Jobwechsel Gute und schlechte Gründe für einen Abschied

In regelmäßigen Abständen stehen Angestellte vor dem Dilemma: bleiben oder gehen? Eine Entscheidungshilfe für den Jobwechsel.

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Warum die Deutschen den Job wechseln
Gehaltserhöhung, Jobwechsel Quelle: Fotolia
Die Aussicht auf bessere Karrierechancen ist für 55 Prozent ein Grund, den aktuellen Arbeitsplatz gegen einen neuen einzutauschen. Quelle: Fotolia
Auch der Background der beruflichen Situation sollte stimmen: Etwas mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer geben an, den Job zu wechseln, wenn sie einen Arbeitsplatz finden, der besser zu ihrem Bildungshintergrund passt. Quelle: Fotolia
Beförderung, Jobwechsel Quelle: Fotolia
Als einen weiteren Grund für einen notwendigen Aufbruch wird auch eine mangelnde Unternehmens-„Vision“ angeführt. Wenn das Management zu wichtigen Fragen keine Stellung nimmt, die Produktpalette nicht mehr zeitgemäß ist oder die Wettbewerber deutlich bessere Leistungen anbieten wechseln viele den Arbeitgeber. Quelle: Fotolia
Wenn die Freizeit auf Grund von Überstunden und zu hoher Arbeitsbelastung zu kurz kommt, werfen ebenfalls viele das Handtuch. Quelle: Fotolia
Intrigen von Kollegen wirken sich auf die Gesundheit aus und somit ist ein Jobwechsel für die Meisten die beste Entscheidung, wenn sich an diesem Umstand nichts ändert. Quelle: Fotolia

Alle vier Jahre – so oft wechseln Fachkräfte im Durchschnitt ihren Job und Arbeitgeber. Das gilt für Fachkräfte aus betriebswirtschaftlichen Berufen, der IT, dem Ingenieur- und Gesundheitswesen sowie der Forschung und Entwicklung – und es sind mehr Jobwechsel als im Bundesdurchschnitt aller Arbeitnehmer, wonach in Deutschland jeder zweite Arbeitnehmer frühestens nach zehn Jahren den Arbeitgeber wechselt.

Zunehmend mehr Biografien gleichen dabei einem Mosaik. Die Verbundenheit mit dem Arbeitgeber spielt bei der Wechselbereitschaft erwartungsgemäß die größte Rolle. Überraschender aber ist: Das zweite Jahr ist offenbar das kritischste. Danach verlässt nahezu jede dritte Fachkraft (30 Prozent) seinen Arbeitgeber wieder. Knapp jeder Vierte plant, den Job nach zwei bis fünf Jahren zu wechseln. Und rund 15 Prozent springen schon nach weniger als einem Jahr wieder von Bord.

Hier und da können die Zahlen natürlich variieren. Solche Umfragen sind ja nur Momentaufnahmen. Die Ergebnisse aber bedeuten: Wir stehen in regelmäßigen Abständen vor dem Dilemma: bleiben oder gehen?

Cover von Warum ich losging, um Milch zu kaufen, und mit einem Fahrrad nach Hause kam Quelle: PR

Klar, es gibt dabei ziemlich eindeutige Faktoren, die einem die Entscheidung abnehmen können: Akutes Mobbing etwa oder eine chronische Unverträglichkeit gegen den eigenen Chef können dafür sorgen, dass man nur allzu schnell das Weite sucht. Zu Recht übrigens.

Allerdings ist es nicht immer so offensichtlich und einfach. Viel häufiger ist da nur dieses dumpfe Gefühl, das sich nicht so recht definieren oder greifen lässt. Direkt bei der ersten Unzufriedenheit zu kündigen – das erscheint den meisten dann aber doch zu überhastet und impulsiv. Auch zu Recht. Denn wer gedanklich mit einem Jobwechsel liebäugelt, sollte seine eigene Motivation und die Gründe hinter diesem Vorhaben genau analysieren.

Hierbei gibt es sowohl gute als auch schlechte Gründe, über die man sich im Klaren sein sollte. Die Kündigung ist im Zweifelsfall schnell verfasst und eingereicht, doch sind die damit verbundenen Konsequenzen leider oft viel weitreichender und vor allem langfristiger als manch schlechte Laune nach einer anstrengenden Woche im Job. Daher und gedacht als Entscheidungshilfe...

Info-Kasten

Gute Gründe für einen Jobwechsel:

Gesundheit: Frei nach Arthur Schopenhauer: „Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.“ Wenn ein Job krank macht – egal, ob durch die Atmosphäre, den Stress oder die Kollegen –, sollte man die Notbremse ziehen und sich auf seine Gesundheit konzentrieren.

Unterforderung: Nicht jede Aufgabe im Job kann eine Herausforderung sein, doch sollte Langeweile auch kein Dauerzustand sein. Jeder Job braucht Herausforderungen, an denen man wachsen kann.

Perspektiven: Wir streben nach Entwicklung, wollen etwas erreichen und Ziele verwirklichen. Ist dies beim aktuellen Arbeitgeber nicht möglich, weil nahezu keine Beförderungen oder Fortschritte absehbar sind, geht schnell jeglicher Anreiz verloren – den ein anderes Unternehmen möglicherweise bieten kann.

Aus diesen Gründen sollten Sie nicht den Job wechseln

Schlechte Gründe für einen Jobwechsel:

Akuter Frust: Jeder kann mal einen schlechten Tag haben, von der Arbeit genervt sein und keinen Bock auf gar nichts haben. Diese Phasen können sogar länger dauern. Doch sollte man nie aus der Wut heraus dem Chef vorschnell die Kündigung auf den Schreibtisch donnern – schon gar nicht, wenn diese mit deftigen Worten garniert wird. Dabei zerstört man leicht Brücken, über die man vielleicht noch mal gehen muss (und sei es nur für ein gutes Zeugnis).

Diese Fehler brechen Bewerbern das Genick
Ein Mann mit Fragezeichen über dem Kopf Quelle: Fotolia
Eine Kündigung liegt in einem Büro auf einem Kalender Quelle: dpa
Ein Mann hält einen Lebenslauf in der Hand Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Ein unbefristeter Arbeitsvertrag Quelle: dpa
Frau zählt Geldscheine, die sie in der Hand hält Quelle: Fotolia
brennender 20 Euro-Schein Quelle: Fotolia
Frau macht ein nachdenkliches Gesicht Quelle: Fotolia

Negatives Feedback: Die Standpauke vom Chef, das sogenannte Come-to-Jesus-Meeting, hört sich niemand gerne an. Kritik ist immer unangenehm, besonders wenn sie zutrifft oder sich an etwas richtet, das einem wichtig ist. Doch Kritik ist kein Kündigungsgrund, sondern sollte sportlich genommen werden. Auch wenn sie im Kleid eines Ausrufungszeichens daherkommt, ist sie ein Doppelpunkt: Danach geht es weiter – vorzugsweise besser. Anders sieht es nur aus, wenn der Chef immer grundlos meckert, persönlich wird oder tagtäglich kein einziges gutes Haar an seinen Mitarbeitern lässt. Das wäre dann wieder ein veritabler Grund zum Abschied.

Grobe Fehler: Einige Patzer im Job sind wirklich schwerwiegend. Der Arbeitgeber verliert eventuell einen wichtigen Kunden, und es war sogar die eigene Schuld. Vor Scham möchte man im Boden versinken und sich auf und davon machen. Besser nicht! Es zeugt von mehr Größe, die Verantwortung zu übernehmen, daraus zu lernen und dafür zu sorgen, den Fehler nie wieder und wiedergutzumachen.

Checkliste für die Kündigungsfrist

Gleichwohl sind die schlechten Gründe kein Appell, sich mit der aktuellen Situation einfach abzufinden. Unzufriedenheit im Job sollten wir vielmehr als Signal oder Symptom erkennen, die Lage reflektieren und uns fragen:

- Wie lange besteht das Problem schon?
- Glaube ich, dass es ein vorübergehender Zustand ist?
- Haben meine Kollegen ähnliche Beschwerden?
- Kann ich mit meinem Chef darüber sprechen?
- Habe ich eine berufliche Alternative?

Wer hier ehrlich mit sich selbst ins Gericht geht – aber auch dem Arbeitgeber und der Situation gegenüber fair bleibt – erkennt meist schnell, ob der Wunsch nach einem Jobwechsel nur temporärer Unzufriedenheit entspringt oder ob wirklich eine berufliche Veränderung notwendig ist.

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