Immer mehr Freiberufler Raus aus dem Hamsterkäfig

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Flexibilität, Selbstverwirklichung und Abwechslung

Beliebteste Arbeitgeber für Wirtschaftswissenschaftler
Platz 20: AmazonVorjahr: - Prozent: 4,7 Quelle: dpa
Platz 19: SAPVorjahr: 19 Prozent: 4,7 Quelle: dpa
Platz 18: Europäische ZentralbankVorjahr: 20 Prozent: 5,0 Quelle: dpa
Platz 17: L'OréalVorjahr: 28 Prozent: 5,1 Quelle: dpa
Platz 16: Hugo BossVorjahr: 18 Prozent: 5,2 Quelle: dpa
Platz 15: Deutsche BankVorjahr: 16 Prozent: 5,2 Quelle: dpa
Platz 13: NestléVorjahr: 13 Prozent: 5,4 Quelle: dpa

Zugegeben: Der Schritt in die Selbstständigkeit erfolgt nicht in allen Fällen freiwillig, sondern aus Mangel an Alternativen. Weil der erste Job nach dem Studium auf sich warten lässt. Oder nach einer Umstrukturierung die Kündigung ins Haus flattert. Die Generation der um die 30-Jährigen legt auf Jobsicherheit durchaus Wert, wie Umfragen der Beratungsgesellschaft Universum Communications zeigen. In Zeiten unsicherer Finanzmärkte ist die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens wichtiger geworden.

Noch stärker aber ist der Wunsch nach Flexibilität, Selbstverwirklichung und Abwechslung. Der Beruf soll nicht nur Broterwerb, sondern Berufung sein – ein Zustand, der sich ohne lästige Kollegen und nervenden Chef eher erreichen lässt.

Hinzu kommt: Die Welt ist in den vergangenen Jahren unverbindlicher, schnelllebiger geworden. Soll heißen: Auch wer wegen einer Festanstellung auf die verlockenden Freiheiten der Selbstständigkeit verzichtet, gewinnt dadurch nicht zwingend mehr an Sicherheit. Von der Lehre bis zur Rente – das war einmal. Vorbei sind die Zeiten, in denen Angestellte ein Berufsleben lang beim selben Arbeitgeber blieben. In denen beide auch dann zueinander hielten, wenn es mal nicht so gut lief, egal, ob geschäftlich oder menschlich. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) fand heraus, dass die unter 30-Jährigen in den Achtzigerjahren im Schnitt 814 Tage bei einem Unternehmen blieben. Inzwischen sind es noch 536 Tage.

Unternehmen befeuern die Entwicklung

Aus mehreren Gründen: Zum einen wächst der Frust mit der Festanstellung. Gerade einmal 15 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland fühlen sich ihrem Unternehmen emotional verbunden, hieß es im März 2013 in einer Studie des Personaldienstleisters Gallup. Zum anderen befeuern Unternehmen die Entwicklung. Sie setzen verstärkt auf flexible Arbeitskräfte, um in der globalisierten Welt wettbewerbsfähig zu bleiben. Diesen Wertewandel verinnerlichen mittlerweile selbst die hoch Qualifizierten. Viele verdingen sich in Lebensabschnittsjobs, anstatt eine steile Konzernkarriere anzustreben.

Die Festanstellung passt nicht in eine Welt der Individualisten, Wechselwähler und Lebensabschnittsgefährten. Deshalb nutzen die Vorteile der freien Arbeitseinteilung inzwischen nicht mehr ausschließlich Kreative wie Designer, Grafiker oder Journalisten. Längst sind es nicht mehr nur die Facharbeiter am Fließband, die zu niedrigen Löhnen bei Autokonzernen, Metzgereien oder Werften anheuern. Auch hoch qualifizierte und hoch bezahlte Fach- und Führungskräfte aus vielen anderen Branchen schätzen längst die Vorteile der Selbstständigkeit.

Managerin auf Zeit

Zum Beispiel Brigitte Nießen. Nach ihrem Studium war sie zunächst 15 Jahre in einem amerikanischen IT-Konzern tätig und kletterte dort die Karriereleiter hoch. 2001 wechselte sie in die Gesundheitsbranche, stieg bis zur Geschäftsführerin eines Mittelständlers auf. Doch vor neun Jahren entschloss sie sich zu einem radikalen Schnitt und machte sich selbstständig. Seitdem ist sie Managerin auf Zeit.

Nießen ist eine von etwa 6200 Interimsmanagern in Deutschland. Diese Führungskräfte sind so etwas wie die Feuerwehr für Unternehmen, die dringend, aber übergangsweise Verstärkung im Management brauchen – etwa wenn sie Abteilungen um-, ab- oder aufbauen oder wichtige Mitarbeiter kurzfristig wegen Krankheit ausfallen. Mal führen Interimsmanager neue Software ein, mal sparen sie Kosten in der Personalabteilung, mal verbessern sie die Abläufe in der Produktion. „Ist meine Aufgabe erfüllt und abgeschlossen, geht es auf zu neuen Ufern“, sagt Nießen.

Ein wachsender Markt: Nach Angaben der Dachgesellschaft Deutsches Interim Management lag der Umsatz der Branche 2013 bei fast 1,2 Milliarden Euro. Interimsmanager sind meist zwischen 40 und 50, haben 10 bis 20 Jahre Führungserfahrung und bekommen pro Einsatz 1000 bis 3500 Euro Honorar – pro Tag. Dafür müssen sie kurzfristig bereitstehen.

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