Geld, Erfüllung, Kollegen Die 5 Vor- und Nachteile der Selbstständigkeit

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Ständige Unsicherheitsfaktoren

2. Geld & Sicherheit

Vorteile:
Selbstständig = steinreich? Dieses Bild vergangener Tage ist längst passé. Dennoch stellen viele Menschen nach dem Schritt in die Selbstständigkeit fest, dass sie sehr viel besser verdienen als zuvor. Der vermeintliche Geldsegen relativiert sich zwar oft schnell nach der Steuererklärung. Die Work-Life-Balance fällt aber tatsächlich in vielen Fällen befriedigender aus als zu Angestellten-Zeiten. Es ist auch gut möglich, dass man sich entgegen erster Befürchtungen in der Selbstständigkeit sehr viel sicherer fühlt. Denn wer einmal eine Firmeninsolvenz mitgemacht hat, weiß leider genau, wie schnell ein eben noch scheinbar florierender Betrieb abstürzen kann. Da stehen Selbstständige mit mehreren großen Auftraggebern oft besser da.

Nachteile:
Spätestens beim ersten Krankheitstag sind die Zukunftsängste da. Das Dasein als Angestellter hat unbestreitbar seine Vorteile. Geringere Krankenkassenbeiträge, bezahlter Urlaub oder sofortige Lohnfortzahlung bei Krankheit sind die offensichtlichen Vergünstigungen. Aber die gab es in der Festanstellung selbstverständlich nicht umsonst. Diese Kosten waren in die Höhe des Lohns eingepreist. Ebenso muss man es als Freiberufler angehen. Das monatliche Einkommen finanziert Urlaub und etwaige Krankentage mit. 20 Urlaubstage und vier Krankentage pro Jahr bedeuten, dass man jeden Monat zwei Tage ohne Arbeit mitfinanziert.

Fakten:
Die Finanzen sind für viele Selbstständigen ein ständiger Unsicherheitsfaktor. „Schlecht prognostizierbares Einkommen“ landete in der Studie des Verbands VGSD mit knappem Abstand auf Platz zwei der größten Nachteile der Selbstständigkeit. 57 Prozent der Teilnehmer konnten demnach nicht sicher sein, wie ihre Finanzen künftig ausfallen werden. Ungefähr ebenso viele schätzten ihre berufliche Wirtschaftslage hingegen als „hervorragend“ oder „gut“ ein. Die befragten Freiberufler verdienten im Durchschnitt pro Stunde 78 Euro (Männer) beziehungsweise 63 Euro (Frauen).

3. Arbeitszeit

Vorteile:
Umfragen zeigen: Viele Deutsche möchten weniger arbeiten und mehr Zeit für Familie oder sich selbst haben. Arbeitgeber denken zunehmend um. Nicht immer aber sind Teilzeit oder Homeoffice gern gesehen. Selbstständige bestimmen hingegen oft weitgehend selbst ihre Arbeitszeiten. Der Arzt hat nur einen Termin am frühen Nachmittag? Dann wird halt abends länger gearbeitet. Stimmen die Begleitumstände, kann sich ein Freiberufler auch mal doppelt so viel Urlaub wie in der Festanstellung gönnen. Bei diesem Punkt halten es viele Selbstständige mit Pippi Langstrumpf: „Ich mach mir die (Arbeits-)Welt, widewide wie sie mir gefällt.“

Nachteile:
Selbstständigkeit ist wie Homeoffice auf Steroiden. Fällt es einem Angestellten schon schwer, bei der Heimarbeit Beruf und Privates zu trennen, trifft das Freiberufler umso härter. Flexibilität bedeutet schnell, dass es keine Grenzen mehr gibt. Die Folge ist womöglich ultimative Erreichbarkeit und ein Arbeitsmodus, der nie wirklich auf „Aus“ gestellt wird. Das kann in der Anfangsphase notwendig sein, um Fuß zu fassen und einen Rhythmus zu entwickeln. Dann aber gilt es, Feierabend und Freizeit neu für sich zu entdecken. Vielleicht kann man nie mehr so abschalten wie in der Festanstellung. Aber dafür entwickeln Selbstständige womöglich eine besondere Wertschätzung für wirklich arbeitsfreie Stunden und Tage.

Fakten:
„Flexible Arbeitszeiten“ liegen im Selbstständigen-Report 2018 hinter „eigenbestimmtes Arbeiten“ auf Platz zwei der Hauptgründe für den Gang in die Selbstständigkeit. Rund 53 Prozent der Befragten gaben diese Motivation zu Protokoll. Im Gegenzug klagte jeder Fünfte über die hohe Arbeitsbelastung. Sie lag bei den Nachteilen der Selbstständigkeit auf Platz drei.

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