Incentives Unternehmen locken mit Yoga statt Dienstwagen

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Dienstfahrrad ist im Kommen

Die Angebote spiegeln daher auch den Zeitgeist wider. Der Softwarekonzern SAP bietet etwa an, statt Firmenwagen ein Dienstfahrrad im Wert von bis zu 10.000 Euro zu leasen. Der Firmenwagen gilt zwar noch als Statussymbol, hat aber gerade bei Jungen an Wert verloren, meint Schabel. Und mit Zuschüssen zur Kinderbetreuung oder eigenem Kindergarten zielten Firmen auf Familien, in denen beide Eltern arbeiten. „Unternehmen kommen ihnen in ihren Lebensumständen entgegen.“

Die Dienstwohnung kommt zurück

Manche Firmen reagieren auf die Nöte von Mitarbeitern. So lockt der Burda-Verlag neue Angestellte mit einer Wohngemeinschaft in München. Im renovierten Altbau in der Isarvorstadt können Neuzugänge bis zu sechs Monate wohnen und derweil auf dem harten Wohnungsmarkt der Stadt eine Bleibe suchen. Miete zahlen sie nicht, nur eine geringe Umlage. Solche Angebote erinnern an Arbeiterwohnungen, die einst Industriekonzerne wie BASF in großem Stil errichteten.

Manche Firmen lassen sich spektakuläre Belohnungen für Mitarbeiter einiges kosten. So sorgte Xing jüngst für Aufsehen, als das Karriereportal die Belegschaft zum Dank für erreichte Geschäftsziele für drei Tage zur Firmenveranstaltung nach Mallorca fliegen ließ.

Firmen setzen die Angebote aber nicht ohne Eigennutz ein. „Gemeinsame Reisen können Mitarbeiter zusammenschweißen und die Identifikation mit dem Unternehmen fördern“, sagt Schabel. „Und natürlich reden die Leute darüber“. Unternehmen, die Sportzentren haben oder den Vertrag im Fitnessstudio bezuschussen, hoffen so, die Mitarbeiter gesund zu halten und Ausfälle durch Krankheiten zu senken.

Privatleben und Job mischen sich immer mehr

Kritiker sehen zudem die Gefahr, Privates und Berufliches immer mehr zu vermischen. „Das schafft den Anreiz, sich völlig für die Arbeit aufzugeben“, sagt Heiko Schulz, Arbeitspsychologe an der Universität Leipzig. Zwar seien Sportangebote für viele begrüßenswert. Doch statt am Feierabend Freunde zu treffen, umgebe man sich so wieder mit Kollegen. „Manche kommen aus der Arbeitswelt nicht mehr heraus.“

Sinnvoll seien Benefits, die auf die Bedürfnisse von Mitarbeitern ohne Zwänge eingingen, etwa Elternzeit. Auch steigerten nicht alle Angebote nachweislich die Leistung oder Zufriedenheit von Mitarbeitern. „Es nützt nichts, wenn es einen Tischkicker und freies Obst für das Team gibt, aber der Chef die Leute nicht fördert.“

Gegen den Fachkräftemangel dürften indes selbst üppige Angebote samt Sabbatical, Sport und Wohlfühlatmosphäre alleine nicht reichen, meint Hays-Experte Schabel. An erster Stelle stünden für die meisten Bewerber ein marktgerechtes Gehalt, persönliche Entwicklungschancen und die Firmenkultur. „Vergünstigungen nimmt man dann gerne mit.“

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