Jobs im Mittelstand Was kleine Arbeitgeber besser können als die Großen

Das Arbeiten in kleinen Unternehmen, wie bei diesem Start-up aus Paderborn, kann entscheidende Vorteile haben, die gerade jungen Berufseinsteigern nicht klar sind. Quelle: dpa

Das Geld suchen Berufseinsteiger in Konzernen, eine gute Arbeitsatmosphäre bei mittleren Betrieben, das zeigt eine exklusive Auswertung der Beratungsgesellschaft Universum. Was tun, um dieses Missverständnis zu beheben?

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Während Henkel, Daimler und Google jedes Jahr mit Zehntausenden Bewerbungen geflutet werden, haben viele Mittelständler Nachwuchssorgen. Sie können nicht mit bekannten Produkten oder einem für den Lebenslauf prestigeträchtigen Namen wuchern. Und doch haben sie so viel Potenzial, wie eine Erhebung der Employer-Branding-Beratung Universum offenbart. „Unsere Daten zeigen, dass Studenten den Mittelstand oftmals unterschätzen“, resümiert Tina Smetana, die das Deutschlandgeschäft der Beratungsgesellschaft verantwortet. „Die Befragten schreiben einige Attribute eher Konzernen zu, obwohl einige von diesen vermutlich genauso auf Mittelständler zutreffen.“ Von den 22.626 an der Umfrage teilnehmenden Studenten gaben 9600 an, lieber für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zu arbeiten, 13.026 favorisierten Konzerne.

Je älter die Befragten waren, desto eher konnten sie sich auch für KMU begeistern. „Zu Beginn des Studiums denken viele noch groß: Wenn ich fertig bin, gehe ich für BMW nach China“, erklärt Smetana das Ergebnis. Im Verlauf der Studentenzeit aber kehre Realismus ein und die zukünftigen Berufseinsteiger lernten über Jobmessen oder gezielte Social Media-Ansprache neue Arbeitgeber kennen. Der Haken - nur wenige Mittelständler nutzen diese Kanäle. Eine Untersuchung von KfW Research aus dem vergangenen Jahr ergab, dass gerade mal vier von zehn befragten KMU soziale Medien für die Bewerberansprache nutzten.  

Doch nicht nur deshalb gibt es Luft nach oben. Die Befragung der Studenten zeigte zwar, dass ein wettbewerbsfähiges Grundgehalt einem Großteil der Befragten wichtig ist - egal, ob sie lieber für Konzerne oder KMU arbeiten wollen. Insgesamt zeigen sich die Konzerninteressenten aber deutlich karriereorientierter. 55 Prozent streben zukünftig ein hohes Gehalt an. Diese Aussicht ist nur 39 Prozent der KMU-Liebhaber wichtig. Ähnlich sieht es aus, wenn es gilt, Führungsverantwortung  zu übernehmen.



 

„Viele Studenten übersehen anscheinend, dass die Aufstiegsmöglichkeiten bei Mittelständlern viel größer sein können als in Konzernen“, sagt Tina Smetana von Universum. Flache Hierarchien und die kleinere Mannschaft führen häufig dazu, dass Einsteiger schnell mehr Verantwortung übernehmen. Das wiederum führe zu mehr Gehalt. „Im Konzern mehr Lohn zu verhandeln, ist wegen der Unternehmensstrukturen, der Gehaltsspannen oder der Kollektivverträge oft gar nicht so einfach.“ Die Expertin empfiehlt deshalb den Mittelständlern, diese Vorteile noch stärker herauszustellen, um auch potenzielle Mitarbeiter zu begeistern, die erst mal an eine Konzernkarriere denken. Bei bestimmten sehr gefragten Berufsgruppen könne es sogar ein Vorteil sein, das Gehalt von Beginn an zu kommunizieren.



Aber: „Versprechen Sie niemals, was Sie nicht halten können. Nichts ist schlimmer als enttäuschte Bewerber“, betont Smetana. Ein Problem sieht die Expertin darin, dass die karriereorientierten Studenten eher Richtung Konzern tendieren, nicht. Denn die Auswertung zeigt: Die Studenten mit den wirklich guten Noten sind in ihren Präferenzen zwischen Konzern und KMU recht ausgewogen verteilt. Vielmehr sieht Tina Smetana sogar einen versteckten Vorteil für die KMU.



„Die Studenten, die sich Richtung KMU orientieren, legen besonderen Wert auf ethische Standards, Geschlechtergerechtigkeit, Sinnhaftigkeit“, sagt Smetana. „Das macht Hoffnung, weil das wichtige Zukunftsthemen sind.“



© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%