Entsprechend ist es an den Führungskräften, Konflikte auszuräumen. Stoll: "Führungskräfte haben die Pflicht, direkt zu reagieren und ein Fehlverhalten klar anzusprechen, wenn sie es direkt erleben." Kenne man den Vorfall dagegen nur vom Hörensagen, sei Vorsicht geboten. Stoll rät in einem solchen Fall, zunächst mit dem Team über Regeln für die Zusammenarbeit zu sprechen und klar zu machen, dass Beleidigungen nicht erwünscht seien. Wer sich selbst dabei erwischt, andere schlecht zu behandeln, solle dies ebenfalls kommunizieren.
"Dass man sich im Ton vergreift, ist ja menschlich. Wer dann sagt: 'Kommando zurück, lass uns noch einmal von vorne anfangen', zeigt Größe." Und spart Geld. Denn vieles lasse sich auf dem kurzen Dienstweg klären - ohne Mediator. Hat es dagegen so schwer geknallt, dass die betroffenen Parteien den Streit partout nicht lösen können, könne ein externer Mediator helfen.
So werden Sie in Ihrem Unternehmer zum Konfliktlöser
Der unternehmensinterne Konfliktmoderator sollte professionell trainiert sein. Die Lektüre von Fachtexten zum Konfliktmanagement kann hilfreiche Impulse liefern. Sie kann aber eine professionelle Qualifikation nicht ersetzen. Als Konfliktmoderator ist es entscheidend, auch die psychischen Prozesse des Konfliktes zu erkennen und zu berücksichtigen. Wer das nicht kann, muss sich entweder weiterbilden oder einen externen Experten beauftragen.
Quelle: Institut für Konfliktmanagement und Führungskommunikation (www.ikuf.de).
Der Vorteil eines unternehmensexternen Konfliktmoderators ist, dass dieser in den meisten Fällen ein größeres, fachspezifisches Know-how hat und in der Begleitung von Konfliktmoderationsprozessen geübter ist. Außerdem wird eine externe Person eher als überparteilich wahrgenommen – und nicht als „verlängerter Arm“ der Geschäftsführung. Dies ist unter anderem bei der Moderation von Konflikten zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern relevant.
Es ist wichtig, wie der Anlass einer Konfliktmoderation kommuniziert wird – insbesondere wenn die Mitwirkung der Streitenden nicht freiwillig ist. Stellen Sie keine Problembeschreibungen in den Vordergrund, sondern positive Ziele des Konfliktmoderationsprozesses, für deren Erreichen sich Mitmachen und auch Anstrengungen lohnen.
Setzen Sie sich in Ihrem Unternehmen für eine konstruktive Fehler-Kultur ein, die Fehler nicht als Schuldfrage behandelt, sondern als Möglichkeit zur Weiterentwicklung. Sie verhindern dadurch, dass Konflikte von Führungskräften „unter den Teppich gekehrt werden“ und die Illusion eines konfliktfreien Unternehmens entsteht.
Wenn Führungskräfte ihren Mitarbeitern Rückmeldungen über deren Leistungen geben, sind dies Situationen, die leicht zu Konflikten führen können. Bilden Sie Ihre Führungskräfte in der Feedback-Kommunikation fort, damit diese konfliktvorbeugend und auch deeskalierend handeln können.
Geht es nur darum, dass Kollegin Schmidt Kollege Meyer einen Idiot nennt, sieht Konfliktforscher Timo Müller die Sache gelassen: "Die Mitarbeiter sind ja erwachsen und können das alleine klären", sagt er. Vorgesetzte müssten erst dann einschreiten, wenn die Parteien nicht weiter kämen. "Die Führungskraft sollte im Idealfall der erste Konfliktmanager im Haus sein, es bietet sich jedoch an, Personen zu Konfliktmanager auszubilden, die keine Führungsposition inne haben, damit sie vermitteln können, wenn zwischen Mitarbeitern und Chefs der Blitz einschlägt", ergänzt Stoll.
Der Chef kann kein Seelsorger sein
Nach Müllers Erfahrung gehe es aber nicht darum, den Chef noch zum Vertrauenslehrer und Seelsorger zu machen. Er sei jedoch "primär dafür verantwortlich, Bedingungen zu schaffen, die dem Personal einen erfolgreichen Umgang mit Konflikten ermöglicht." Denn je stressiger die Arbeit, je höher Druck und Anforderungen und je knapper Deadlines sind, desto gereizter ist die Stimmung und desto eher vergreift man sich im Ton. "Arbeitsbedingungen schaffen cholerische Reaktionen mit", weiß Müller aus der Praxis. Und die Arbeitsbedingungen sind nichts, was die Angestellten grundlegend beeinflussen können.
Er sieht darüberhinaus die Personalabteilungen in der Pflicht: Ihre Aufgabe sei es, zu entscheiden, ob ein Konflikt zwischen Mitarbeitern durch die Beteiligten selbst gelöst werden kann oder ob ein unbeteiligter Dritter hinzugezogen werden müsse. Ob derjenige aus der Personalabteilung, vom Betriebsrat oder von extern kommt, ist zunächst unerheblich.
Desweiteren sei es der Job der HR-Kräfte, Angestellte und Führungskräfte mit professionellem Konfliktmanagement-Know-how auszustatten. So ließe sich Streit verhindern beziehungsweise bestehende Konflikte deeskalieren. Wichtig sei, die Streitigkeiten - egal zwischen wem - zu lösen und nicht unter den Teppich zu kehren.
Mediator Stoll bringt es auf den Punkt: "Letztlich sind Konflikte normal. Die Frage ist, wie professionell man damit umgeht."