Industrie 4.0 Arbeiten zwischen Technologie und Teamwork

Die Digitalisierung verlangt Unternehmen Einiges ab. Ohne ein gut funktionierendes Team lässt sich das unbekannte Terrain nur schwer erobern. Doch echte Teams sind selten. Wie Sie eine starke Mannschaft aufbauen.

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Industrie 4.0, die Informatisierung der Produktion, die nächste industrielle Revolution im Zeichen des Digital Age ist angesagt. Deutschlands führende Unternehmen, Forschungs- und Zukunftsinstitutionen sind involviert. Und zwei Bedingungen werden immer deutlicher. Erstens: Warten hilft nicht. Wir müssen uns mit unseren Teams auf den Weg machen, auch wenn das Terrain unsicher ist.

Zweitens: Ein verlässliches Miteinander ist dringender denn je, erscheint aber immer oberflächlicher und fragiler. Steigende Informationsflut, zunehmende Unverbindlichkeit, unabsehbarer Wandel von Strukturen, Kurzfristigkeit von Konzepten und Arbeitsverträgen, die soziale Schere in der Gesellschaft: das alles lässt den Zusammenhalt schwerer entstehen.

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Die sozialen Fragen laufen hinterher

Bisher war es auch schon nicht leicht in den Unternehmen. Fast täglich erfahren wir von scheiternden Fusionen, lähmenden Konflikten, stockenden Abläufen. In den letzten Jahrzehnten haben wir uns mit Globalisierung, Beschleunigung und Komplexitätszunahme selbst überholt. Technik geht schnell, die sozialen Antworten laufen hinterher.

Stufen der industriellen Entwicklung

In den Stellenausschreibungen verlangen wir Teamfähigkeit, realisieren sie aber kaum in der Organisationsgestaltung und Führungskultur. Teamgeist muss als Haltung das Unternehmen durchdringen, auf allen Ebenen und über alle Bereiche. Spürbar zwischen Kollegen, zwischen Führungskräften und Mitarbeitern, Erfahrenen und Lernenden, Kunden und Lieferanten, Funktionen und Generationen.

Erlebter Teamgeist schafft Verbundenheit, Motivation und die Leistungsbereitschaft, etwas dafür zu tun. Doch die Realität sieht anders aus. Innere Kündigung und Burnout führen laut Krankenkassen zu einem jährlichen Schaden für die deutsche Wirtschaft von 120 Milliarden Euro. 30 Prozent der jungen Mitarbeiter verlassen vorher die Organisationen, in denen sie keine Zukunft sehen. Sollen sie doch, ist die arrogante Antwort.

Empfehlungen für die bessere Teamarbeit

Industrie 4.0 und smarte Unternehmen werden kommen, aber deutlich unter ihren Möglichkeiten laufen, wenn wir so weitermachen wie bisher. Das heißt uns hier und heute auf den Weg machen. Technik, Organisation und Zusammenarbeit miteinander verbinden, damit sie voneinander profitieren. Nur so werden wir zukunftsfähig sein.

Ein erster Schritt ist die Zusammenarbeit stärker als strategisches Element hin zu einer Smart Factory zu sehen. 10 Tipps zeigen, wie es besser geht, ab sofort.

Was bedeutet Smart Factory?

Teamarbeit in die Organisation einbauen: Kluge Strategiepapiere und Organisationskonzepte reichen nicht, entscheidend ist die Umsetzung zusammen mit den Mitarbeitern. Veränderungsprozesse funktionieren nur im guten Zusammenspiel. Sonst sind die Rei­bungsverluste vorprogrammiert. Welche Organisationsprojekte stehen also an?

Kollektives Gelingen statt individuellem Heldentum

Verhalten in der Teamarbeit konkret vereinbaren: Wenn wir zusammen etwas schaffen wollen, hilft es, sich auf einige Regeln zu einigen: Was ärgert und behindert uns? Worauf wollen wir achten, damit es gut geht? Das braucht auch eine konstruktive und wertschätzende Fehler und Feedback-Kultur. Den Erfolg spüren wir in besserer Performance.

Teamarbeit im täglichen Miteinander forcieren und üben: Oft fühlen wir uns großartig mit unseren Ideen und Ausarbeitungen. Darauf sind wir in unserer Kultur und Belohnungssystemen angelegt: Individuelles Heldentum vor kollektivem Gelingen. Umso mehr gilt es beharrlich nachzufragen: Wer war hat an der Lösung mitgewirkt? Gemeinsame Arbeit verhilft auch zu besserer Qualität und Akzeptanz, zu weniger Konflikten und Diskussionsschleifen.

Die unterschiedlichen Typen eines Teams

Bereichsübergreifende Prozesse gemeinsam optimieren: Die Silos in unseren Unternehmen sind schon sprichwörtlich. Über viele Jahre haben wir uns in unserer Linienstruktur eingerichtet und das Business Process Reengineering vielfach zum Scheitern gebracht. Akzeptiert werden Workflows, die die Arbeit zuweisen. Für schnellere Durchlaufzeiten und höhere Kosteneffizienz müssen wir aber über Abteilungsgrenzen hinweg gut kooperieren. Das verstehen alle; weil es aber um Einfluss und Macht geht, kann eine klare Ansage des Vorstands nötig sein. Der Effekt: Schnellere, kostensparende Abläufe.

Kritische Situationen mit Teamgeist meistern: Erfolg entscheidet sich nicht auf dem Papier, sondern in konkreten Interaktionen mit dem Kunden, zwischen Kollegen, Führungskräften und Mitarbeitern. Da heißt es sich vorher zu verständigen: Wie wollen wir es mit unserer Präsentation morgen beim Kunden halten? Wie einig sind wir: Moderation, Einleitung, Präsentation, Diskussion, Schlusswort? Das macht es leichter und reibungsloser.

Den Kompetenzen im Team vertrauen

Das heißt auch die überkommenen Bedeutungen von persönlicher Durchsetzungskraft, Seniorität und Position infrage stellen. Das heißt auch noch mehr die Vorschläge derer berücksichtigen, die es mit ihrer Erfahrung und Kompetenz wissen müssen, fachlich und planerisch. Nicht den eigenen Illusionen in die Falle gehen, sondern gemeinsam zu realistischeren Einschätzungen kommen und weniger Enttäuschungen erleben.

Foren für Austausch und Miteinander schaffen: Wissen ist eines der wenigen Güter, die sich durch Teilen vermehren. Der notwendige Teamgeist im Unternehmen verbreitet sich im offenen Austausch, in Coffee Talks, Weeklies und Daily Stand-ups, Besuchen zwischen Abteilungen. Das können Führungs­kräfte sichtbar vorleben. Wissen zurückhalten ist überholtes Machtdenken. Geteiltes Wissen reduziert Widerstände und Doppelarbeiten. 

Widerstand gegen Teamarbeit positiv ansprechen: Woher kommen Angst, Ärger, Skepsis? Welche Erfahrungen haben die Kollegen schon gemacht? Was müssen wir in Zukunft besser machen? Schaffen Sie damit ein gutes und persönliches Beispiel für Achtsamkeit im Team und holen die Leute zurück ins Boot.

Externe Unterstützung, Begleitung und Partnerschaft passend wählen: Worauf kommt es an? Noch mehr Vergleichsdaten, Best Practices und kluge Strategien? Oder Umsetzung mit Gespür für die Organisations­realität? Hier wird Teamverhalten am wirkungsvollsten gefördert. Denn Veränderung beginnt immer sofort, hier und jetzt, und das sollte gemeinsam sein.

Teamarbeit in der Personalführung verankern: Teamarbeit sollte keine einsame Initiative irgend­wo im Unternehmen sein. Sie braucht eine organisationsweite Unterstützung. In Beurteilungs­kriterien, Zielvereinbarungen, im Führungsprozess. Sie darf nicht nur Worthülse sein, sondern muss im täglichen Verhalten spürbar werden. Sonst verkommt die Absicht zum Witz: Team – toll ein anderer macht’s.

Gute Teamarbeit ist ein strategischer Wettbewerbsvorteil. Mit Teamgeist gelingen die Dinge besser und schneller. Das gilt im Unternehmen, und darüber hinaus, zum Beispiel in Think Tanks, Labs, Communities und Plattformen. Das praktizieren die Menschen im Internet längst. Es ist so viel Motivation, Wissen und Kreativität in der Welt, die nach Öffnung und Austausch verlangt. Angst vor den Mitbewerbern müssen wir nicht haben, wenn wir es schaffen, die Herausforde­rungen im Unternehmen gemeinsam, schnell und leicht anzugehen. Angst müssen wir nur davor haben, dass die Menschen uns in der Schwerfälligkeit unserer Organisationen nicht mehr folgen wollen.

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