Jobwechsel Akademiker scheuen den Quereinstieg

Vom IT-Spezialisten zum Personalberater zum Helfer in der Altenpflege? Für deutsche Fach- und Führungskräfte undenkbar. Wer das eine studiert hat, kann auch nur das eine werden. Oder?

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Die Berufe mit den höchsten und niedrigsten Stressgraden
Platz 5:Höchste Stressbelastung: KochNiedrigste Stressbelastung: Sozialarbeiter* Die Stressbelastung von Berufen basiert auf 15 verschiedenen, stressfördernden Faktoren, wie z.B. Termindruck, Wettbewerbsintensität, körperliche sowie emotionale Belastung. Die Summe der Faktoren bestimmt das Ranking. Je schädlicher der Stress eingestuft wurde, desto höher wurde er dabei gewichtet. Quelle: dpa
Platz 4:Höchste Stressbelastung: JournalistNiedrigste Stressbelastung: Sekretär Quelle: dpa
Platz 3:Höchste Stressbelastung: PilotNiedrigste Stressbelastung: Übersetzer Quelle: dpa/dpaweb
Platz 2:Höchste Stressbelastung: FacharztNiedrigste Stressbelastung: Bibliothekar Quelle: dpa
Platz 1:Höchste Stressbelastung: BohrhelferNiedrigste Stressbelastung: Rezeptionistin Quelle: AP

Wer Bäckereifachverkäuferin gelernt hat, wird nicht so ohne Weiteres Herzchirurgin, aber ein Netzwerktechniker kann locker umsatteln zum Elektromonteur - oder umgekehrt. Vielfach bezahlen Arbeitsagenturen Menschen, die ihren Job verloren haben, solche Umschulungen.

Doch was in klassischen Ausbildungsberufen kein oder nur ein geringes Problem ist, ist für deutsche Akademiker offenbar undenkbar: Mehr als 40 Prozent der deutschen Fach- und Führungskräfte sind davon überzeugt, dass ihre Hochschulbildung nur einen Berufsweg zulässt. Wer Jura studiert, wird Anwalt und nicht Unternehmensberater. Punkt.

Nur knapp 18 Prozent gehen davon aus, dass es noch viel mehr Berufe gibt, die für sie in Frage kommen. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Online-Businessnetzwerks LinkedIn.

Worauf die Deutschen bei einem neuen Job Wert legen

Demnach hatten 48,4 Prozent der befragten Akademiker ihren Berufsweg schon fest geplant, bevor sie überhaupt einen Fuß in die Universität gesetzt haben. Mit dem wenig überraschenden Resultat, dass 24,4 Prozent eigentlich erst in der Praxis klar wurde, was der angestrebte Job von ihnen überhaupt verlangt.

23,9 Prozent der Befragten gaben an, eher zufällig in ihre Branche oder Position gestolpert zu sein.

Worauf Sie beim Neustart in der Lebensmitte achten sollten

Trotzdem bleiben die Befragten in ihrem Beruf. "In Studium und Job erworbene Fähigkeiten können durchaus für einen ganz anderen Fachbereich nützlich sein. Ein guter Überblick über alternative Wege ist wichtig, denn nicht jeder einmal eingeschlagene Pfad führt zum beruflichen Glück", kommentiert Till Kaestner, Geschäftsleiter von LinkedIn in Deutschland, Österreich und der Schweiz. "Weder Scheuklappen noch bloßer Zufall sollten dabei den Ausschlag geben."

Wer sich doch traut, quer in eine neue Branche einzusteigen, tut dies vor allem, um sich mit eigenem Wissen, Fähigkeiten oder der Persönlichkeit stärker einbringen zu können (28,9 Prozent). 24 Prozent reizt dagegen schlicht das Geld, dass es im neuen Job gibt. Die Work-Life-Balance ist für 19,1 Prozent entscheidend.

Am risikofreudigsten sind übrigens Fachkräfte, die ihren Weg in den Vertrieb gefunden haben. Von ihnen gaben 40 Prozent an, etwas ganz Neues ausprobiert zu haben. Bei Juristen folgen hingegen 60 Prozent nach wie vor der einmal eingeschlagenen Karriere.

Doch eine stark spezialisierte Ausbildung führt nicht zwingend zu weniger Flexibilität: Unter Ingenieuren und Entwicklern haben schon mehr als 43 Prozent einen anderen, ähnlichen Job ausprobiert und immerhin 17,6 Prozent haben ihr Berufsfeld ganz gewechselt.

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