In elf Kapiteln erläutert der Autor, wie sich Macht in Körpersprache, Ausstrahlung und Aussehen darstellt, wie sich Macht in der Sprache niederschlägt und wie Symbole, Zeichen und Statussymbole Macht untermauern.
Vieles, was Neumann erläutert, hat man schon gehört. Interessant ist vor allem seine praxisorientierte Herangehensweise: Der Autor beschreibt beispielsweise, woran man nonverbale Machtspiele erkennt. Wenn kein Stuhl angeboten wird, der Gesprächspartner eine wichtige Verhandlung immer wieder unterbricht, um Telefonate zu führen, das Gegenüber bei wichtigen Ausführungen den Kopf schüttelt, ironisch lächelt, laut auflacht oder laut in den Unterlagen blättert, sich von der Körpersprache größer macht, aufsteht und vielleicht sogar herunterstarrt und Anweisungen gibt. So gut wie jeder – ob Führungskraft oder normaler Mitarbeiter – hat solche Verhaltensweisen schon erlebt. Wer sich die Macht zurückholen will, sollte dieses Verhalten konterkarieren und sich offensiv verhalten, rät der Autor. Auch der Rangniedere muss sich Machtgehabe nicht wehrlos gefallen lassen. Das gilt umso mehr, wenn Übergriffe durch den Mächtigeren erfolgen. Neumann stellt immer wieder dar, wie auch Menschen ohne formale Macht ihren Raum einnehmen können.
Konkrete Hinweise für heikle Situationen
Auch auf die – meist informellen – Machtprozesse innerhalb einer Gruppe verweist der Autor. Die Macht der Menge nutzen Arbeitnehmervertretungen und Gewerkschaften seit jeher. Wenn die Belegschaft meutert, ist das ein Alarmzeichen für jede Führungskraft. Ebenso wirkt in Gruppen das Phänomen von Konformität: Der Einzelne passt sich dem Verhalten der Gruppe an. Will man als Führungskraft ein bestimmtes Verhalten von seinen Mitarbeitern erreichen, ist es wichtig, diese gruppendynamischen Prozesse zu kennen und zu verstehen, wie sie funktionieren. Dann lässt sich auch das Konformitätsverhalten entsprechend beeinflussen.
Wie mächtige Netzwerke entstehen und funktionieren, welchen immensen Einfluss Experten haben und welchen Stellenwert ein maßvoller Umgang mit der Macht für die individuelle Karriere hat – auch das beschreibt der Autor.
Am Ende jedes Kapitels findet sich eine kurze und übersichtliche Zusammenfassung der wichtigsten Punkte. Das lädt zum Arbeiten mit dem Buch ein. Zwar gibt Neumann konkrete Tipps, wie Macht auszuüben ist, wie sie gesichert und ausgebaut werden kann, allerdings geht es dem Autor eben nicht um diese als Selbstzweck. Immer wieder appelliert er an den Leser, ihren Einfluss nicht zu missbrauchen, sondern fair anzuwenden. Das macht die Tonalität dieses Buches angenehm. Die Macht der Macht ist ein spannender und niveauvoller Ratgeber nicht nur für Führungskräfte mit jeder Menge wertvoller Hinweise.