Jim Morrison Drogen mindern die Kreativität

Drogenkonsum setzt maßgeblich die Kreativität herab. Das zeigt eine neue Fallstudie zum Doors-Sänger Jim Morrison

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Diese Seite aus dem Notizbuch des Doors-Sängers Jim Morrison wird am 18. Dezember versteigert. Quelle: AP

Was wäre der Rock'n'Roll ohne Haschisch, LSD und nicht zuletzt auch eine Menge Alkohol? Eine hypothetische Frage, erst Recht für die späten 1960er und frühen 1970er Jahren. Zu den Rock-Musikern, die besonders exzessiv Rauschgifte konsumierten, gehörte der Doors-Sänger Jim Morrison, der an den Folgen seines Heroin-Konsums 1971 in Paris starb und am 8. Dezember 70 Jahre alt würde.

Nun hat sich kein Rock-Historiograph, sondern der Psychiater und Kreativitätsforscher Rainer M. Holm-Hadulla aus Heidelberg noch einmal mit Morrison und seinem Drogenkonsum befasst. In einer Fallstudie, über die die Zeitschrift "Wirtschaftspsychologie Aktuell" berichtet, hat er Selbstaussagen, Texte und Briefe des Musikers Jim Morrison und Äußerungen anderer über ihn ausgewertet. Sein Fazit: Die Drogen steigerten nicht, sondern minderten im Gegenteil Morrisons Kreativität.

Dabei hat Holm-Hadulla ergründet, wie sich Morrisons Konsum von Alkohol, LSD, Meskalin und Amphetaminen auf seine kreative Leistung auswirkten, originelle Texte zu schreiben und gut zu singen.

Keine originellen Texte mehr

Die Hauptergebnisse, die in der Online-First-Ausgabe der Fachzeitschrift "Psychopathology" veröffentlicht sind: Jim Morrison war überdurchschnittlich intelligent und sprachlich besonders begabt. In seinen Gedichten und autobiografischen Texten wird deutlich, dass Morrison auf traumatisierende Ereignisse, Depressionen und unkontrollierte Impulse mit kreativer Aktivität reagierte. Alkohol und Drogen waren für ihn keine Quelle der Inspiration, sondern er nutzte sie zur Überschreitung sozialer Normen, zur Erweiterung der Wahrnehmung und als Versuch der Selbstverwirklichung.

Drogen waren keine Ursache seiner schöpferischen Hochphase. Diese gründete vor allem auf den Beziehungen und dem Austausch mit seinen Musiker-Freunden. Aber: Unter massivem Alkohol- und Drogenkonsum konnte er keine originellen Texte mehr schreiben, und seine Gesangsleistung ließ nach.

Rainer Holm-Hadulla zieht daraus folgende Schlüsse: Geringe Mengen Alkohol können das assoziative Denken verbessern. Die Fähigkeit, diese Einfälle auszuarbeiten, wird aber dadurch bereits eingeschränkt. Ein häufiger Drogenkonsum beeinträchtigt das kreative Denken und die Fähigkeit vollständig, diese Ideen umzusetzen.

Es sei eine Illusion und ein Klischee, dass Drogen zu kreativen Höchstleistungen führten. "Jim Morrison ist typisch für kreative Persönlichkeiten wie Amy Winehouse, Janis Joplin, Brian Jones und Jimmy Hendrix, die ihre Kreativität in jungen Jahren durch Alkohol und Drogen verbrennen", so Holm-Hadulla. "Wir vermuten", schreibt der Forscher, "dass das Opferritual ihres Niedergangs den aufgeregten Zuschauern einen gewissen Mehrwert bietet. Dazu gehört die Illusion, dass Alkohol und Drogen zu Authentizität und Kreativität führen können."

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