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Gesundheit im Beruf Unternehmen tun nicht genug gegen Burnout

Das Thema Burnout gilt nicht mehr als Gedöns. Viele Führungskräfte erleben Burnout-Fälle unter ihren Mitarbeitern. Doch längst nicht alle tun etwas dagegen, wie eine Umfrage zeigt.

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Zehn kurze Wege zum Burn-Out
6. Das VeränderungsmodellDas besagt diese Theorie: Auftauen, verändern, wieder einfrieren - das ist das Motto dieser Theorie. Kurt Lewin vergleicht sein Modell mit einem Eiswürfel, den man in einen Eiskegel verwandelt. Nach seiner Argumentation motiviert man durch den dreistufigen Prozess die Menschen dazu, dass sie den Wandel wollen. So wenden Sie diese Theorie an: Seien Sie sich darüber im Klaren, welche Veränderungen Sie vornehmen wollen und warum sie nötig sind. Danach steht die Gewinnung von Unterstützung im Mittelpunkt. Dabei heißt es geschickt sein: Diejenigen, die für das Geld zuständig sind, wollen finanzielle Gewinne sehen. Die Personalabteilung dagegen fordert positive Auswirkungen auf die Mitarbeiter. Aber unterschätzen Sie nicht die Macht der Kollegen: Sie müssen die Vorteile der Veränderung verstehen - das ist entscheidend für den Erfolg. Quelle: dpa
Umfangreiche Aufgaben ganz klein machen Quelle: Fotolia
Ausbeuterischer Arbeitgeber Quelle: Fotolia
Konkurrenzkultur Quelle: Fotolia
Soziale Vereinsamung Quelle: Fotolia
Zu wenig Freizeitaktivität Quelle: dpa
Grenzenlose Arbeit Quelle: dpa

Burnout ist für Chefs längst nicht mehr nur ein Medienthema, sondern prägt ihren Arbeitsalltag. Von 300 befragten Führungskräften aus Österreich, Deutschland und der Schweiz kennen 54 Prozent konkrete Fälle in ihren Unternehmen. Maßnahmen zur Burnout-Prävention werden jedoch nur in 37 Prozent der Unternehmen umgesetzt. Das zeigt der aktuelle „Hernstein Management Report“.

Die Ergebnisse des Reports zeigen nach Ansicht von Eva-Maria Ayberk vom Hernstein Institut aber auch den notwendigen Handlungsbedarf auf: „Betriebliches Gesundheitsmanagement und Burnout-Prävention sind für Unternehmen mehr als nette Wohlfühlprogramme, die sich gut im CSR-Bericht machen.“ Oberste Priorität habe dabei die Sensibilisierung, denn Burnout ist keine genau definierte Krankheit. Hinter den psychischen und physischen Symptomen, zum Beispiel Antriebslosigkeit und Kopfschmerzen, können verschiedene Krankheitsbilder stecken, die sich meist schleichend bemerkbar machen.

Jeder fünfte Befragte schätzt das Burnout-Risiko in seinem Unternehmen als „eher hoch“ ein, vier Prozent sogar als „sehr hoch“. Die Burnout-Gefährdung der eigenen Mitarbeiter sehen drei Viertel der Führungskräfte weniger gegeben: 58 Prozent beurteilen sie als weniger hoch, 15 Prozent als gar nicht hoch.

Gesundheits-Indikatoren: Kommunikationskultur und Krankenstand

Woran erkennen Führungskräfte ein gesundes Team? Für die meisten ist eine gute Kommunikationskultur der verlässlichste Indikator (Ö: 59%, CH: 55%, D: 43%). Die Deutschen nehmen vor allem einen großen Gestaltungsspielraum wichtig (D: 52%, CH: 30%, Ö: 22%). Die Krankenstandstage nehmen insgesamt 47 Prozent als Indiz der psychischen Gesundheit ihrer Mitarbeiter (Ö: 51%, CH: 54%, D: 37%), 46 Prozent die Produktivität (D: 51%, CH: 46%, Ö: 42%). Ein Drittel der Befragten glaubt, dass es entscheidend sei, dass die Mitarbeiter den Sinn ihrer Tätigkeit erkennen.

Die Berufe mit den höchsten und niedrigsten Stressgraden
Platz 5:Höchste Stressbelastung: Koch Niedrigste Stressbelastung: Sozialarbeiter * Die Stressbelastung von Berufen basiert auf 15 verschiedenen, stressfördernden Faktoren, wie z.B. Termindruck, Wettbewerbsintensität, körperliche sowie emotionale Belastung. Die Summe der Faktoren bestimmt das Ranking. Je schädlicher der Stress eingestuft wurde, desto höher wurde er dabei gewichtet. Quelle: dpa
Platz 4:Höchste Stressbelastung: Journalist Niedrigste Stressbelastung: Sekretär Quelle: dpa
Platz 3:Höchste Stressbelastung: Pilot Niedrigste Stressbelastung: Übersetzer Quelle: dpa/dpaweb
Platz 2:Höchste Stressbelastung: Facharzt Niedrigste Stressbelastung: Bibliothekar Quelle: dpa
Platz 1:Höchste Stressbelastung: Bohrhelfer Niedrigste Stressbelastung: Rezeptionistin Quelle: AP

Nur 37 Prozent aller Befragten berichten, dass es in ihren Unternehmen konkrete Maßnahmen zur Burnout-Prävention gebe. Je größer das Unternehmen, desto mehr kümmert man sich offenbar um Vorsorge: Bei Unternehmen bis 250 Mitarbeitern sind 18 Prozent aktiv, bei Unternehmen über 1000 Mitarbeitern ist es bereits die Hälfte.

Erster Schritt: Sensibilisierung

Was können Unternehmen tun? Bei bereits aktiven Unternehmen steht die Sensibilisierung durch Schulung von Führungskräften und Mitarbeitern mit 61 Prozent an erster Stelle.

Von rund 40 Prozent der Befragten wird das Überdenken der Arbeitsorganisation als sinnvolle Maßnahme genannt, gleichauf mit der Unterstützung von Teamprozessen. Das Führen von Anerkennungsgesprächen erachten 35 Prozent als wirksam, 22 Prozent glauben, dass das Arbeitspensum und Überstunden gekürzt werden müssen.

Nach Aybecks Ansicht ist Burnout-Prävention aber nicht nur eine Frage der Arbeitsorganisation: „Viele Führungskräfte unterschätzen ihre Vorbildfunktion und die Wirkung ihres Führungsverhaltens. Burnout-Prävention kann nur gelingen, wenn sie von den Führungskräften selbst gelebt wird.“

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