Jobwechsel, Kritik, Schwangerschaft Wie sag ich's meinem Chef?

Dem Chef unangenehme Neuigkeiten mitzuteilen oder ihn auf Probleme aufmerksam zu machen, kostet  viele Mitarbeiter Überwindung. Vor allem wenn es um potenzielle Streitthemen geht. Eine Anleitung für schwierige Gespräche.

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Quelle: Getty Images

„Ich hab den neuen Job, juhu! Aber wie sag ich‘s meinem Chef?“ Eine Frage, vor der Arbeitnehmer immer wieder stehen – nicht nur beim Jobwechsel. Denn der Chef hat meist andere Interessen  als seine Mitarbeiter. Zum Bespiel wenn es um mehr Gehalt geht oder darum, weniger zu arbeiten. „Die Mitarbeiter haben Angst davor, dass der Chef anders reagiert, als sie es sich wünschen“, sagt Kommunikationstrainer Albert Thiele aus Düsseldorf. „Deshalb fällt es ihnen schwer über Reizthemen zu sprechen.“

Doch solche Gespräche müssen nicht zwangsläufig mit einem Streit oder einem schlechten Gefühl in der Magengegend enden. Welche Voraussetzungen für ein gelungenes Gespräch mit dem Chef gelten, weiß auch Diplom-Psychologin Felicitas von Elverfeldt, die seit 20 Jahren Führungskräfte coacht. „Eine Regel, die immer gilt: Bereite dich auf das Gespräch vor. Nicht nur inhaltlich, sondern auch psychologisch.“ Stellen Sie sich dazu folgende Fragen: Wie tickt mein Chef? Ist er emotional oder rational getrieben? Was sind seine Interessen und Ziele? Wie kommuniziert er am liebsten? Beim Mittagessen oder in formeller Atmosphäre? Was ist ihm besonders wichtig? Wie würden Sie sich als Chef  in einem solchen Gespräch fühlen? Gibt es eine Win-Win-Lösung in meiner Situation? Die Antworten auf diese Fragen müssen in Ihren Schlachtplan einfließen.

Zehn Karrieretipps, die Sie 2015 weiterbringen
Setzen Sie sich realistische ZieleDie Personalberatung Page Personnel rät Arbeitnehmern, die Tage zwischen den Jahren für eine sachliche Bestandsaufnahme zu nutzen: Was haben Sie in den vergangenen Jahren erreicht? Wo möchten Sie sich hin entwickeln? Und wie viele Schritte können Sie 2015 realistisch schaffen auf dem Weg zu Ihrer Wunschposition? Überlassen Sie Ihre Karriere nicht dem Zufall, sondern setzen Sie sich klare Ziele für 2015. Notieren Sie, was Ihnen im Berufsleben wichtig ist. So haben Sie den Blick auf das Wesentliche gerichtet und lassen sich nicht aus der Spur bringen. Quelle: Fotolia
Suchen Sie sich neue PerspektivenManchmal ist die Zeit reif für einen Jobwechsel. Nutzen Sie die Chance, um in alle Richtungen zu denken. Wollen Sie in Ihrem jetzigen Arbeitsfeld bleiben? Möchten Sie vielleicht in einer anderen Branche arbeiten? Oder gar ins Ausland gehen? Überlegen Sie, auf welche Branche sich Ihre Kompetenzen und Erfahrungen übertragen lassen. In ähnlichen Marktsegmenten stehen Ihre Chancen gut, eine neue Herausforderung zu finden. Oder vielleicht reizt Sie der Wechsel von Kunden auf Lieferantenseite? Egal wie Ihr Weg aussieht, jede Karriere hat ihr eigenes Profil. Quelle: Fotolia
Bringen Sie Ihren Lebenslauf auf VordermannBevor Sie sich jedoch irgendwo bewerben, bringen Sie erst einmal Ihren Lebenslauf auf den neuesten Stand: Was haben Sie geleistet, was waren Ihre größten Erfolge, was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Da die Jobsuche - wie alles andere auch - zunehmend mobiler wird, sollten auch die Lebensläufe auf die Smartphone-Bewerbung umgestellt werden. Was früher im Anschreiben erklärt wurde, geht verkürzt in den Lebenslauf über. Bewerber sollten unter den einzelnen Karrierestationen beschreiben, was sie dort gemacht haben und Erfolge hervorheben. Wichtig ist, dass der Lebenslauf dabei nicht ausartet – die Punkte sollten kurz, klar und übersichtlich aufgeführt werden. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Suchen Sie sich einen MentorViele Firmen bieten heute bereits Mentorenprogramme für Berufseinsteiger an. Aber auch auf dem weiteren beruflichen Weg ist es wertvoll, einen Karrierecoach im Unternehmen zu haben. Gehen Sie aktiv auf Ihren Wunschmentor zu, zum Beispiel mit konkreten Handlungsvorschlägen. Viele Manager nehmen solche Kontaktangebote dankbar an, um ihre Verbindung zur Belegschaft zu stärken. Überlegen Sie, wie Ihr Mentor von Ihnen profitieren kann und was Sie ihm anbieten können. Im Gegenzug wird er Sie bei Ihrer Karriereplanung unterstützen. Quelle: dpa Picture-Alliance
Bilden Sie sich weiterIn der heutigen Arbeitswelt ist kontinuierliches Lernen Pflicht. Hier gilt der Grundsatz: Wer rastet, der rostet. Selbst erfahrene Fach- und Führungskräfte bilden sich permanent weiter. Dabei kann eine richtig ausgewählte Weiterbildung den nächsten Schritt auf der Karriereleiter bedeuten: Sie signalisiert dem Arbeitgeber Leistungsbereitschaft und Erfolgswillen und kann je nach Branche neue Beschäftigungsmöglichkeiten oder ein höheres Gehalt eröffnen. Bei Ingenieuren beispielsweise profitieren diejenigen, die gleichzeitig technisches und betriebswirtschaftliches Know-how mitbringen. Für viele Ingenieure werden daher berufsbegleitende IHK- oder MBA-Lehrgänge immer interessanter, die in Rechnungswesen und Controlling, Management und Marketing schulen und gezielt auf Führungsaufgaben vorbereiten. Quelle: Fotolia
Verhandeln Sie Ihr Gehalt neuBereiten Sie das Gehaltsgespräch mit Ihrem Vorgesetzten fundiert vor. Arbeiten Sie im Vorfeld klar heraus, welchen Beitrag Sie zum Erfolg des Unternehmens leisten. Welche Argumente rechtfertigen Ihren Gehaltswunsch: Haben Sie mehr Personalverantwortung übernommen? Ihren Aufgabenbereich erweitert? Umsatzziele übertroffen oder Projekte erfolgreich abgeschlossen? Vor dem Gespräch sollte Sie für sich die Höhe Ihres Gehaltswunsches definieren. Bedenken Sie, dass die Zahl, die Sie nennen von Ihrem Gegenüber als Verhandlungsbasis aufgefasst wird. Prinzipiell gilt: je besser Sie vorbereitet sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass Ihr Vorgesetzter Ihnen eine Gehaltserhöhung bewilligt. Quelle: Fotolia
Bauen Sie Ihr Netzwerk ausMachen Sie sich zunächst Ihr vorhandenes Netzwerk bewusst. Dann überlegen Sie, wie und in welche Richtung Sie es ausbauen wollen. Networking ist allerdings deutlich mehr, als wahllos Kontakte zu horten. Richtiges Netzwerken ist ein konstantes Geben und Nehmen. Werden Sie sich daher über Ihre Stärken klar und vermarkten Sie diese gewinnbringend. Quelle: Fotolia

Außerdem gilt laut Rhetorik-Coach Thiele: „Eröffnen Sie das Gespräch immer positiv. Wenn Sie es dann noch schaffen, gemeinsame Interessen und Werte hervorzuheben, funktioniert das Andockmanöver an die Welt des Chefs in der Regel.“ Allerdings tickt nicht nur jeder Chef anders, auch je nach Situation sind verschiedene Herangehensweisen nötig. Eine Anleitung für die schwierigsten Gespräche mit dem Vorgesetzten.

JOBWECHSEL

Situation: Ich habe mich auf eine Stelle außerhalb meines Unternehmens beworben und eine Zusage erhalten. Der Job ist eine deutliche Verbesserung. Deshalb möchte ich ihn annehmen.

Die richtige Vorbereitung: Informieren Sie sich über Ihre Kündigungsfrist. Und spielen Sie andere Fragen durch: Gibt es vielleicht sogar Vorteile für meinen Chef, wenn ich das Unternehmen verlasse? Etwa wenn er ohnehin Stellen abbauen muss oder Sie zu einem Unternehmen wechseln, das einen nützlichen Kontakt für ihn darstellt. „Machen Sie sich bewusst, wie wichtig das Verhältnis zum Chef zukünftig vielleicht noch ist“, sagt von Elverfeldt. „Schließlich wollen Sie noch ein gutes Arbeitszeugnis oder Ihr neuer Vorgesetzter informiert sich bei Ihrem Ex-Chef über Sie.“ Vor allem in kleinen Branchen gilt: Man sieht sich immer zweimal im Leben.

Worauf die Deutschen bei einem neuen Job Wert legen

Der richtige Zeitpunkt: Sobald Sie den Vertrag unterschrieben haben, sollten Sie sich mit Ihrem Noch-Chef darüber unterhalten. „Nichts ist schlimmer, als wenn der Chef über den Flurfunk von Ihrem Abgang erfährt.“

Die richtigen Worte: Beginnen Sie das Gespräch mit etwas Positivem, vielleicht auch mit Dank für die gute Zusammenarbeit oder für eine spezielle Förderungsmaßnahme. „Das sollte auch im Kündigungsschreiben unbedingt zum Ausdruck kommen“, rät Coach Thiele. Und auch Psychologin von Elverfeldt hat passende Einstiegssätze für das so schwierige Abschiedsgespräch parat, etwa: „Die Entscheidung ist mir sehr schwer gefallen, weil ich die Zusammenarbeit mit Ihnen außerordentlich schätze…“ oder  „Sie hatten doch immer gesagt, ich wäre nicht hungrig und ehrgeizig genug. Das habe ich mir zu Herzen genommen und von Ihnen viel gelernt. Nun möchte ich zeigen, was noch in mir steckt…“ Am besten Sie kennen sogar jemanden, der Sie ersetzen könnte. „Chefs sind grundsätzlich für Lösungsvorschläge dankbar“, sagt Thiele.

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