IT-Fachkräfte Was Entwickler von ihrem Arbeitgeber erwarten

Gute Zeiten für Entwickler und sonstige IT-Experten: Keiner kann mehr ohne sie. Allein Bosch sucht weltweit 14.000 von ihresgleichen. Wer sind diese begehrten Talente und was erwarten sie von einem Unternehmen?

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Wissbegierig und offen für Neues: Stack Overflow stellt weltweite Entwickler-Studie 2016 vor Quelle: dpa

Anfang März kündigte Bosch an, in diesem Jahr weltweit rund 14.000 Hochschulabsolventen einzustellen. Allein in Deutschland sollen 2100 Fachkräfte mit und ohne Berufserfahrung angeheuert werden. Grund für das steile Wachstum ist die Digitalisierung. "Die Vernetzung über das Internet der Dinge verändert das Geschäft von Bosch und damit unseren Personalbedarf stärker als je zuvor", bestätigt Christoph Kübel, Geschäftsführer und Arbeitsdirektor der Robert Bosch GmbH. Fast jede zweite offene Position bei Bosch hat einen Bezug zu IT oder Software. Vor allem steige der Bedarf an Software-Entwicklern für IT-Systeme oder für Embedded Systems.

"Berater und IT-Experten mit entsprechendem Hintergrund sind zur Zeit am Markt überaus begehrt", sagt auch Peter Lempp vom Beratungs- und IT-Dienstleistungsunternehmen Capgemini. Auch sein Unternehmen sucht Digitalisierungsexperten und will allein in Deutschland in diesem Jahr rund 900 Stellen besetzen. "Die von Capgemini gesuchten Profile stehen zum großen Teil im Kontext der Digitalisierung: Vom Data Scientist über den Customer Experience Consultant bis hin zum Software Engineer", so Lempp.

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Dass mit diesen IT-Genies keine pickligen Nerds gemeint sind, die alleine im Keller vor ihrem Computer sitzen und sich von TK-Pizza ernähren, ist längt geklärt. Aber wie sieht er denn nun aus, der typische Entwickler, um den sich die Unternehmen weltweit prügeln? Stack Overflow, die größte Entwickler-Community der Welt, hat mehr als 56.000 Entwickler aus 173 zu ihrem Leben befragt: wie alt sie sind, wo sie leben, ob und was sie studiert haben und wie sie sich selbst wahrnehmen. Ländern haben an der Umfrage teilgenommen und geben so einen einzigartigen Einblick in ihre Welt. Die Ergebnisse der kompletten Entwickler-Studie finden Sie hier.

Männlich, jung und wissbegierig

Global betrachtet ist der durchschnittliche Entwickler in der Studie männlich, lebt in den USA und ist zwischen 25 und 29 Jahre alt. In Deutschland ist der typische Entwickler ebenfalls männlich, zwischen 25 und 29 Jahren und lebt in Berlin. Wie überall auf der Welt sind Frauen auch in Deutschland noch deutlich in der Minderzahl. Entsprechend ist in rund 45 Prozent der Teams und IT-Abteilungen keine Frau an Board, wie die Studie zeigt.

Der typische deutsche Entwickler arbeitet in einem Unternehmen mit 20 bis 99 Mitarbeitern und ist generell zufrieden mit seinem Job. Er verdient 46.900 Euro im Jahr und die Arbeit macht ihm vor allem dann Spaß, wenn er viel Zeit mit Programmieren verbringt und er neue Technologien erlernt. Besonders wichtig ist ihm dabei die Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben, ein gutes Gehalt und eine gute Unternehmenskultur. In seiner Freizeit verbringt er mindestens eine Stunde mit Open-Source- und Hobby-Projekten.

Was Entwickler von ihrem Arbeitgeber erwarten


Der Großteil aller Entwickler arbeitet Vollzeit. Und: Mittlerweile gibt es keine Branche mehr, in der keine Entwickler arbeiten. Dem typischen Entwickler ist das laut der Umfrage auch nur Recht, weil er grundsätzlich neugierig und offen für neue Herausforderungen ist, auch wenn er vielleicht nicht aktiv nach einem Job in einer ihm ganz fremden Branche sucht.

Derzeit sind übrigens 11,8 Prozent der deutschen Umfrageteilnehmer aktiv auf Jobsuche und ganze 60,5 Prozent würden bei einem attraktiven Angebot Ja sagen. Gute Chancen also für Bosch, Capgemini & Co? Nicht unbedingt.

Das liegt zum einen daran, "Personalmanager oft nicht genau wissen, wie sie am besten an Entwickler herantreten und wie sie sie für sich gewinnen können – was ein großes Problem im hart umkämpften IT-Markt ist", sagt Stefan Schwarzgruber, Country Manager Deutschland bei Stack Overflow. Der IT-Experte, das unbekannte Wesen, könnte man meinen. Dabei legen die Entwickler vielmals auf die gleichen Dinge Wert, wie auch die Betriebswirtin, die in der Personalabteilung arbeitet.

Und genau wie die Personalerin, der Kollege aus dem Controlling oder das Marketing-Team ärgern sich auch, wenn nicht sogar besonders IT-Kräfte über unklare Anforderungen und unrealistische Erwartungen. Schließlich werden sie mehrheitlich angestellt, um das traditionelle, altbackene Unternehmen in die Zukunft zu beamen.

Entsprechend wünschen sich die Experten möglichst viele Informationen über ihren zukünftigen Arbeitgeber - und zwar bevor sie einen Arbeitsvertrag unterschreiben.

  • Mehr als die Hälfte würde gerne vorher das Team kennen lernen
  • 48,3 Prozent würden gerne ihren potenziellen Arbeitsplatz sehen
  • 35,9 Prozent möchten schon im Bewerbungsgespräch den Live-Code sehen, mit dem sie zukünftig arbeiten sollen.

Auch würde ein Drittel gerne vor dem Bewerbungsgespräch wissen, ob im Bewerbungsgespräch jemand mit fachlicher Expertise sitzt oder ob man für den HR-Beauftragten blöde Quizfragen beantworten muss, welches Küchengerät man am liebsten wäre.

20 fiese Fragen, 20 clevere Antworten im Vorstellungsgespräch

Darauf hat nämlich jeder Vierte überhaupt keine Lust.

Außerdem sollten Unternehmen aufhören, stur auf Zeugnisse und Urkunden für jede Fähigkeit zu beharren, denn 74,7 Prozent der deutschen Entwickler sind Autodidakten und haben sich ihre Kenntnisse selbst angeeignet. Weltweit sind es 69,9 Prozent. Für Unternehmen gilt deshalb: Wer bei der Beurteilung von Bewerbungsunterlagen zunächst auf den Universitätsabschluss achtet, ignoriert drei Viertel der Bewerber.

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