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Geschäftsreisen in Krisengebiete Wie Sie Ihre Mitarbeiter richtig vorbereiten

Geschäftsreisende leben gefährlich, die Risiken durch Krieg, Terror, Kriminalität und Naturkatastrophen nehmen zu. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen tun häufig zu wenig, um ihre reisenden Mitarbeiter schützen, obwohl Reisebüroketten und spezialisierte Dienstleister passende Sicherheitskonzepte anbieten.

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Flugsicherheit Quelle: dpa

Die amerikanische Botschaft in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi warnt US-Bürger vor Terror-Anschlägen des IS. Tempel, Märkte, Festivals und andere Orte, die Ausländer aus dem Westen gern besuchen, sollten gemieden werden. Das Auswärtige Amt in Berlin rät deutschen Reisenden außerdem zu besonderer Wachsamkeit bei großen Menschenansammlungen sowie in der Nähe von Regierungsgebäuden und nationalen Wahrzeichen.

Der Tod eines Fischverkäufers führt zu landesweiten Protesten in Marokko. Polizisten hatten seinen verdorbenen Fisch in einen Müllwagen geworfen, der Mann war hinterher geklettert und dabei tödlich verletzt worden. Demonstrationen mit tausenden von Teilnehmern gegen Behördenwillkür sind die Folge, im Internet formiert sich Protest gegen den König. 5000 Polizisten und Militärs sollen für Ruhe sorgen.

In Mittelitalien haben schwere Erdbeben mehrere Städte zerstört, an vielen Orten gibt es weder Strom noch fließendes Wasser, zahlreiche Straßen sind unpassierbar. Rund um die australische Metropole Sydney wüten Buschfeuer, ein Teilstück des Pacific Highway ist unpassierbar. In Vietnam haben sintflutartige Regenfälle 15 Todesopfer gefordert. In Hongkong gibt es heftige Proteste gegen die Politik Pekings, die Polizei setzt Tränengas und Schlagstöcke ein. Außerdem führt eine hochgiftige Smogglocke über Neu-Delhi dazu, dass die zulässigen Luft-Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation um bis zum 40-fachen überschritten werden.

Was haben diese so unterschiedlichen Ereignisse, zusammengetragen aus den Nachrichten, gemeinsam? Sie sind eine potenzielle Gefahr für Menschen. Für die, die dort ständig leben, wie für die, die sich als Touristen oder Geschäftsreisende nur zeitweise dort aufhalten.

Nicht nur in Kriegsgebieten wie in Afghanistan, im Irak oder in Libyen können zumal Fremde ziemlich schnell in die Schusslinie verfeindeter Gruppen geraten, auch anderswo wachsen die Risiken: in Nordafrika, in Pakistan oder in der Ukraine sorgen politische Unruhen, gewaltsame Proteste oder Bürgerkriege für schwer kalkulierbare Risiken.

Anderswo ist es anders gefährlich. In Rio de Janeiro kann man in bewaffnete Auseinandersetzungen verfeindeter Gangs geraten, in anderen Städten Südamerikas sind Schnellentführungen an der Tagesordnung. Dabei werden Reisende gezwungen, am nächsten Geldautomaten Bares abzuheben, was ihnen dann abgenommen wird. In Südafrika zählen bewaffnete Raubüberfälle auf offener Straße zur Alltagskriminalität. Wer sich wehrt, riskiert sein Leben.

Auch Naturkatastrophen können zur tödlichen Gefahr werden: Tornados in den USA, Taifune in Asien verwüsten ganze Landstriche. Und vor allem drohen weltweit Terroranschläge islamistischer Extremisten – wie vor einem Jahr in Paris, im März in Brüssel, im Sommer am Flughafen in Istanbul und vor ein paar Monaten im bayrischen Ansbach oder Würzburg.

Wer reist, hat nicht nur was zu erzählen, er lebt auch ziemlich gefährlich, wenn er zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Das gilt für Touristen, das gilt aber noch viel mehr für Geschäftsreisende, denn die können sich ihr Reiseziel nicht aussuchen. Gereist wird dorthin, wo das Unternehmen Geschäfte macht und das können auch Länder sein, in denen es manchmal - oder sogar immer - gefährlich ist.


Wo Geschäftsreisende 2016 mit Gefahren rechnen müssen, zeigt die neue Risikokarte des Londoner Sicherheitsdienstleisters Control Risks und der Gesundheitsberatung International SOS.
von Stephanie Heise


So lange solche Bedrohungen weit weg waren, wurde das Thema Sicherheit auf Geschäftsreisen von vielen Unternehmen eher lässig gehandhabt – und die Vorsorge häufig den Reisenden selbst überlassen. Seitdem auch mitten in Europa Selbstmordattentäter unterwegs sind, hat sich das geändert - das Thema ist in den Führungsetagen so gut wie aller deutschen Unternehmen angekommen. „Seit den Anschlägen in Brüssel und Paris haben entsprechende Angebote eine neue Bedeutung bekommen“, sagt Hans-Ingo Biehl, Geschäftsführer des Verbands Deutsches Reisemanagement (VDR), in dem rund 550 große und mittelständische Unternehmen sowie Dienstleister aus dem Geschäftsreisebereich organisiert sind. Umfragedaten des VDR aus 800 Unternehmen belegen das: „Beschäftigten sich 2014 erst 74 Prozent der deutschen Konzerne mit der Sicherheit ihrer Geschäftsreisenden, sind es aktuell 81 Prozent“, sagt Biel.

„Die Sicherheit der Mitarbeiter hat oberste Priorität“, ist darum die am häufigsten zitierte Antwort auf die Frage, was die Unternehmen für die Sicherheit ihrer Handlungsreisenden tun. Gefolgt von dem Satz: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir zu konkreten Sicherheitsmaßnahmen grundsätzlich keine Aussagen machen.“ Was oft weniger mit besonders wirkungsvollen, weil hochgeheimen Vorkehrungen zu tun hat, sondern eher verschleiern soll, dass die Verantwortlichen mehr oder weniger ratlos sind, wie sie mit dem brisanten Thema umgehen sollen.


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