




Wer Bäckereifachverkäuferin gelernt hat, wird nicht so ohne Weiteres Herzchirurgin, aber ein Netzwerktechniker kann locker umsatteln zum Elektromonteur - oder umgekehrt. Vielfach bezahlen Arbeitsagenturen Menschen, die ihren Job verloren haben, solche Umschulungen.
Doch was in klassischen Ausbildungsberufen kein oder nur ein geringes Problem ist, ist für deutsche Akademiker offenbar undenkbar: Mehr als 40 Prozent der deutschen Fach- und Führungskräfte sind davon überzeugt, dass ihre Hochschulbildung nur einen Berufsweg zulässt. Wer Jura studiert, wird Anwalt und nicht Unternehmensberater. Punkt.
Nur knapp 18 Prozent gehen davon aus, dass es noch viel mehr Berufe gibt, die für sie in Frage kommen. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Online-Businessnetzwerks LinkedIn.
Worauf die Deutschen bei einem neuen Job Wert legen
97 Prozent der 2014 von forsa befragten 2.001 Bundesbürger sagten, dass sie bei einem neuen Job sehr viel Wert auf angenehme Kollegen legen.
Nur knapp dahinter folgt der sichere Arbeitsplatz, den 96 Prozent als sehr wichtig erachten.
95 Prozent wünschen sich Respekt und Anerkennung durch die Vorgesetzten.
Ein gutes Gehalt ist 93 Prozent wichtig beziehungsweise sehr wichtig.
90 Prozent wünschen sich von der neuen Stelle, dass sie abwechslungsreiche Tätigkeiten mit sich bringt.
Für 89 Prozent ist es wichtig bis sehr wichtig, dass der neue Job unbefristet ist.
88 Prozent der Befragten sagten, dass ihnen die Moralvorstellungen und das Leitbild des Unternehmens wichtig sind. Ebenfalls 88 Prozent legen sehr großen Wert darauf, dass sie Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten im neuen Unternehmen haben.
Flexible Arbeitszeiten wünschen sich 70 Prozent im neuen Job.
Wichtig beziehungsweise sehr wichtig finden 65 Prozent Mehrwertleistungen des Unternehmens wie beispielsweise eine Betriebsrente, Mitarbeiterrabatte oder einen Dienstwagen.
64 Prozent wünschen sich, im neuen Unternehmen für besonders gute Leistungen auch Bonuszahlungen zu bekommen.
59 Prozent wünschen sich im neuen Job Führungsverantwortung zu übernehmen, zumindest aber, Projektleiter zu werden.
Demnach hatten 48,4 Prozent der befragten Akademiker ihren Berufsweg schon fest geplant, bevor sie überhaupt einen Fuß in die Universität gesetzt haben. Mit dem wenig überraschenden Resultat, dass 24,4 Prozent eigentlich erst in der Praxis klar wurde, was der angestrebte Job von ihnen überhaupt verlangt.
23,9 Prozent der Befragten gaben an, eher zufällig in ihre Branche oder Position gestolpert zu sein.
Worauf Sie beim Neustart in der Lebensmitte achten sollten
Quälen Sie sich zur Arbeit? Halten Sie Ihre Fähigkeiten für unerkannt? Heißt Ihr Fazit „mehr Frust als Lust“? Dann denken Sie über Veränderungen nach.
Stellen Sie Ihr Können auf den Prüfstand: Welche Kompetenzen habe ich zu bieten? Wie kann ich sie einsetzen?
Ihr Ziel soll Ihr Leben verbessern, realistisch erreichbar sein und Ihnen auch in fünf Jahren noch Freude machen.
Formulieren Sie einen Zeitplan, berücksichtigen Sie Widerstände. Meiden Sie Miesmacher, suchen Sie konstruktive Kritiker. Und legen Sie los.
Trotzdem bleiben die Befragten in ihrem Beruf. "In Studium und Job erworbene Fähigkeiten können durchaus für einen ganz anderen Fachbereich nützlich sein. Ein guter Überblick über alternative Wege ist wichtig, denn nicht jeder einmal eingeschlagene Pfad führt zum beruflichen Glück", kommentiert Till Kaestner, Geschäftsleiter von LinkedIn in Deutschland, Österreich und der Schweiz. "Weder Scheuklappen noch bloßer Zufall sollten dabei den Ausschlag geben."
Wer sich doch traut, quer in eine neue Branche einzusteigen, tut dies vor allem, um sich mit eigenem Wissen, Fähigkeiten oder der Persönlichkeit stärker einbringen zu können (28,9 Prozent). 24 Prozent reizt dagegen schlicht das Geld, dass es im neuen Job gibt. Die Work-Life-Balance ist für 19,1 Prozent entscheidend.
Am risikofreudigsten sind übrigens Fachkräfte, die ihren Weg in den Vertrieb gefunden haben. Von ihnen gaben 40 Prozent an, etwas ganz Neues ausprobiert zu haben. Bei Juristen folgen hingegen 60 Prozent nach wie vor der einmal eingeschlagenen Karriere.
Doch eine stark spezialisierte Ausbildung führt nicht zwingend zu weniger Flexibilität: Unter Ingenieuren und Entwicklern haben schon mehr als 43 Prozent einen anderen, ähnlichen Job ausprobiert und immerhin 17,6 Prozent haben ihr Berufsfeld ganz gewechselt.