Karriere-Ausblick 2022 Welche Branchen die besten Job-Chancen bieten

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So ist die Lage in IT, Logistik, Maschinenbau, Versicherungen und Wissenschaft


IT und Telekommunikation

Gehaltsspanne

Einsteiger (Akademiker): 42.000 bis 48.000 Euro. Das Gehalt ist bei Telekommunikationsunternehmen etwas höher.

Management circa 45 Jahre alt: 82.000 bis 119.000 Euro, das ist die Spanne vom Infrastruktur-Leiter bis zum Leiter IT.

Lage der Branche

IT und Telekommunikation sind Profiteure der Krise. Kollaborationstools wie Slack, Kommunikationsplattformen, der dringende Bedarf nach raschen Plattformlösungen im Handel, gestiegene Anforderungen an die IT-Sicherheit und Erreichbarkeit im Homeoffice haben für einen extremen Nachfrageboom gesorgt. IT-Dienstleister haben nach wie vor mit Outsourcing-Wettbewerbern zu kämpfen und sind tendenziell zu teuer, auch und gerade in Branchen, die selbst von der Krise gebeutelt sind. Deutschland ist aber weiterhin der weltweit fünftgrößte Informationstechnik-Markt.

Chancen und Risiken

Der Trend zum Homeoffice und digitalem Vertrieb wird auch 2022 die Branche weiter beflügeln. Insgesamt werden alternative, digitale Geschäftsmodelle in allen Branchen weiter an Bedeutung gewinnen und so die Nachfrage entsprechender Lösungen und Dienstleistungen steigern. Die Cloud-Technologien sind der Treiber für die digitale Transformation, die derzeit in allen Industriezweigen Einzug hält. Damit verbunden werden Themen wie Big-Data-Management und Cybersecurity einen führenden Platz einnehmen sowie Business-Software-Bereich ERP für eine hohe Beschäftigung in diesem Bereich sorgen.

Für Einsteiger und Jobwechsler sind die Aussichten sowohl in der Telekommunikationsbranche als auch bei IT-Dienstleistern oder in IT-Abteilungen exzellent.


Logistik

Gehaltsspanne

Einsteiger: 40.000 Euro (Master), 55.000 Euro (Promotion)

Management circa 45 Jahre alt: 50.000 bis 100.000 Euro für Teamleiter, 110.000 bis 140.000 Euro für Abteilungsleiter

Lage der Branche

Die Logistikbranche in Deutschland hat die Folgen der Pandemie überraschend gut überstanden. Die Zeichen stehen bei vielen Unternehmen weiterhin auf Wachstum. Deutschland punktet im Logistics Performance Index (PLI) der Weltbank weltweit mit seinem erstklassigen Verkehrs- und Transportnetzwerk, das auch und vor allem für internationale Tagungsgäste einfache Erreichbarkeit ermöglicht. Durch seine zentrale Lage in Europa bleibt Deutschland weiterhin der wichtigste Logistikdreh- und Angelpunkt in der Region.

Die Stärke des Sektors drückt sich auch in seinem Anteil am deutschen Bruttosozialprodukt aus: 2020 wurden Umsätze von rund 268 Milliarden Euro erzielt, womit die Logistikbranche an dritter Stelle hinter der Automobilwirtschaft und dem Handel steht. Im Jahr 2021 wird der Umsatz bei fast 280 Milliarden Euro liegen, allein die Sparte Spedition und Logistik wird hierzu rund 115 Milliarden Euro beitragen.

Die dynamischsten Logistikregionen Deutschlands sind Hamburg, das Ruhrgebiet sowie Nordhessen.

Grenzkontrollen, Lockdowns und die Folgen des Brexits haben die Logistikkonzerne in Europa zwar auch in diesem Jahr in Atem gehalten. Nach dem Corona-bedingt zunächst drastischen Konsumrückgang im Vorjahr, der aber noch in 2020 zum Teil überkompensiert werden konnte, ist das hohe Niveau auch im Jahr 2021 gehalten worden. Produktionsstopps in der Industrie – zum Beispiel wegen des Halbleiter-Mangels – haben diese positive Entwicklung kaum eingetrübt.

Chancen und Risiken

Daten in jeglicher Form werden eine hohe Bedeutung haben, vor allem in einer Zeit, in der die Vernetzung über das Internet und der Austausch von Daten essenziell für nahezu alle Geschäftsprozesse sind. Neben dem reinen Datenaustausch werden selbstlernende Algorithmen und die Verknüpfung von reeller und virtueller Welt bei der Optimierung der Prozesse weiterhin von hoher Bedeutung sein, um auf der einen Seite den gestiegenen Kundenanforderungen gerecht zu werden und um gleichzeitig in einer Branche mit stets hohem Kostendruck die Margen auf einem stabilen Niveau zu halten.


Maschinen- und Anlagenbau

Gehaltsspanne

Einsteiger: 45.000 Euro (Master), 60.000 Euro (Promotion)

Management circa 45 Jahre alt: 80.000 bis 100.000 Euro für Teamleiter, 120.000 bis 140.000 Euro für Abteilungsleiter

Lage der Branche

Die mittelständisch geprägten Unternehmen des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus nehmen in ihren Segmenten eine führende Rolle auf den internationalen Märkten ein. Das Jahr 2020 war von einer deutlichen Investititionszurückhaltung der Kunden geprägt. Darüber hinaus schlugen sich die Auswirkungen der Covid-Pandemie mit Lieferkettenschwierigkeiten in vielen Ländern und weltweiten Lockdowns deutlich nieder. Weltweit konnten rund 204 Milliarden Euro erlöst werden, was einem Rückgang von knapp elf Prozent entspricht. Für die Jahre ab 2022 wird eine Rückkehr auf den langjährigen Wachstumspfad erwartet. 

Zum Ende des dritten Quartals 2021 waren 1,01 Millionen Mitarbeiter im deutschen Maschinen- und Anlagenbau beschäftigt. Damit ist die Branche neben der Automobilindustrie der größte Arbeitgeber in Deutschland. Trotz deutlichem Rückgang des Geschäftsvolumens in 2020 haben die Unternehmen die Zahl der Beschäftigten nur um etwa drei Prozent reduziert.

Chancen und Risiken

Für den Maschinen- und Anlagenbau gibt es eine Reihe von Zukunftsthemen, die neue und stabile Wachstumsfelder eröffnen: Vor allem der Klimaschutz und besonders die Reduktion von den Klimawandel verursachenden Treibhausgasen sowie Nachhaltigkeit im Sinne von Ressourcenschonung. Die Unternehmen konzentrieren sich dabei sowohl auf die Entwicklung neuer Produktgenerationen als auch auf die Transformation bestehender Anlagen und Systeme. Ebenso werden neue Geschäftsmodelle entstehen, die verstärkt auf Werterhalt und -steigerung von Maschinen und Anlagen über ihren Lebenszyklus abzielen.

Dies führt schon wieder zu Fachkräfteengpässen. Für Bewerber mit den passenden technischen Kompetenzen ergeben sich daraus spannende Karriereperspektiven.


Versicherungen

Gehaltsspanne

Einsteiger: 27.000 Euro (ohne Studium), 47.000 Euro (Hochschulabschluss), 52.000 Euro (Master), 66.000 Euro (Promotion).

Management circa 45 Jahre alt: 115.000 bis 145.000 Euro für Abteilungsleiter

Lage der Branche

Die deutschen Schaden- und Unfallversicherer erwartet angesichts der hohen Naturkatastrophen im vergangenen Jahr, steigenden Schadenkosten und des ausgeprägten Wettbewerbs insbesondere im Bereich Kfz eine schwierige Zukunft. Verheerende Stürme in den USA und die Überschwemmungen in Europa machen 2021 zu einem der teuersten Naturkatastrophenjahre. Die Lage der Lebensversicherer ist dagegen tendenziell etwas besser.

Die Versicherungsbranche muss sich daher auf eine ganze Reihe von Trends und Entwicklungen einstellen und generell auch mit der Unsicherheit aus Finanzmärkten, Zinsentwicklungen und der aktuellen Covid-Pandemie umgehen. Kunden wollen flexiblere, passgenaue Lösungen über vollständig digitale Kanäle. Zudem sind sie wesentlich besser informiert und verlangen ein hohes Maß an Kostentransparenz und tatsächlichen Mehrwerten.

Chancen und Risiken

Versicherungsstrukturen sind immer noch sehr traditionell und in Teilen hierarchisch organisiert. Zudem sind kleinere Versicherer weniger profitabel und damit sind auch die Arbeitsplätze dort weniger sicher. Große Konzerne hingegen agieren in weiten Teilen noch starr und bieten nur bedingte Aufstiegsmöglichkeiten. Gerade in jüngster Vergangenheit sind eine Reihe von Innovations-Labs aufgrund nicht unmittelbar erfolgreicher Geschäftsmodelle wieder eingestellt worden. Wer keine Versicherungsmathematik studiert hat und agile und dynamische Teams sucht, ist in Start-ups besser aufgehoben.


Wissenschaft und Bildung

Gehaltsspanne

PostDoc, also nach Promotion: 54.000 bis 60.000 Euro

Forschungsgruppenleiter: 78.000 bis 82.000 Euro

Lage der Branche

Die letzten Monate haben es gezeigt: Das Wort der Wissenschaft hat in der gesellschaftlichen Debatte wieder mehr Gewicht. Insbesondere, wenn es um gesellschaftlich heikle Fragen geht, so sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse im Diskurs umso wichtiger. Das zeigt der frisch eingesetzte Expertenrat, der mit führenden Virologinnen und Medizinern besetzt ist. Die großen gesellschaftlichen Herausforderungen werden in den Forschungsinstituten zum Kernthema der Erkenntnissuche gemacht.

Um Forschung voranzutreiben und innovative Ideen in die Praxis zu überführen, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung die Hightech-Strategie 2025 verabschiedet. Sie soll allen Akteuren im Innovationsgeschehen Orientierung geben und auch die Wirtschaft als starken Partner involvieren. Immerhin arbeiten rund 64 Prozent aller Forschenden in privatwirtschaftlichen Unternehmen.

In der Statistik des europäischen Patentamts liegt Deutschland mit 14 Prozent aller 2020 eingereichten Patente an der Spitze der europäischen Länder. Allerdings nehmen die USA mit 25 Prozent aller in Europa eingereichten Patente den Spitzenplatz ein. Auch sind die Unternehmen, die die meisten Patente beim europäischen Patentamt eingereicht haben, nicht aus Deutschland, ja, nicht einmal aus Europa: Samsung, Huawei und LG belegen die ersten drei Plätze. Erst auf dem fünften Platz kommt mit Ericsson ein europäisches Unternehmen. Die Verteilung zeigt, aus welcher Branche momentan die meisten Innovationen kommen.

Chancen und Risiken

Innovationszyklen werden immer stärker verkürzt. Forschung wird immer weiter digitalisiert. Der Wissenschaftsbetrieb wird weiter internationalisiert. Damit entstehen Forschungsnetzwerke mit großem Potenzial. Allerdings werden diese Netzwerke von Forschungsprojekten geprägt sein, die nicht in Deutschland betrieben werden. Chancen ergeben sich vor allem für diejenigen, die mobil sind und einen mehrjährigen Forschungsaufenthalt in ihren Lebensentwurf einbauen wollen.

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Auch wenn im wissenschaftlichen Betrieb in den Forschungsinstituten nach Tarif bezahlt wird, heißt dies nicht, dass keine internationalen Wettbewerbsstandards angelegt werden. Hier existiert ein doppelter Wettbewerb: einerseits mit exzellenten Absolventen aus Universitäten, die zunehmend in Asien liegen, andererseits mit globalen Konzernen, die fantastische Forschungsbudgets einplanen.

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