
Der Mindestlohn als Jobbremse? Zum 1. Januar 2015 kam die gesetzliche Lohnuntergrenze von 8,50 Euro pro Stunde. Zwar sind wegen des Mindestlohns nur wenige Arbeitsplätze gestrichen worden. Jedoch haben viele Betriebe auf die Schaffung neuer Jobs verzichtet, wie eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt. Insgesamt habe der Mindestlohn die Schaffung von 60.000 Jobs verhindert, so das Ergebnis der Arbeitsmarktforscher.
Die Denkfabrik der Bundesagentur für Arbeit (BA) beruft sich dabei auf eine repräsentative Befragung von 16.000 Betrieben im Spätsommer vergangenen Jahres. Damit hätten erstmals auf einer breiteren Datenbasis die Wirkungen des am Jahresanfang eingeführten gesetzlichen Mindestlohns untersucht werden können, betonte IAB-Direktor Joachim Möller.
Keine Konjunkturdelle wegen Lohngrenze
Er warnte aber zugleich vor einer Überinterpretation des Studienergebnisses. „60.000 - das hört sich erst einmal viel an. Man muss dazu aber wissen: Der Großteil davon wären Minijobs gewesen“, gibt Möller zu bedenken. Zudem entsprächen 60.000 Stellen lediglich einem Anteil von 0,18 Prozent an allen Beschäftigten in Deutschland. Die Auswertung zeige, dass der Mindestlohn weder zu einem „Abbruch des positiven Beschäftigungstrends“ noch zu einer konjunkturellen Delle geführt habe.





Umgekehrt hat der Mindestlohn nach Erkenntnissen der Forscher in Betrieben, die bisher geringer bezahlte Mitarbeiter beschäftigen, zu deutlichen Lohnsteigerungen geführt - besonders stark im Osten Deutschlands. Dort lag der Lohnanstieg auf Betriebsebene ein gutes halbes Jahr nach der Mindestlohneinführung im Schnitt bei 5,2 Prozent, im Westen dagegen nur bei 3,4 Prozent. Zugleich komme es in Betrieben, die Mindestlohn-Empfänger beschäftigten, zu einer geringeren Fluktuation. „Die Leute werden länger als früher beschäftigt.“