere Gebiete in Thüringen. Die besten Gehälter werden in Regionen mit den Anfangsziffern 8, 6, 7, 4 und 5 gezahlt.
Stadtstaaten wie Hamburg oder Berlin sind zwar beliebt, die Löhne jedoch geringer. In Berlin zahlen Arbeitgeber rund sieben Prozent weniger als im Bundesdurchschnitt. „Durch die Beliebtheit von Großstädten müssen die dort ansässigen Unternehmen nicht ganz so stark mit dem Gehalt locken, wie es im ländlichen Bereich der Fall ist“, erklärt Jagiello.
Die höchsten Gehälter können Akademiker in den südlichen Bundesländern erwarten. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt verdienen Uniabsolventen in Baden-Württemberg mit einem Plus 7,5 Prozent mehr Lohn am besten. Die hinteren Ränge belegen auch bei dieser Vergleichsgruppe die neuen Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Nach wie vor verdienen Frauen weniger als Männer. Je nach Bundesland ergeben sich laut Studie unterschiedliche Entgeltlücken – die größte in Baden-Württemberg. Hier bekommen Arbeitnehmerinnen 37 Prozent weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen. Allerdings werden hier die höchsten Löhne gezahlt. Einzig in Hessen (93,3 Prozent) und Hamburg (89,4 Prozent) verdienen Frauen im Schnitt besser als in Baden-Württemberg (87,1 Prozent). Mit rund 17 Prozent ist die Lücke in Mecklenburg-Vorpommern am kleinsten. Hier werden jedoch auch die geringsten Gehälter gezahlt.
Jetzt habe ich mir meine Strategie überlegt und mein Chef sagt mir: "Ich würde Ihnen ja gerne mehr Geld geben, aber das Unternehmen steht schlecht da, der Markt ist unsicher". Oder er bringt einen anderen Klassiker. Und jetzt?
Ein "Nein" in einer Gehaltsverhandlung ist zunächst einmal nur ein rhetorisches Geräusch. Das hat überhaupt nichts zu heißen. Wenn ein Chef sagen würde, "Sie wollen mehr Gehalt? Ich frage mich schon lange, wann Sie mich endlich darum bitten?", spricht sich das herum.
Dass er erst einmal Nein sagt, damit muss man rechnen. Jetzt fängt die Verhandlung ja erst an. Und in der Situation müssten Sie aufzeigen, dass gerade weil die Firma in schwerer See ist, Sie an Bord des Schiffes unentbehrlich sind, um die Firma aus dem Sturm heraus zu lotsen und wieder auf Kurs zu bringen.
Wie kann ich das belegen?
Wenn ich in einer schwierigen Situation neue Kunden akquiriere, zusätzliche Einnahmen generiere oder die Ausgaben senke, dann ist meine Tätigkeit umso wertvoller. Also wenn ich wirklich eine gute Leistung nachweisen kann, dann sollte mich die Wirtschaftslage nicht davon abhalten, zu fordern.