Karriere als Steuerberater Zahlenexperte mit sozialen Kompetenzen

Ein sauberes finanzielles Verhältnis mit dem Staat – wer das will, wendet sich meist an einen Steuerberater. Dieser muss sich in der Gesetzeslage gut auskennen und ein Gespür für Menschen haben. Keine einfache Aufgabe.

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Steuerberater verschaffen sich zunächst einen Überblick über die Finanzlage ihrer Klienten. Foto: Fotolia

Köln Die Eigenschaften eines guten Steuerberaters sind schnell aufgezählt. Er muss logisch denken können, die Grundrechenarten beherrschen, die deutsche Sprache lieben und die Gesetzesregeln kennen, fleißig sein und Menschen gut zuhören können. Klingt nicht nach viel Aufwand, möchte man meinen.

Die Realität ist ein wenig komplizierter. „Es braucht einen langen Atem, um das Berufsziel ‘Steuerberater‘ zu erreichen“, sagt Vicky Johrden vom Deutschen Steuerberaterverband e.V. (DStV). Das erfolgreiche Bestehen des Steuerberaterexamens, das die Ausübung des Berufes erst ermöglicht, können Steuerfachangestellte erst nach zehn Jahren Praxis anstreben. Diese Zeit kann durch eine Fortbildung zum Steuerfachwirt und Bilanzbuchhalter auf sieben Jahre reduziert werden. Wer ein BWL- oder ein Jurastudium vorweisen kann, muss hingegen nur zwei bis drei Jahre praktische Erfahrung sammeln, bis er zum Examen zugelassen wird.

Und danach ist es mit dem Pauken nicht vorbei. Laufend müssen sich die Steuerexperten über Gesetzesänderungen informieren, regelmäßig  einschlägige  Fachzeitschriften lesen und stets über die Urteile des Bundesfinanzhofs Bescheid wissen. Wer nebenbei noch den Beruf des Wirtschaftsprüfers ausübt, muss zusätzlich mindestens 40 Stunden Fortbildung pro Jahr absolvieren. Das oft überstrapazierte Begriffspaar des „lebenslangen Lernens“ trifft auf den Steuerberater besonders zu.

Mit ihrem Wissen sind Steuerberater besonders begehrt bei Arbeitgebern. „Sei es als Selbständige, im Angestelltenverhältnis oder als Syndikus-Steuerberater in der Steuerabteilung eines großen Konzerns“, erklärt DStV-Referentin Vicky Johrden.

In den vergangenen Jahren ist das Stellenangebot laufend gestiegen (Vgl. Grafik Arbeitsmarkt Steuerberater). Das zeigt der Handelsblatt Jobturbo. Dieser bündelt die Stellenanzeigen für Fach- und Führungskräfte der bundesweit bedeutendsten (Online-) Stellenbörsen und Zeitungen sowie der Karriereportale der Top-Unternehmen.

In einer großen Kanzlei ist vor allem wirtschaftliches  Know-How gefragt. „Unsere Mitarbeiter müssen Freude an dem Durchleuchten von wirtschaftlichen Zusammenhängen haben“, erklärt Carsten Heinz von der Kanzlei Noerr, die mit 164,5 Millionen Euro Umsatz im Jahr zu den zehn größten Häusern in Deutschland zählt. „Sie müssen daher über den Tellerrand hinaus schauen können“, fügt Heinz hinzu. „Flexibilität im Kopf ist wichtig.“


Was Steuerberater verdienen

Im Kerngeschäft der Kanzlei – Firmenübernahmen und Vorbereitung von Börsengängen – ist eine gestalterische und kreative Arbeitsweise gefragt. Schließlich geht es darum, Verzahnungen zwischen verschiedenen Rechtsgebieten zu erkennen, um wirtschaftliche Probleme zu lösen. „Unsere  Mitarbeiter stehen am Anfang vor einem weißen Papier und müssen dann eine Lösung skizzieren, in die alle ihre Vorstellungen zugunsten des Kunden einfließen“, sagt Heinz. Dazu gehören Fragen zur Steuergestaltung im Zusammenhang mit einem Kauf/Verkauf, im Zuge einer Reorganisation oder einem Börsengang wie auch die Durchsetzung der Interessen des Mandanten im Rahmen einer Betriebsprüfung. Die Kanzlei arbeitet unter anderem für Mandanten aus dem DAX-30-Bereich, aber auch für solche, die an die Börse drängen. Die letzten beiden Börsengänge, die Noerr mit vorbereitet hat, sind die von Zalando und Rocket Internet.

Gute Berater zeichnen sich besonders dadurch aus: Dem Mandanten entlocken, was steuerrelevant ist; herausfinden, ob er sich eventuell außerhalb des gesetzlichen Rahmens bewegt und ihn dann korrekt beraten. Mit einer Einschränkung allerdings: Kapitalanlageberatung mit dem Ziel, Steuern zu hinterziehen

So abwechslungsreich der Beruf des Steuerberaters ist, so unterschiedlich gestaltet sich die Höhe des Gehalts. Die großen Kanzleien wie Noerr zahlen den BWL-Absolventen ein Einstiegsgehalt zwischen 45.000 und 55.000 Euro pro Jahr, Juristen erhalten mehr. Andere Häuser wie Clifford Chance (Umsatz in Deutschland 2013: 196,0 Millionen Euro) legen für Topanwärter schon mal 100.000 Euro auf den Tisch. „Wir erwarten dafür aber auch Kandidaten mit Prädikatsexamen; Leute die perfekt englisch sprechen, ausdrucksbegabt sind und den hohen Anforderungen der Arbeit standhalten können“ erklärt Uwe Schimmelschmidt, bei Clifford Chance Leiter des Bereichs Tax.

Hohe Anforderungen, das sind vor allem lange Arbeitszeiten bei großen Deals. Da können bei großen Wirtschaftskanzleien und Beratungsgesellschaften auch schon mal 60 Stunden pro Woche im Büro anfallen. „Die schuften wie Tiere und bekommen dafür aber auch ein Schweinegeld“, sagt einer, der die Branche von innen kennt, „die Top-Verdiener in diesen Häusern erhalten 200.000 bis 250.000 Euro Lohn im Jahr.“

Bei den restlichen Steuerberatern hängt das Gehalt von verschiedenen Faktoren ab. Etwa wo sie arbeiten, von der Größe ihrer Kanzlei, von der Berufserfahrung, dem persönlichen Verhandlungsgeschick. „Vor diesem Hintergrund lassen sich die Anfangsgehälter nicht allgemeingültig festlegen“, sagt Vicky Johrden vom Deutschen Steuerberaterverband.

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