Alle vier Jahre – so oft wechseln Fachkräfte im Durchschnitt ihren Job und Arbeitgeber. Das gilt für Fachkräfte aus betriebswirtschaftlichen Berufen, der IT, dem Ingenieur- und Gesundheitswesen sowie der Forschung und Entwicklung – und es sind mehr Jobwechsel als im Bundesdurchschnitt aller Arbeitnehmer, wonach in Deutschland jeder zweite Arbeitnehmer frühestens nach zehn Jahren den Arbeitgeber wechselt.
Zunehmend mehr Biografien gleichen dabei einem Mosaik. Die Verbundenheit mit dem Arbeitgeber spielt bei der Wechselbereitschaft erwartungsgemäß die größte Rolle. Überraschender aber ist: Das zweite Jahr ist offenbar das kritischste. Danach verlässt nahezu jede dritte Fachkraft (30 Prozent) seinen Arbeitgeber wieder. Knapp jeder Vierte plant, den Job nach zwei bis fünf Jahren zu wechseln. Und rund 15 Prozent springen schon nach weniger als einem Jahr wieder von Bord.
Hier und da können die Zahlen natürlich variieren. Solche Umfragen sind ja nur Momentaufnahmen. Die Ergebnisse aber bedeuten: Wir stehen in regelmäßigen Abständen vor dem Dilemma: bleiben oder gehen?
Klar, es gibt dabei ziemlich eindeutige Faktoren, die einem die Entscheidung abnehmen können: Akutes Mobbing etwa oder eine chronische Unverträglichkeit gegen den eigenen Chef können dafür sorgen, dass man nur allzu schnell das Weite sucht. Zu Recht übrigens.
Allerdings ist es nicht immer so offensichtlich und einfach. Viel häufiger ist da nur dieses dumpfe Gefühl, das sich nicht so recht definieren oder greifen lässt. Direkt bei der ersten Unzufriedenheit zu kündigen – das erscheint den meisten dann aber doch zu überhastet und impulsiv. Auch zu Recht. Denn wer gedanklich mit einem Jobwechsel liebäugelt, sollte seine eigene Motivation und die Gründe hinter diesem Vorhaben genau analysieren.
Hierbei gibt es sowohl gute als auch schlechte Gründe, über die man sich im Klaren sein sollte. Die Kündigung ist im Zweifelsfall schnell verfasst und eingereicht, doch sind die damit verbundenen Konsequenzen leider oft viel weitreichender und vor allem langfristiger als manch schlechte Laune nach einer anstrengenden Woche im Job. Daher und gedacht als Entscheidungshilfe...
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Man mag es kaum glauben, da Wut mit Rationalität eigentlich rein gar nichts zu tun hat. Doch Wissenschaftler um Maia Young von der Anderson School of Management in Kalifornien fanden heraus: Wer sich ärgert und sich richtig aufregt, bis das Blut kocht, trifft im Anschluss rationalere Entscheidungen.
Das dazugehörige Experiment ist zugegeben etwas gemein: Die ausgewählten Testteilnehmer sollten darüber diskutieren, ob eine Freisprechanlage das Autofahren beim Telefonieren sicherer mache. Zuvor wurden jedoch einige Kandidaten manipulativ auf die Palme gebracht. Als man die Diskutanten anschließend aufeinander losließ, hätte man ein einziges Hauen und Stechen erwarten können. Doch es kam anders.
Wer sich vorher aufgeregt und geärgert hatte, griff bereitwilliger zu den konträren Texten und differenzierten Argumenten und war auch eher bereit, seine bisherige Meinung zu hinterfragen oder gar zu ändern. Die Forscher glauben, dass es für das Nervenkostüm zwar durchaus eine Belastung darstellt, bis zur Weißglut getrieben zu werden. Der Ärger unterdrücke aber wiederum klassische Fehlfaktoren bei einer Entscheidung: Statt unbewusst nach Bestätigung der eigenen Ansicht zu suchen, sind wütende Menschen neuen Meinungen und Standpunkten gegenüber offener.
Falls Sie sich also gerade über den Job ärgern: Die Entscheidung – bleiben oder gehen – könnte dadurch nur durchdachter ausfallen.
Gute Gründe für einen Jobwechsel:
Gesundheit: Frei nach Arthur Schopenhauer: „Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.“ Wenn ein Job krank macht – egal, ob durch die Atmosphäre, den Stress oder die Kollegen –, sollte man die Notbremse ziehen und sich auf seine Gesundheit konzentrieren.
Unterforderung: Nicht jede Aufgabe im Job kann eine Herausforderung sein, doch sollte Langeweile auch kein Dauerzustand sein. Jeder Job braucht Herausforderungen, an denen man wachsen kann.
Perspektiven: Wir streben nach Entwicklung, wollen etwas erreichen und Ziele verwirklichen. Ist dies beim aktuellen Arbeitgeber nicht möglich, weil nahezu keine Beförderungen oder Fortschritte absehbar sind, geht schnell jeglicher Anreiz verloren – den ein anderes Unternehmen möglicherweise bieten kann.