Homeoffice Fünf Lehren aus dem Zen für gelassenes Arbeiten zu Hause

Entspannt im Homeoffice: 5 Tipps von Zen-Meistern für die Arbeit von zu Hause Quelle: imago images

André Daiyu Steiner zeigt nicht nur Führungskräften, was sie von Zen-Meistern lernen können. Fünf Tipps für gelassenere Arbeit im Homeoffice.

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Normalerweise wäre André Daiyu Steiner zu seinem Zen-Meister nach Japan geflogen, wie jedes Jahr. Aber dann kam es wegen der Coronakrise anders. Steiner, Coach und Zen-Lehrer in der Hoko-ji-Linie, lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Zen hat ihn gelehrt, sich auf das Wesentliche zu fokussieren. Zen-Meister nennt sich der Schweizer, der Führungskräfte coacht und einen Lehrauftrag an der Universität hat, übrigens nicht: „Das ist in Japan den Vorstehern von Klöstern vorbehalten.“

Aus seiner langen Praxis der fernöstlichen Lehre weiß der studierte Psychologe und Wirtschaftsinformatiker, wie man auch im Homeoffice zufrieden und erfolgreich bleibt. Hier seine wichtigsten Tipps:

1) Struktur schaffen

An keinem Tag in der Woche erleiden Menschen so viele Depressionsschübe wie am Sonntag. „Weil der keine Struktur hat“, sagt Steiner. Deshalb ist es wichtig, im Homeoffice den Tagesablauf zu planen. Steiner empfiehlt Rituale, etwa am Morgen in die Stille zu gehen. Er rät zu Bewegung, um ein gutes Körpergefühl zu bekommen, gerne draußen in Form von Joggen oder einem Spaziergang. Ein weiterer Tipp: Ein Tagebuch führen, in dem man Dinge notiert, für die man dankbar ist. „Rituale schaffen ein gutes Grundgefühl“, so Steiner. Das hilft auch all jenen, die in diesen Tagen weniger Feedback bekommen, obwohl sie sich nach Anerkennung sehnen.

2) Den Morgen ohne Nachrichten beginnen

„Man sollte sich morgens nicht mit Informationen zuballern lassen“, sagt Steiner. Ihr negativer Einfluss auf die Psyche sei nachgewiesen. Also lieber mal Fernseher und Smartphone ausgeschaltet lassen. Nach dem Aufstehen auf die psychische Hygiene zu achten, stärkt außerdem des Immunsystem. Und bereitet die Grundlage, für das was folgt. Steiner spricht vom Gesetz des Anfangs: „So wie der Tag beginnt, so verläuft er auch.“ Er rät übrigens zu frühem Aufstehen. Im Homeoffice in den Sonntagsmodus zu verfallen, macht unproduktiv.

3) Feste Zeiten für die Familie einplanen

Gemeinsames Kochen, gemeinsames Essen, Zeit zur Entspannung und fürs Whatsappen mit Freunden, dafür sollte im Homeoffice gezielt Zeit vorgesehen werden. „Jetzt ist auch der Moment, um mit lieben Menschen wieder Kontakt aufzunehmen.“ Auch wer alleine wohnt, sollte Zeit für ein genussvolles Essen einplanen, statt sich eine Pizza reinzuschieben. Bewusst ein schönes Ambiente zu schaffen, erhöht den Genuss. „Wenn wir Gäste haben, zünden wir Kerzen an, dann können wir es auch für uns tun.“

4) Business Canvas Board

Das klingt nach Arbeitswelt, und von dort kommt dieses Instrument auch, das sich nach Steiners Erfahrung bewährt hat. Auf einer großen Tafel halten alle im Haushalt fest, was zu tun ist, welchen Fortschritt es gibt, und was erledigt wurde. In Familien sollte die Rubrik: „Hilfe benötigt“ hinzugefügt werden. Die Tafel bringt Klarheit in den Alltag: „Und auf einmal funktioniert auch Schule wunderbar.“

5) Gemeinsame Familienkonferenzen

Wenn die ganze Familie den Tag zu Hause verbringt, dann ist das für alle eine ungewohnte Situation. Damit Konflikte gar nicht erst entstehen, schlägt Steiner tägliche Runden vor, in denen jeder über den vergangenen Tag reflektiert. Was lief gut? Was lief weniger gut? Wichtig: alle müssen zu Wort kommen: „Jeder darf seine Wünsche äußern.“ Steiner empfiehlt, dass sich die Partner in der Kinderbetreuung abwechseln. Wenn sich einer dauerhaft hinterm Schreibtisch verschanzt, sind Probleme absehbar.

Der Zen-Lehrer geht übrigens nicht davon aus, dass die aktuelle Lage dem Homeoffice langfristig zu einem Durchbruch verhelfen wird. „Studien zeigen, dass bei fünf Tagen Homeoffice in der Woche die Wahrscheinlichkeit von psychischen Störungen steigt.“ Videokonferenzen helfen zwar bei der Kommunikation, aber Kreativität lasse sich nur in der direkten Begegnung entfalten: „Die hat etwas damit zu tun, dass man sich gegenseitig beschnuppern kann.“

Steiner geht davon aus, dass sich in der Zukunft Mischformen durchsetzen werden, etwa zwei Tage Homeoffice in der Woche und drei Tage im Büro. „Unternehmen mit konventioneller Organisation werden nach der Krise wohl eher in den Kontrollmodus gehen und alle im Büro sehen wollen.“

Mehr zum Thema: Das Coronavirus verändert die Arbeitswelt. Die WirtschaftsWoche erklärt in einer großen Serie, wie die Arbeit von zu Hause aus gelingt.

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