Gleichstellung im Job Viele Berufe bleiben Männersache

Mit Aktionen wie dem Girls' Day will die Bundesregierung Mädchen technische Berufe schmackhaft machen. Doch eine Studie zeigt, dass die Mühe kaum wirkt: Viele Berufe werden weiterhin von einem Geschlecht geprägt.

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Jungs versuchen sich am Boys' Day als Erzieher im Kindergarten oder als Pfleger im Altenheim. Mädchen schrauben am Girls' Day an Autos und erleben, wie ein Softwareprogrammierer arbeitet. Mit solchen Aktionen will die Bundesregierung Mädchen und Jungen von klassischen Männer- und Frauenberufen weglocken. Denn wegen des Fachkräftemangels wird es in einigen frauendominierten Tätigkeiten wie der Pflege oder männerdominierten Jobs wie in der IT-Branche zunehmend schwieriger, ausreichend qualifiziertes Personal zu finden.

Auch Gehaltsunterschiede sind eine Folge dieser typischen Domänen. In vielen Frauenberufen sind die Gehälter niedriger als in Männerberufen.

Doch es scheint, als würden die Bemühungen der Bundesregierung kaum fruchten. Eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt: Die meisten Berufe werden immer noch entweder überwiegend von Frauen oder von Männern ausgeübt.

Das IAB untersuchte verschiedene Jobs und ihre Besetzung durch Männer oder Frauen in Westdeutschland über einen Zeitraum von 35 Jahren. Das Ergebnis: Rund 60 Prozent aller beschäftigten Frauen arbeiten aktuell in Frauenberufen. Männer üben sogar zu zwei Dritteln Jobs aus, die von ihrem Geschlecht dominiert werden.

An dieser Trennung hat sich in den vergangenen Jahren wenig geändert: Während der Anteil der Frauen in weiblichen Berufen seit Mitte der Siebzigerjahre nur um rund vier Prozentpunkte sank, ging der Anteil der Herren in Männerberufen immerhin um rund acht Prozentpunkte zurück. Dieser leichte Rückgang lässt sich jedoch hauptsächlich auf die Veränderung der Berufsstruktur zurückführen, nicht auf eine stärkere Mischung der Geschlechter innerhalb der Berufe.

Als klassischen Frauen- bzw. Männerberuf bezeichnet das IAB Positionen, in denen mindestens 70 Prozent eines Geschlechts arbeiten. So sind etwa über 90 Prozent der Arzthelfer oder Erzieher weiblich. Über 90 Prozent der Maurer und Tischler sind hingegen männlich.

Männer- und Frauenberufe

Die Gründe für die Geschlechtertrennung sind laut Studie vielfältig: Noch immer werde die Berufswahl durch gesellschaftliche Rollenmodelle geprägt. Gleichzeitig folgen auch Personalchefs bei der Rekrutierung Stereotypen, die dazu beitragen, die berufliche Trennung aufrechtzuerhalten.

Immerhin arbeiten laut Studie mittlerweile mehr Frauen in Positionen mit hohen Anforderungen an die Qualifikation – ganz anders als zu Beginn des Untersuchungszeitraums. In hochqualifizierten Berufen wie Zahntechniker oder Dolmetscher stieg der Frauenanteil um neun und in anderen akademischen Berufen um 16 Prozentpunkte. Bei den niedrig qualifizierten Berufen nahm der Anteil der Frauen um knapp fünf Prozentpunkte ab.

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