Homeoffice Niederländer haben ein Recht auf Heimarbeit

Arbeiten von zu Hause ist in vielen Betrieben Verhandlungssache. Anders in den Niederlanden: Dort gilt ab Juli ein Anrecht auf Homeoffice. Zumindest dann, wenn dem Arbeitgeber daraus kein Schaden entsteht.

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Eine Frau sitzt in ihrem Arbeitszimmer zu Hause und arbeitet am Computer. Quelle: dpa

Wer in den Niederlanden arbeitet, darf ab Juli zu Hause bleiben: Wenn das Kind krank ist oder die Handwerker bestellt sind, haben niederländische Arbeitnehmer in Betrieben mit mehr als zehn Angestellten das Recht auf einen Arbeitstag zu Hause. Die Erste Kammer des Parlaments verabschiedete am Dienstag in Den Haag einen entsprechenden Gesetzesvorschlag. Die Zweite Kammer hatte dem bereits im vergangenen Oktober zugestimmt. Damit wird das Recht auf flexible Arbeitszeiten gesetzlich verankert.

Natürlich müssen die Angestellten weiterhin mit ihrem Chef vereinbaren, wann und ob sie zu Hause arbeiten. Und der darf den Antrag selbstverständlich weiterhin ablehnen. Aber nur noch aus schwerwiegenden betrieblichen Gründen.

Etwa, wenn ein großer finanzieller Schaden durch den Heimarbeiter entstünde, andere Mitarbeiter in Schwierigkeiten kommen beziehungsweise es unlösbare Probleme in der Dienstplanung geben würde oder wenn es ein schweres Sicherheitsrisiko ist, wenn der Angestellte von zu Hause aus arbeitet. Dass die Krankenschwester, der Pilot oder der Fabrikarbeiter künftig vom heimischen Sofa aus arbeiten, ist also weiterhin ausgeschlossen. Der Software-Entwickler oder der Marketingbeauftragte können mit dem Dienstrechner aber getrost daheim bleiben.

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Die Arbeitnehmer können so nicht nur ihr Privat- und Berufsleben besser unter einen Hut bringen, sie sparen auch Kosten fürs Pendeln oder umgehen den klassischen Stau im Berufsverkehr - zumindest an den Tagen, die sie im Homeoffice verbringen können. Wohlgemerkt: Können, nicht müssen.

Ob die Zahl der Heimarbeiter durch die Gesetzesänderung nun dramatisch steigen wird, bleibt abzuwarten. Immerhin waren die Niederlande in punkto Arbeitszeiten und Flexibilität immer schon etwas liberaler als es hierzulande oft noch der Fall ist. Bisher konnten Angestellte beispielsweise eine Verkürzung der Arbeitsdauer beantragen, wenn beispielsweise die eigenen Kinder oder kranke Angehörige versorgt werden müssen. Außerdem arbeitet rund ein Drittel der Niederländer ab und an von daheim, Tendenz steigend.

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In Deutschland hält sich dagegen hartnäckig das Gerücht, dass Mitarbeiter im Homeoffice alles tun - nur nicht arbeiten. Dass das nicht stimmt, belegen zahlreiche Studien. So sind Arbeitnehmer im Home-Office oftmals sogar produktiver. Wie Nicholas Bloom, Ökonomieprofessor an der Stanford-Universität, herausfand, steigt die Produktivität der Angestellten um 13 Prozent, da sie weniger und kürzere Pausen machen und sich seltener krank meldeten. Außerdem machte ihnen die Arbeit angeblich auch gleich viel mehr Spaß.

Der Psychologe Thomas O’Neill von der Universität von Calgary rät jedoch dazu, nur gewissenhafte Angestellte ins Homeoffice zu schicken. Wer schon im Büro vor der Nase des Chefs nur seine Zeit vertrödelt, wird auch daheim nicht zur Hochform auflaufen.

Trotzdem: Die Mehrheit der Deutschen würde gerne - zumindest ab und zu - im Homeoffice arbeiten. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes bestehen nur 28 Prozent darauf, jeden Tag ins Büro zu gehen, damit sie nicht einsam zu Hause sitzen. 41 Prozent könnten sich dagegen gut vorstellen, einen Tag in der Woche statt im lauten Großraumbüro am heimischen Schreibtisch zu sitzen. 21 Prozent würden am liebsten sogar ganz zu Hause bleiben.

Diesen 62 Prozent, die sich das Homeoffice wünschen, stehen übrigens zehn Prozent gegenüber, deren Arbeitgeber die Heimarbeit tatsächlich auch erlaubt. Da haben es unsere Nachbarn im Westen ab Juli doch besser.

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