Jobfrust Warum montags alles noch schlimmer ist

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Wie man dem Montagsblues entkommt

Um dem Ganzen zu entfliehen, braucht es eine Änderung der Einstellung, wie die Psychologin erklärt. „Unser Gehirn hat die Tendenz, sich auf Probleme zu konzentrieren.“ Wir nehmen Negatives stärker wahr als Positives, weil uns das in sehr früher Vorzeit das Leben gerettet hat.

Heute laufen wir zwar keine Gefahr, vom kaputten Drucker gefressen zu werden, weil wir uns von der Freude über die neue Kaffeemaschine ablenken lassen. Da unser Gehirn aber immer noch so funktioniert wie zu Säbelzahntigerzeiten, versaut uns der Drucker nachhaltig den Tag. Deshalb müssen wir uns laut Bürgel aktiv auf Positives konzentrieren. Ergebnisse aus der Hirnforschung belegen außerdem, dass positive Gedanken eine Stresssituation entschärfen können.

Denken Sie positiv!

Wem im Stau sowohl Hut als auch Blutdruck hoch gehen, kann sich mit den schönen Urlaubserinnerungen selbst wieder abkühlen. Auf die gleiche Weise lässt sich der Montagsblues in den Griff bekommen. Nämlich, indem man sich nicht schon sonntags ausmalt, wie schrecklich alles wird, sondern an die Dinge denkt, die gut werden beziehungsweise Freude machen.

Der Lieblingskollege kommt aus dem Abenteuerurlaub zurück? Das ist doch mehr wert, als der vermutlich immer noch kaputte Aufzug zur Büroetage. Freuen Sie sich lieber auf das kleine Fitnessprogramm beim Treppe steigen. Außerdem solle man sich selbst fragen, was einem am eigenen Job  gefällt. „Auch wenn mehr als zwei Drittel der Deutschen sagen, sie haben keinen Lieblingsjob, gibt es an jedem Job etwas Attraktives“, ist Bürgel überzeugt. „Finden Sie so viele angenehme Seiten an dem, was Sie tun, dass Sie sagen können „Ich will heute arbeiten gehen“.“

Wann es Zeit für einen Jobwechsel ist
FrustWenn Sie gar keine Freude mehr an dem haben, was Sie tun, wenn Sie schon morgens mit Bauchschmerzen aufstehen und die positivste Stimmung, zu der Sie an der Arbeit fähig sind, eine genervte Grundhaltung ist, sollten Sie darüber nachdenken, ob Sie dauerhaft so weitermachen wollen. Die Düsseldorfer Outplacement-Beraterin Heike Cohausz rät in einem solchen Fall: "Stellen Sie sich zunächst folgende Fragen: Was genau hat meinen Frust ausgelöst? Wieso möchte ich nicht mehr mit meinem Chef arbeiten? Welche konkreten Situationen haben dazu geführt, dass ich gehen will?" Können Sie die Faktoren, die Ihren Frust auslösen, nicht verändern oder beeinflussen, sollten Sie ernsthaft über einen Jobwechsel nachdenken. Quelle: Fotolia
Zu wenig GehaltIhre Arbeit sollte Ihrem Chef mehr Geld wert sein? Dann sollte Sie natürlich der erste Weg zu Ihrem Vorgesetzten führen. Wenn Ihr Unternehmen wegen seiner wirtschaftlichen Lage aber nicht mehr zahlen kann, gibt es zwei Möglichkeiten: das Ganze so hinnehmen oder gehen. Gerade für Arbeitnehmer, die bereits öfter bei Lohnerhöhungen übergangen worden sind, wäre letzteres der richtige Weg. Laut einer Studie von TNS Infratest zusammen mit der Personalberatung Cribb ist gerade für Männer die Unzufriedenheit mit ihrem aktuellen Gehalt ein Wechselgrund. Von einem Jobwechsel versprechen sich laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der Online-Stellenbörse Jobware rund 30 Prozent der Befragten ein höheres Einkommen - und das kriegen Sie in der Regel auch. So bestätigt eine Umfrage des Personaldienstleisters Experis unter 1049 Arbeitnehmern, dass 56 Prozent der Befragten mit dem neuen Arbeitsplatz auch mehr Gehalt bekommen. Marcus Schmidt, Geschäftsführer der Personalberatung Hanover Matrix, sagt: "Steigerungen um zehn Prozent liegen dabei im Normbereich." Quelle: Fotolia
Gestiegene AnforderungenImmer mehr, immer schneller: Sie müssen immer mehr Arbeit bestenfalls in der gleichen, am liebsten aber in der Hälfte der Zeit, erledigen? Kollegen, die in den Ruhestand gehen oder kündigen werden nicht ersetzt, sondern die Arbeit bleibt an den übrigen Mitarbeitern hängen? Wenn es sich nicht nur um kurze Stressphasen - beispielsweise wegen Urlaubs- oder Krankheitsvertretungen - handelt, sind stetig steigende Anforderungen ohne entsprechende (pekuniäre) Würdigung für 17 Prozent ein Grund für eine Kündigung. Wenn Sie dem wachsenden Arbeitsberg nicht mehr Herr werden und auch keine Besserung in Sicht ist, wäre ein Jobwechsel eine Option.(Quelle: Umfrage des Personaldienstleisters Kelly Services unter 2200 Beschäftigten) Quelle: Fotolia
LangeweileDoch auch das Gegenteil gibt es häufig: Die Aufgaben, die Sie zu erledigen haben, sind überschaubar - und vor allem monoton. Sie langweilen sich nine to five. Bei einer Umfrage des Personaldienstleisters Robert Half unter mehr als 2400 Fachkräften sagte beispielsweise jeder zweite deutsche Arbeitnehmer, dass er für die Chance auf mehr Abwechslung sofort bei einem neuen Arbeitgeber anheuern würde. Und ein Jobwechsel kann dann tatsächlich etwas bewirken. Die Experis-Umfrage unter 1049 Jobwechslern zeigt, dass 46 Prozent derer, die den Schritt gewagt und gekündigt haben, ihre Tätigkeit nun für vielfältiger halten. Ein Viertel der Studienteilnehmer bemerkte, dass sich das sehr positiv auf die eigene Motivation auswirkte. Quelle: dpa
Wichtigstes Kriterium bei der Wahl eines neuen Arbeitgebers: Der Standort Quelle: AP
Zeit für die FamilieOb wegen Pendelei, Arbeitsberg oder Überstunden - manchmal fehlt einfach die nötige Zeit für Freunde, Familie und Privatleben. In diesem Fall müssen Sie sich die Frage stellen, ob Ihnen Ihr Job das Wert ist. "Jede Lebenssituation ist anders und auch die Ziele können im Lauf der Zeit variieren", sagt Beraterin Cohausz. Wenn es für den Berufseinsteiger noch völlig in Ordnung war, 60 Stunden die Woche zu arbeiten und durch die Welt zu jetten, ist dieses Modell für junge Eltern gänzlich ungeeignet. Auch für den älteren Arbeitnehmer wäre ein anderes Arbeitsmodell eventuell sinnvoll, auch wenn das alte Jahre lang gut funktioniert hat. "Ein Seiten- oder Rückschritt kann für eine ruhigere Phase im Leben, etwa um mehr Zeit mit den Kindern verbringen zu können, sinnvoll und wichtig sein", sagt Cohausz. Auch ein Funktions- oder Branchenwechsel können sinnvoll sein. Fragen Sie sich: Wo möchte ich in zehn Jahren stehen? Bringt mich der Schritt dorthin? Ist mir Führungsverantwortung wirklich wichtig? Quelle: Fotolia
KarrierechancenFür viele soll es allerdings nicht seit- oder rückwärts, sondern nach vorne gehen. Aber viele können in ihrem Unternehmen maximal 67 werden, mehr geben die Perspektiven nicht her. Wer mehr von seinem Berufsleben möchte, muss sich in diesem Fall nach einem neuen Job umsehen. Tiemo Kracht, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Kienbaum empfiehlt unzufriedenen Arbeitnehmern zu überprüfen, ob die Unternehmens- und Ertragsentwicklung eine tragfähige Basis für eine weitere Karriere bietet. "Wenn die nächste Führungsebene, für die Sie sich vorbereitet haben, mit einem Kandidaten besetzt wird, der jünger, im gleichen Alter oder geringfügig älter ist, kann der nächste Karriereschritt auf Jahre versperrt sein ", sagt er. Quelle: Fotolia

Sie rät außerdem dazu, ein Montagmorgenritual einzuführen, auf dass man sich schon sonntags freuen kann. „Oft springen wir montags auf den letzten Drücker aus dem Bett und dann müssen wir hetzen.“ Stattdessen solle man sich eine ausgiebige Dusche oder ein genussvolles Frühstück gönnen. Eben etwas, was die Laune hebt. Sich im Treppenhaus fertig anzuziehen und sich im Bus den Kaffee to go über das halb gebügelte Hemd zu schütten, bewirkt eher das Gegenteil.

"Jeder Mensch braucht ab und an kleine Motivationsschübe, um nach einem entspannten Wochenende wieder in den Arbeitsrhythmus reinzukommen - jedoch fällt das den Menschen einfacher, die die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit sehen und sich mit dem Unternehmen und der Tätigkeit identifizieren können.", sagt auch Herwarth Brune, Vorsitzender der Geschäftsführung der ManpowerGroup Deutschland.

Dabei müssen wir uns allerdings immer neue Anreize suchen, wie Bürgel erklärt. „Das Dopamin flacht ab, wenn wir immer das Gleiche sehen. Unser Gehirn braucht ständig neue Impulse.“ Deshalb wird auch der Top-Job bei Google im traumhaften Team mit super Bezahlung nach einiger Zeit öde. Wer jeden Montag das gleiche opulente Frühstück auf den Tisch stellt, der wird sich schon nach wenigen Wochen genauso wenig darauf freuen, wie auf den Arbeitstag an sich.

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